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Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Titel: Einsatzort Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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vorstellen, wie es sein musste, ohne Eltern und
Geschwister aufzuwachsen. Klar hatte ich immer wieder über meine Brüder geflucht,
aber ich liebte sie trotzdem. Und meine Eltern hatten mich in allem, was ich
getan hatte unterstützt und waren immer für mich da gewesen. Ohne all das
aufzuwachsen, stellte ich mir sehr schwer vor.
    „Um
ehrlich zu sein, nein. Meine Eltern starben, als ich zwei war und von daher
habe ich kaum Erinnerungen an sie. Und bei Richard hat es mir nie an etwas
gefehlt. Ich hatte eine tolle Kindheit, vielleicht sogar besser als die von
anderen. Du kannst dir dein Mitleid also sparen.“ Warum musste er immer verletzend
werden, wenn es um Persönliches ging? Auf diesem Gebiet hatte er ganz große
Defizite oder war es eine Art Selbstschutz, damit er nicht verletzt wurde?
    „Oh
entschuldige, dass ich Gefühle habe, die jeder normale Mensch hat, wenn er eine
solche Geschichte hört!“, gab ich giftig zurück.
    „Du
bekommst einfach immer alles in den falschen Hals. Ich wollte dir damit nur
sagen, dass ich kein Problem damit habe, wie ich aufgewachsen bin. Ich kannte
es nie anders und habe deshalb nichts vermisst. Ich hatte eine sehr schöne
Kindheit, vielleicht ein bisschen anders als deine, aber sie war wirklich
prima!“
    „Weißt
du, ich komme auch aus einer Exotenfamilie, ich bin gar nicht so normal, wie du
immer glaubst.“ Ich hatte wie so oft voreilige Schlüsse gezogen und war gleich
auf die Barrikaden gestiegen. Er hatte aber auch ein Händchen dafür mich immer
wieder aufs Blut zu reizen. Ich hoffte mit meiner Antwort ein bisschen
Leichtigkeit in unser Gespräch zu bringen, bevor wir uns schon wieder in den
Haaren lagen. Seine Reaktion darauf war ein äußerst skeptischer
Gesichtsausdruck.
    “Was
kann an deiner Familie bitte schön exotisch sein?“
    „Na,
ich glaube, ich bin die einzige Person, die ich kenne, deren Eltern noch verheiratet
und auch noch glücklich sind!“ Meine Eltern waren für mich immer das leuchtende
Vorbild einer funktionierenden Beziehung gewesen, so stellte ich es mir vor mit
dem Richtigen alt zu werden. Ich hatte keine Kindheit gehabt, in der meine
Brüder und ich nachts wach gelegen hatten, weil unsere Eltern sich stritten.
Weihnachten und Urlaub waren keine Brutstelle für Konflikte gewesen, sondern
einfach ein paar schöne Tage, die wir zusammen verbracht hatten. Erst letzte
Woche hatte ich meine Eltern in der Küche überrascht, wie sie sich eng
umschlungen küssten. Auf der einen Seite war es mir peinlich, aber auf der
anderen Seite fand ich es rührend und so hatte ich unbemerkt die Küche wieder
verlassen und war zu meinen Brüdern ins Wohnzimmer zurückgekehrt.
    „Ich
glaube, wir sollten deine Familie und dich unter Artenschutz stellen und im Zoo
ausstellen. Vielleicht würde ich auch dafür Eintritt zahlen“, zog er mich auf.
    „Blödmann!“
    „Ah,
ich sehe, ihr seid schon wieder dabei euch gegenseitig das Leben schwer zu
machen!“, unterbrach Richard unsere Kabbelei. Also das war doch absolut harmlos
gewesen, fast liebevoll. Er sollte mal dabei sein, wenn wir eine richtige
Meinungsverschiedenheit hatten.
    „Aber
schön, dass ich euch zusammen erwische. Silvia hat mich gerade in die Zentrale
gerufen. Eine erneute Unregelmäßigkeit ist aufgetaucht. Wir haben einen Auftrag
für Euch“, fuhr er fort. Ein Auftrag! Es wurde ernst! Interessiert richtete ich
meine Aufmerksamkeit auf ihn.
    „Wo
soll es hin?“ Auch Phil war ganz Ohr.
    „Wir
schicken euch in den Januar des Jahres 1584, an den Hof von Elisabeth I., ihr
müsst Sir Walter Raleigh davon überzeugen eine Expedition in die neue Welt zu
organisieren. Momentan hat es nämlich den Anschein, dass Francis Drake selbst
auf Reisen gehen wird. Das darf unter keinen Umständen geschehen, denn so wie
es aussieht, käme er nicht mehr zurück. Somit könnte er 1587 nicht den Angriff
gegen die Spanier in Cadiz leiten und die Spanische Armada würde England doch
erobern. Die Folgen daraus wären verehrend.“ Größer ging es wohl nicht? Das
klang nicht nach einer Aufgabe, die man schnell auf ein Bier oder besser gesagt
auf ein Ale lösen konnte. Das klang nach einem längeren Aufenthalt. Insgeheim
hatte ich gehofft, dass ich für meine erste offizielle Reise einen kleinen
Auftrag bekäme, der schnell zu erledigen wäre. Aber daran war anscheinend nicht
zu denken und ändern konnte ich es auch nicht mehr. Aufgeregt war ich auf alle
Fälle. Immerhin war dies mein erster offizieller

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