Einsatzort Vergangenheit (German Edition)
die Welt
unter und du hast selig vor dich hingeschlummert. Du bist übrigens richtig süß,
wenn du schläfst. Fast unschuldig und niedlich. Gar nicht mehr so, wie du sonst
bist.“ Er schaffte es tatsächlich, in einen netten Kommentar eine miese
Gemeinheit zu verpacken. Mein Kopfkissen hinter mir hervorziehend, erhob ich
mich und schlug mit dem Kissen auf ihn ein. Feste, damit es richtig wehtat!
„Mistkerl“,
fauchte ich ihn an.
„Du
kleine Kratzbürste!“ Mit einer flinken Bewegung hatte er sich ebenfalls erhoben
und fing meinen Arm ab. Ich war gerade dabei erneut mit dem Kissen auf ihn einzudreschen,
aber seine eiserne Umklammerung hielt meinen Arm fest und ich wurde gezwungen
innezuhalten. Wieder blickten wir einander in die Augen und wie schon am Tag
zuvor, verlor ich mich in seinem unergründlichen Blick. Ihm schien es ähnlich
zu gehen, denn für einige Sekunden starrten wir einander nur wortlos an, bis er
mich losließ, als hätte er sich verbrannt.
„Ich
glaube, wir sollten zusehen, dass wir so schnell wie möglich losziehen. Wir
wollen ja wieder nach Hause!“, sprach es und floh mit einem Satz aus dem Bett.
„Was
steht heute auf dem Plan?“, wollte ich eine Weile später von ihm wissen. Unser
Vorgehen ließ mich an die Ermittlungen der Polizei denken, immer auf der Suche
nach Spuren, die zum Täter führen sollten. Zurzeit tappten wir allerdings noch
gewaltig im Dunkeln.
„Wir
sollten zu Plätzen gehen, an denen viele Menschen sind. Und wo findet man die
meisten Leute?“ Er hielt für einen Moment inne, als wartete er auf eine Antwort
meinerseits, sprach aber dann doch gleich weiter: „Auf Märkten und überall wo
man einkaufen kann. Wenn das nichts bringt, müssen wir morgen versuchen nach
Westminster zu kommen. Dort erfährt man auch eine Menge Klatsch. Und dann sind
da noch die Theater, wo auch noch sehr viele verschiedene Menschen zusammen
kommen. Und wenn wir dann noch immer nichts haben, bin ich mit meinem Latein am
Ende.“ Das waren nicht unbedingt die Worte, die ich hatte hören wollen. Ich
hatte gehofft, dass er die Zeit, in der ich geschlafen hatte, genutzt hatte, um
den ultimativen Plan für die Heimreise zu entwickeln. Aber wieder nix. Auf
nichts war Verlass!
„Nur
so rein interessehalber, gab es schon mal Zeitreisende, die, sagen wir,
verschollen sind? Besteht die Gefahr, dass wir hier bleiben?“ Sicherlich war es
gigantisch und einmalig in die Vergangenheit zu reisen, aber wenn es bedeutete,
dass ich meine Familie und Sven nie mehr wiedersehen würde, konnte mir die
Zeitreiserei gestohlen bleiben. Das passte natürlich in mein Leben: Endlich
hatte ich einen netten Mann kennengelernt, schon trennten uns ein paar
läppische Jahrhunderte vom gemeinsamen Happy End.
„Keine
Angst, wenn wir hier nichts rausfinden, werde ich irgendwie versuchen Hilfe zu
besorgen“, versuchte er mich zu beruhigen. Was ihm für einen kurzen Moment auch
gelang, doch der nächste Gedanke, der mir in den Kopf kam, ließ mich nahezu
schwindelig werden. Warum hatte ich da noch nicht früher dran gedacht?
„Die
Zeitmaschine ist doch in deinem Handy, oder?“ Phil nickte zustimmend.
„Und
Handys laufen bekanntermaßen mit Akkus, und so ein Smartphone hat doch eine
sehr begrenzte Akkulaufzeit. Die logische Schlussfolgerung lautet also, dass
wir im schlimmsten Fall schon keinen Saft mehr haben und wir hier festsitzen,
da es hier keine Steckdosen zum Aufladen gibt!“ Meine Stimme klang merkwürdig
schrill in meinen Ohren.
„Beruhig‘
dich! Das Handy hat keinen Akku und muss nicht aufgeladen werden. Ich habe null
Plan, was es zum Laufen bringt. Richard könnte dir darüber sicherlich
stundenlang einen Vortrag halten, aber ich bin der falsche Ansprechpartner
dafür, wenn es um die Technik dieses Teils geht. Aber wir sind nicht für immer
hier gestrandet, das kannst du mir auf alle Fälle glauben. Ich war schon zu
Einsätzen, die mehrere Wochen gedauert haben und ich bin bisher immer
zurückgekommen“, beschwichtigte er mich. Das klang doch schon mal sehr gut,
aber auf eine meiner Fragen hatte er trotzdem noch immer nicht geantwortet.
„Du
hast mir noch nicht gesagt, ob es schon Zeitreisende gab, die nicht mehr
zurückkamen“, bohrte ich nach. Sein Seufzen und der ernste Blick, mit dem er
mich bedachte, trugen nicht zu meiner Beruhigung bei.
„Ja,
wir hatten auch schon Verluste zu verzeichnen, aber es hält sich in Grenzen.
Lass uns nicht darüber reden, wir sollten uns besser auf den Weg
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