Einsatzort Vergangenheit (German Edition)
unverbindlich auf
die Einladung Shakespeares.
„Sagt
am Eingang dem dicken Harry Euren Namen. Er wird euch daraufhin die besten
Plätze geben. Ich werde ihm entsprechende Anweisung geben. Seht es, als
Entschuldigung dafür an, dass ich mich Eurer Gattin auf ungebührliche Weise
genähert habe.“
„He
Will, kommst du endlich wieder? Wir wollten doch eine Runde würfeln!“, drang es
vom Nachbartisch von seinen Freunden zu uns hinüber.
„Ihr
hört, ich werde anderweitig benötigt. Und ich meinte, was ich gesagt habe. Es
wäre mir eine Ehre, wenn Ihr Euch mein neues Stück ansehen könntet.“ Er
verabschiedete sich von uns und ging zu seinen Saufkumpanen. Sicherlich freute
es ihn, wenn wir uns das Stück ansahen, denn wenn es uns gefiel, konnte er
davon ausgehen, dass wir den Leuten davon erzählten und somit noch mehr Leute
ins Theater kamen und er mehr verdienen konnte. So sah es doch aus und nicht,
weil er uns nach so kurzer Zeit ins Herz geschlossen hatte und er sich für sein
Verhalten entschuldigen wollte. Wenn es darauf ankam, betrachtete ich die Welt
nicht mehr durch die rosarote Brille, sondern sah den Fakten direkt ins
Gesicht.
„Können
wir bitte, bitte hingehen?“, bettelte ich innbrünstig, als wir wieder unter uns
waren.
„Wir
wissen doch noch gar nicht, ob wir dann noch hier sein werden. Vielleicht sind
wir dann schon wieder zu Hause.“.
„Daran
habe ich gar nicht gedacht. Aber wäre es nicht toll, wenn wir bei der
Uraufführung von Romeo und Julia dabei sein könnten? Wenn wir noch hier sind,
dann könnten wir doch hingehen, oder?“ So gerne ich wieder nach Hause wollte,
die Gelegenheit bei diesem Ereignis dabei zu sein, hätte ich für mein Leben
gerne wahrgenommen.
„Dir
mag es zwar nicht so vorkommen, aber wir sind nicht zum Vergnügen hier. Meine
Aufgabe ist es, herauszufinden, was hier falsch läuft und es wieder in die
richtige Bahn zu bringen. Ansonsten kann sich alles, was wir bisher kannten
ändern. Willst du das riskieren?“ Seine Entschlossenheit aus diesem Ausflug in
die Vergangenheit kein Picknick zu machen, erstaunte mich. Er schien seine
Arbeit sehr ernst zu nehmen. Moment mal, seine Arbeit? Aber er war doch Lehrer,
wie konnte er da auch noch Zeitreisender sein? Wie konnte er zwei Jobs unter
einen Hut bringen? Warum war mir der Gedanke nicht schon vorher gekommen?
„Sag
mal, wie machst du das eigentlich? Du bist Lehrer und gleichzeitig hast du noch
einen Nebenjob? Wie schaffst du das?“ Ich wollte nicht unbedingt das Wort
Zeitreisen in den Mund nehmen. Obwohl wir Deutsch sprachen, hätte uns sonst wer
verstehen können, denn in diesem Gasthaus schienen sich Menschen aus der ganzen
Welt aufzuhalten. Bei meiner Frage verschluckte er sich fast an seinem Ale und
es dauerte einen Moment, bis er mir antworten konnte. So intim war meine Frage
aber auch nicht gewesen.
„Oh,
äh, das ist nicht so schwer. Kann halt mal passieren, dass ich es nicht schaffe
meinen Unterricht rechtzeitig vorzubereiten. Du musst aber wissen, dass ich
eine sehr nette Kollegin habe und die hilft mir gerne mal aus!“ Dann hatte er
damals nicht wegen einer seiner Flammen keine Vorbereitung gehabt, sondern weil
er unterwegs gewesen war? Das stellte die Sache mit einem Schlag in einem ganz
anderen Licht dar. Die Geschichte wieder in Ordnung zu bringen, hatte ganz klar
Vorrang gegenüber der Unterrichtsvorbereitung. Dafür konnte sogar ich
Verständnis aufbringen, was mir bei seiner vorherigen Geschichte so völlig
abgegangen war.
„Hättest
du mir damals gesagt, dass du die Welt retten musst, hätte ich dir die
Unterlagen sicherlich mit Kusshand gegeben!“, scherzte ich, wohl wissend, dass
ich wahrscheinlich, ohne zu zögern, den Krankenwagen mit den netten Herren, die
die weißen Jacken mitbrachten, bestellt hätte.
"Ja
klar", kommentierte er trocken.
Mit
einem Mal merkte ich, dass ich sehr müde war und nur mit Mühe ein Gähnen unterdrücken
konnte. Der Gedanke nach oben zu gehen, und mich dort zur Ruhe zu begeben,
behagte mir jedoch keinesfalls. Dort wartete ein Doppelbett auf uns, das für
meine Verhältnisse viel zu klein war, um es mit einem Mann zu teilen, der nicht
mein Freund war. Hinzu kam, dass ich diesen Mann auch noch unverschämt
attraktiv fand, auch wenn ich es in den letzten Wochen verdrängt hatte und ich
mich nur auf sein Wesen konzentriert hatte. Jetzt, in dieser Situation, übte er
eine gewisse Faszination auf mich aus, der ich mich nur sehr schwer entziehen
konnte. Da half
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