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Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Titel: Einsatzort Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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worden. Mochte
ich zwar ein Ass sein, wenn es um Daten und Ereignisse ging, so war ich
keineswegs firm darin, wenn es darum ging, mich im Alltag zu behaupten. Was
hatte ich in den letzten Wochen nicht alles über mich ergehen lassen:
Sprachunterricht, Benimmregeln, Musikstunden, Alltagsleben. Die Liste erschien
mir schier unendlich.
    So
stand unter anderem an einem der vielen Abende, die ich mit Phil verbrachte,
eine weitere Lektion in historischen Tänzen an. Normalerweise übten wir in
einem der Räume des Büros, der an diesem Abend jedoch leider nicht zur
Verfügung stand. Spontan hatte ich meine Wohnung als Ausweichquartier
angeboten.
    Das
Wohnzimmer war vorbereitet, alle Möbelstücke, die im Weg standen, waren von mir
an den Rand geschoben worden, damit uns genügend Raum zur Verfügung stand.
    „Ich
sehe, du hast mitgedacht, sehr schön“, lobte mich Phil, als ich ihn nach seiner
Ankunft ins Wohnzimmer führte.
    „Habe
ich nicht schon alle Tänze gelernt?“ Ich wurde langsam ungeduldig, dies war die
gefühlte fünfhundertste Tanzstunde und ich hatte den Eindruck, dass ich mit
schöner Regelmäßigkeit alles durcheinanderbrachte.
    „Viel
ist es nicht mehr, aber tanzen ist nun mal wichtig. Du wirst bei vielen
Gelegenheiten den Männern auf diese Art und Weise näher kommen, als du es
normalerweise würdest. Wo ist dein CD Spieler?“ Ich zeigte ihm meine
Musikanlage, er legte die CD ein, startete aber noch nicht mit dem Abspielen.
    „Heute
Abend stehen Gaillarde und Volta auf dem Programm. Erst mal ein paar
Grundlagen, dann legen wir los.“ Er zeigte mir ein paar Schritte, die ich
nachmachte und immer wieder wiederholen musste, bis ich nicht mehr aus dem
Tritt kam. Ohne die Musik erschien es mir wie Kindergehopse. Im Prinzip war es
das auch, denn praktisch taten wir erst mal nichts anderes als in einer
gewissen Reihenfolge hin und her zu springen.
    „Sehr
schön, mir ist schon früher aufgefallen, dass du ein gewisses Talent zum Tanzen
hast.“ Wollte er mich auf den Arm nehmen? Ich war fast aus der Tanzschule
geflogen, weil ich keinerlei Rhythmusgefühl hatte und er ging hin und
bescheinigte mir ein gewisses Talent. Wobei das Tanzen mit ihm tatsächlich viel
angenehmer war, als mit dem pickeligen und zwei Köpfen kleineren Dirk, der vor
Jahren mein Tanzpartner gewesen war.
    „Dann
wollen wir doch jetzt mal schauen, wie es mit Musik geht.“ Der Klang von Oboen
und Lauten erfüllte das Wohnzimmer, als er die CD startete. Er nahm meine Hand
und führte mich zum Tanz. Komplizierte Schritte wechselten sich mit Passagen
ab, in denen wir die Handflächen in Augenhöhe aneinander hielten und uns
umeinander drehten. Wir näherten und entfernten uns immer wieder voneinander,
alles in einem sehr gemächlichen Tempo. Dieser Tanz war keinesfalls mit unseren
heutigen Gesellschaftstänzen zu vergleichen, dennoch übte das Ganze eine
gewisse Magie und Sinnlichkeit auf mich aus. Wieder näherten wir uns einander,
da legte er seine Hände um meine Taille. Ohne Vorwarnung hob er mich wenige
Zentimeter vom Boden hoch, schwenkte mich von rechts nach links und setzte mich
wieder ab. Völlig aus dem Takt gekommen, trat ich über meine eigenen Füße und
stolperte. Phil hielt mich fest, zog mich aber dazu näher an sich heran. Um
nicht das Gleichgewicht zu verlieren, schlang ich meinen Arm um seinen Nacken
und sah zu ihm auf. Gebannt starrten wir einander an, keiner konnte den Blick
vom anderen wenden. Seine Augen, die ansonsten immer vor Übermut zu funkeln
schienen, sahen mich ernst und aufmerksam an. Nervös blinzelte ich und mein
Blick fiel dabei auf seine vollen Lippen. Schlagartig wurde ich an den Kuss,
den wir in London miteinander geteilt hatten, erinnert. Unbändiges Verlangen
ihn erneut zu küssen, kam in mir auf. Noch einmal wollte ich seine zärtlichen
Lippen auf meinen fühlen, seine Zunge, wie sie mit meiner spielte. Entfernt
nahm ich die Musik im Hintergrund wahr. Noch immer ließen wir die Augen nicht
voneinander. Wir waren durch ein unsichtbares Band miteinander verbunden und
konnten uns nicht voneinander trennen. Er neigte seinen Kopf zu mir herab und
näherte sich meinen Lippen. Erwartungsvoll schloss ich die Augen. Sanft trafen
seine Lippen auf meine.
    Just
in diesem Moment klingelte es an der Haustür. Der Zauber war gebrochen und ich
kehrte zurück in die Realität. Erschrocken löste ich mich von ihm und eilte zur
Tür. Wer wagte es uns zu stören? Fröhlich ertönte Maries Stimme in

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