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Einsiedler der Ewigkeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Einsiedler der Ewigkeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Titel: Einsiedler der Ewigkeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Wegener
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erledigte eine hochwertige Automatik, die keine menschlichen Versager oder Verzögerungen kannte.
    Cornel ius van der Neuzen registrierte seine steigende Unsicherheit mit wachsendem Widerwillen.
    Etwas war heute anders! Er war zerfahren, aufgeregt und angespannt. Die durchkommenden Meldungen trugen wesentlich dazu bei, seine Stimmung zu verschlechtern. Er fluchte über sich selbst.
    Dann blieb sein Blick gebannt an den grellroten Schaltern hängen.
    Eine vollendete Technik konnte auf das Zusammenwirken mehrerer Männer verzichten. Es gab nur einen Menschen , der den Befehl zum Gegenschlag auslösen konnte, und dieser Mensch war er. Sein Druck auf die Schalter würde alle Automaten zu schlagartiger Lebendigkeit erwachen lassen.
    Er allein trug die Verantwortung , die Vernichtung über die Erde zu tragen. Und niemand würde die einmal in Gang gesetzte Maschinerie mehr aufhalten können.
    Van der Neuzen riss sich zusammen. Er gewahrte das helle Glitzern der Überwachungsautomatik.
    Ein Arzt beobachtete ihn. Ihn, den tausendfach gesiebten Offizier, der seine freie Zeit in den nahe gelegenen Labors verbrachte.
    Er wusste, dass man das nicht gern sah, andererseits konnte man schlecht auf einen Spezialisten verzichten , der die Laser-Technik wie im Traum beherrschte und die meisten Verfeinerungen dazu ersonnen hatte.
    Aber da war noch der Schock, der Stromstoß aus der Hunderttausend-Volt-Leitung gewesen. Die medizinisch geschulten Spezialisten hatten keinerlei Bedenken geäußert, nachdem man ihn mehrfach untersucht hatte. Das Erlebnis war ohne sichtbare Folgen geblieben, und so befand er sich heute wieder an seinem alten Platz.
    Weitere Meldungen über intensive Aktivität des Ostblocks liefen über die Video-Schirme.
    Der Geheimdienst unterhielt über eine abhörsichere Laser-Zusatzschaltung laufend Kontakt mit der Gegenschlags-Zentrale und versorgte den Tiefbunker mit den neuesten Daten.
    Immer dringender wurde van der Neuzens Bedürfnis , irgend etwas zu unternehmen, um den Asiaten zuvorzukommen. Als nüchtern denkender Mensch sagte er sich jedoch, dass unüberlegte Handlungen und voreilige Maßnahmen ein unübersehbares Inferno zur Folge haben konnten. Ein einziger Sekundenbruchteil von Schwäche oder übersteigerter Nervosität würde die Welt vernichten. Und er selbst benötigte dazu nicht einmal die Einwilligung des Präsidenten, wie es noch vor Jahren üblich gewesen war.
    Van der Neuzen erhob sich langsam, um die Benommenheit abzuschütteln, die ihn schon wieder überfallen hatte.
    Auf den Bildschirmen zogen die Echopunkte der Satelliten vorüber, die den allerletzten Schlag auslösten. Sie würden die freie westliche Welt nach dem Angriff mit der Präzision eines Uhrwerks rächen, nur – das half dann auch nicht mehr.
    Außerdem hätten die vierzehnfach überschallschnellen Feststoffraketen ohnehin die Kontinent e eingeäschert und die Erde in Feuer speiende Lava-Seen verwandelt.
    Fernkampfbomber, H-Bomben-Träger und atomar betriebene Unterseeboote hatte man sc hon im Jahre 1986 eingemottet. Für sie bestanden keine Möglichkeiten mehr, einen gezielten Gegenschlag anzubringen. Sie waren veraltet und zu langsam in ihren Bewegungen. Die Raketen waren beherrschend.
    Van der Neuzen gab die Gespräche weiter, ließ sie durch die Automatengehirne aufzeichnen und wartete.
    Immer wieder überfiel ihn der Gedanke an die asiatische Bedrohung und daran, dass man ihr ein Ende bereiten konnte, indem man einfach auf die Schalter drückte.
    Ob die »drüben« ihren Gegenschlag noch rechtzeitig anbringen könnten? Wahrscheinlich, hüben wie drüben gab es eine technische Perfektion, die dem Menschen alles abgenommen hatte, nur die Verantwortung noch nicht. Die trug immer nur ein einzelner Mann.
    Vor seinen Augen wallten plötzlich hellgraue Nebelschleier, die immer dichter wurden. Erst waren es nur Fetzen, kleine zerrissene Gebilde die unruhig hin und her wogten. Nun begannen sie dichter und kompakter zu werden, wie Gebirge aus Watte. Gleichzeitig dämpften sie auch alle Geräusche.
    Cornelius van der Neuzen versank in einem Meer des Vergessens, für das es keine genaue Definition gab. Halbtraum und Realität mischten sich zu einem undeutbaren Etwas. Mit glasigen Augen starrte er auf die Schirme.
    Jenseits des Meeres klommen die vom Radar erfassten Punkte auf, stiegen senkrecht in den Himmel und rasten davon. Es waren mittelgroße, glänzende Raketenkörper, die nun auf der Gipfelhöhe ihrer Flugbahn einschwenkten und dem

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