Einsatzort Vergangenheit (German Edition)
Antwort machen, was er wollte.
„Wir
sehen uns morgen früh. Gute Nacht und träum’ was Hübsches!“ Mit diesen Worten
öffnete er die Tür und verschwand, ohne meine Antwort abzuwarten. Wie konnte
ich nach diesem Ereignis noch ruhig schlafen? Mein Herz klopfte immer noch wild
bei der Erinnerung daran, wie es sich angefühlt hatte, als seine Lippen auf
meine trafen. So sanft und zärtlich war es gewesen, fast wie im Film. Seufzend
schloss ich die Tür, jetzt musste ich nur noch Marie glaubhaft versichern, dass
das was geschehen war, bedeutungslos war. Im Wohnzimmer hatte Marie bereits
begonnen, die Möbel an ihren ursprünglichen Platz zu schieben. Schnell kam ich
ihr zur Hilfe und wenige Augenblicke später machten wir es uns auf der Couch
bequem.
„So,
du gibst also Tanzunterricht?“ Ihre Miene hätte scheinheiliger nicht sein
können, als in jenem Augenblick.
„Ich
habe ihm nur ein paar Schritte gezeigt, das bekomme sogar ich hin.“
„Klar,
wenn jemand wie Phil mich fragen würde, ob ich ihm das Tanzen beibringen
könnte, wäre ich auch die Siegerin bei Let’s Dance gewesen. Jetzt verstehe ich
endlich, warum du nicht wolltest, dass ich mal in der Schule vorbeikomme. Wenn
alle Lehrer so aussehen wie er, dann ist es höchste Zeit meine Jobwahl zu
überdenken!“
„Glaub
mir, Phil ist eine Ausnahme.“ In allem, fügte ich in Gedanken hinzu.
„Kein
Wunder, dass du Sven den Laufpass gegeben hast, wenn du so jemanden wie ihn vor
der Nase hast. Zwischen euch knistert es gewaltig, man konnte fast die Funken
sprühen sehen."
„Du
siehst Gespenster und die Beziehung mit Sven habe ich beendet, weil ich mit
seinen Vorwürfen und seiner Eifersucht nicht zurechtkam, das weißt du ganz
genau. Zwischen Phil und mir ist absolut nichts!“, protestierte ich vehement.
Und das stimmte doch auch, da war nichts zwischen uns. Und wenn ich von ihm
hatte geküsst werden wollen, dann lag es an der Musik, der Atmosphäre und nicht
daran, dass ich Gefühle für ihn hatte. Ganz sicher nicht! Ihr zweifelnder Blick
verriet mir jedoch, dass sie mir das nicht abkaufte. Sie merkte aber, dass sie
nicht weiterkam und fing an, mir von ihrer Verabredung zu erzählen. Wir saßen
noch einige Zeit zusammen und sprachen über ihr Date, wobei es mir schwer fiel
ihr zu folgen, da meine Gedanken noch immer mit den Geschehnissen beschäftigt
waren, die sich vor ihrem Eintreffen abgespielt hatten.
17.
Kapitel
Das
nächste Mal, dass ich auf Phil traf, war erstaunlicherweise nicht am nächsten
Tag in der Schule, sondern erst am Nachmittag, als ich ins Büro der
Zeitreisenden fuhr. Tom hatte mich zu einer erneuten Anprobe gebeten. Hätte
mich jemand gefragt, welches der vielen Kleider mir am besten gefiel, so hätte
ich hierauf keine Antwort gewusst. Tom und sein Team hatten wahre Meisterstücke
kreiert, eines schöner als das andere. Wenn ich doch nur endlich die
Gelegenheit bekäme, sie auch zu tragen!
„Richard,
die Anproben, mein Unterricht, das ist alles gut und schön, aber wann darf ich
nun wirklich auf einen Einsatz?“
„Gut,
dass du es ansprichst. Ich habe vorhin mit Phil gesprochen, er meinte, dass du
schon bald so weit bist. Und von daher habe ich beschlossen, dass du bei seinem
nächsten Auftrag mit ihm reisen wirst.“ Richards Antwort war Musik in meinen
Ohren, denn ich teilte seine Meinung. Nicht umsonst hatte ich die letzten Wochen
meine Freizeit mit allen möglichen Lektionen des Alltagslebens vom Mittelalter
bis zur heutigen Zeit verbracht. Tanzen, Konversation, Spiele, populäre Lieder
und auch Musikunterricht hatte ich über mich ergehen lassen. Von einer Dame
erwartete man immerhin, dass sie ein Instrument beherrschte und einige Lieder
zum Besten geben konnte. Und das war eine Sache, vor der ich mich mehr als
fürchtete. Wenn ich schon keine Granate im Tanzen war, so war ich noch
schlechter im Singen. Die Musiklektionen wurden nicht von Phil übernommen, da
er als Mann fein raus aus der Sache war. Zu diesem Zweck war ich zu Stunden ins
Büro gekommen, wo mich ein Musiklehrer mit sauertöpfischer Miene und noch
schlechterer Laune einmal die Woche quälte.
„Sie
haben keinerlei Talent, das ist Ihnen wohl bewusst?“, stellte er am Ende
unserer ersten gemeinsamen Stunde fest. Motivation schien ein Fremdwort für ihn
zu sein und ab diesem Zeitpunkt war mir klar, dass diese Stunden zu den am
meist Gehassten werden würden. Schon kurz darauf hatte ich beschlossen, dass,
falls meine Gesangskünste tatsächlich
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