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Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Titel: Einsatzort Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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einmal gefragt waren, ich spontan eine
Mandelentzündung bekommen musste.
     
    Wir
waren noch in unsere Unterhaltung vertieft, als Silvia hereinkam und Richard
bat mit ihr zu kommen, da er dringend benötigt wurde. Er entschuldigte sich und
ließ mich allein. Um nicht nutzlos herumzusitzen, stand ich auf und sah mich
genauer seinem Büro um. Noch immer war ich fasziniert von der museumsartigen
Atmosphäre, die der Raum ausstrahlte. Ich wanderte durch den Raum und
betrachtete die Stücke, die er auf seinen vielen Reisen angesammelt hatte. An
seinem Schreibtisch angelegt, erregte eines der Bilder, die dort standen, meine
besondere Aufmerksamkeit. Es zeigte einen wesentlich jüngeren Richard, zusammen
mit einem Mann gleichen Alters, die Arme hatten sie jeweils auf die Schultern
des anderen gelegt. Vor ihnen stand ein Junge, den ich auf etwa sechs Jahre
schätzte. Alle drei lachten freudestrahlend in die Kamera. Wäre das ein Bild
aus unserer Zeit gewesen, dann hätte ich mir nichts weiter dabei gedacht.
Dieses Bild stammte aber eindeutig aus den Pioniertagen der Fotografie. Ich war
mir ganz sicher, dass es sich dabei nicht um eines dieser Bilder in Sepia
handelte, die man in Freizeitparks von sich schießen lassen konnte. Und der
kleine Junge, der mit einer großen Zahnlücke ins Bild strahlte, war ganz
eindeutig Phil! Ich nahm das Bild zur Hand, um es genauer zu betrachten. Er
mochte zwar inzwischen erwachsen sein, doch sein Lächeln war das gleiche
geblieben, minus der Zahnlücke. Es gab keinen Zweifel: Dieser Junge war Phil.
Wie war er dahin gekommen?
    „Na,
schnüffelst du in den Sachen anderer Leute rum?“, ließ mich eine Stimme von der
Tür her aufschrecken. Phil war, ohne dass ich es gemerkt hatte, eingetreten.
Schuldbewusst stellte ich das Bild zurück auf den Tisch. Phil war an mich
herangetreten und stand mit verschränkten Armen vor mir. Ich blickte zu ihm auf
und begegnete seinem regungslosen Blick. Bei dem Gedanken an die Geschehnisse
des Vorabends lief eine Gänsehaut über meinen Körper. Wieder und wieder
tauchten die Bilder seiner sinnlichen Lippen und dem hypnotisierenden Blick vor
meinem inneren Auge auf. Letzte Nacht hatte ich kaum geschlafen, denn sobald
ich eingeschlafen war, träumte ich davon ihn zu küssen und wachte jedes Mal
enttäuscht auf, da wir auch im Traum stets unterbrochen wurden. Warum hatte das
einen solchen Eindruck auf mich gemacht? Es war doch bisher alles gut gelaufen.
Wir hatten uns sogar etwas angefreundet, musste ich da gleich tiefere Gefühle für
ihn entwickeln, die alles kaputtmachten?
    „Das
auf dem Bild bist du, oder?“ Je weiter ich das Thema von den Geschehnissen des
Vorabends weglenkte, umso besser war das für mein verwirrtes Ich.
    „Ja,
zusammen mit Richard und seinem besten Freund Klaus. Die beiden haben die
Zeitmaschine erfunden. Das Bild ist bei einer ihrer Reisen entstanden. Ich
erinnere mich noch, wie wütend der Fotograf war, weil wir lachten. Damals waren
Bilder noch eine ernste Angelegenheit und niemand wagte es auch nur im Ansatz
zu lächeln und dann kamen wir drei und hatten Spaß! Aber da wir diejenigen
waren, die zahlten, hat er das Bild dann doch gemacht. Mein Gesicht schmerzte
vom Dauergrinsen, aber das war es wert.“ Seine Miene hatte einen sentimentalen
Ausdruck angenommen und ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als er sich an
die Episode erinnerte.
    „Aber
weshalb warst du dort? Ich dachte, dass du erst seit einigen Jahren dabei bist.
Aber wenn ich diesem Bild glauben schenken darf, bist du schon seit du klein
bist dabei."
    „Früher
oder später hättest du es eh erfahren, also kann ich es dir auch erzählen.
Richard ist mein Onkel. Meine Eltern sind sehr früh bei einem Autounfall ums
Leben gekommen. Ich war der einzige Überlebende und außer Richard gab es nur
noch eine Großtante, zu der ich partout nicht wollte, deshalb bin ich bei ihm
aufgewachsen. Das Bild ist auf meiner ersten Zeitreise entstanden. Ich rede nur
nicht gerne darüber, da ich wie einer der anderen Zeitreisenden behandelt
werden will und nicht wie der Neffe vom Boss.“ Mir fiel wieder ein, wie Richard
bei unserem ersten Treffen erwähnt hatte, dass Phil schon seit seiner frühesten
Jugend auf diesen Job vorbereitet worden war. Damals hatte ich das zwar
registriert, aber nicht näher hinterfragt, zu viel war zu diesem Zeitpunkt auf
mich eingestürmt.
    „Das
mit deinen Eltern tut mir leid, das muss schlimm für dich gewesen sein.“ Ich
konnte mir gar nicht

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