Einsatzort Vergangenheit (German Edition)
ich
aber dann doch an, denn die gab es zu jener Zeit noch nicht und nach unten ohne
stand mir ganz klar nicht der Sinn. Zuallererst fiel mir ein Korsett in die
Hand. Ich stöhnte auf, wie hatte ich das nur vergessen können? Ein Korsett
gehörte zu jedem Kleid dieser Zeit. Sonderlich scharf war ich nicht darauf es
anzuziehen, denn wer zieht schon freiwillig ein Folterinstrument an, aber ich
wusste, dass ich im Grunde genommen keine andere Wahl hatte. Ich begann mit dem
Anziehen, in dem ich in das knielange Leinenhemd schlüpfte, danach zog ich mir
das Korsett über, welches so natürlich viel zu weit war. Klar, man musste es
noch schnüren, weglassen ging leider nicht, denn es war nicht nur Korsage,
sondern zeitgleich auch Teil des Oberteils. Und um das Korsett anzuziehen zu
können, brauchte ich Hilfe. Was war das für eine Zeit, in der man sich noch
nicht mal alleine anziehen konnte, sondern für jeden Handgriff Hilfe brauchte?
Es gab weit und breit nur einen, der mir helfen konnte in dieses Monstrum zu
kommen. Hätte es irgendeine andere Möglichkeit gegeben, dann hätte ich alles
andere getan, als das, was ich als Nächstes tat.
„Phil,
kommst du bitte mal?“ Mit fragendem Blick kam er hinter meine Schutzwand, die
Arme über der Brust verschränkt, wartete er auf meine Erklärung.
„Wärst
du so nett und würdest mir bitte das Korsett schnüren“ Zu allem Überfluss
merkte ich, dass mein Gesicht flammend rot aufleuchtete. Ging es noch
peinlicher? Warum nur war ich so verklemmt?
„Normalerweise
ziehe ich Frauen diese Dinger aus, aber bei dir mache ich wohl besser eine
Ausnahme!“ Anzüglich grinsend kam er auf mich zu und machte sich daran die
Bänder hinter meinem Rücken festzuziehen. Mir kam es so vor, als machte er das
nicht zum ersten Mal, denn ruckzuck hatte er mich eingeschnürt.
Glücklicherweise hatte er mich nicht allzu fest eingebunden, sodass ich immer
noch einigermaßen gut Luft holen konnte. Kaum war er fertig, reichte er mir
schon einen Reifrock, es folgte ein langes Hemdkleid mit bestickten Ärmeln und
Kragen. Zu guter Letzt kam ein grünes Kleid aus fein gesponnener Wolle über
meine bisherigen Kleiderschichten. Der auffälligste Teil des Kleides war der
sogenannte Stomacher, ein aufwendig verzierter Brustpanzer, der meine Brüste
flach drückte und einem weiteren Korsett ähnlich wirkte. Auch hier musste Phil
mir wieder behilflich sein, da das Kleid ebenfalls im Rücken zusammengeschnürt
wurde. Mit einem Mal hatte ich eine Menge Respekt für die Frauen dieser Zeit.
Ich hatte zwar schon viele Kostüme aus dieser Epoche gesehen, aber noch nie
eines getragen. Von daher war mir nie bewusst gewesen, was diese Kleider für
ein Gewicht mit sich brachten. Dabei trug ich noch nicht mal ein besonders
aufwendiges Kleid, das noch mehr Lagen, schwerere Stoffe und
Schmuckverzierungen hatte. Dennoch konnte ich mich nicht des Eindrucks
erwehren, dass ich spontan einige Kilos zugelegt hatte. Und noch einen
Nebeneffekt hatte das Kleid: Ich schwitzte, ich spürte, wie meine Schweißdrüsen
arbeiteten, was das Zeug herhielt und es war noch nicht einmal richtig heiß
draußen. Wie wäre das erst im Hochsommer? Und meine Haltung erst! Meine Mutter
wäre hellauf begeistert gewesen, hätte sie meine kerzengerade Haltung zu
Gesicht bekommen, vorbei war es mit der lässigen Haltung. Den Gürtel, den Phil
mir reichte, legte ich mir um, wobei nicht genau wusste, wozu er dienen sollte.
Die Korsage gab die Form der Taille doch schon vor, aber es gehörte wohl dazu,
also fragte ich nicht weiter nach. Ich musste es Phil zugutehalten, dass er es
geschafft hatte, mir etwas zum Anziehen mitzubringen, was mir passte. Wenn man
bedachte, dass meine Körpergröße weit über dem Durchschnitt dieser Epoche lag,
war das eine enorme Leistung. Selbst die Schuhe, die ich über meine, ebenfalls,
neuen Strümpfe anzog, passten wie angegossen. Vermutlich hatte ihm sein großer
Erfahrungsschatz in Sachen weibliches Geschlecht dabei geholfen, mir perfekt
passende Kleidung zu besorgen. Ein Blick und er wusste, welche Größe ich
benötigte, ich hätte nicht gedacht, dass ich ihm mal dafür dankbar wäre.
„Hier,
das fehlt noch.“ Phil reichte mir eine grüne Haube, unter der ich mit Mühe und
Not meine langen, lockigen Haare versteckte. Wie gerne hätte ich mich im
Spiegel betrachtet um mein Aussehen zu überprüfen, aber den gab es in diesem
Stall nicht. Aber wir hatten etwas anderes, was vielleicht noch viel
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