Einspruch fuer die Liebe
für ihn in der Vergangenheit immer funktioniert. Die Ablehnung durch Noah hatte ihn so sehr verletzt, aber es war ihm gelungen, diese ganze Wut und negative Energie auf dem Footballfeld in etwas Positives zu verwandeln. Und als ihm vom Schicksal auch der Football entrissen worden war, hatte er Jura studiert und seine Ambitionen in eine erfolgreiche Karriere gesteckt.
Und seitdem war es hervorragend gelaufen. Bis alles vor die Hunde gegangen war, als ein Sechzehnjähriger und eine freche Anwältin in sein Leben gestiefelt waren. Danach war alles so anders geworden: Oh, seien wir offen und ehrlich miteinander. Oh, ist es nicht cool, einen Bruder zu haben? Oh, Brooke, es ist alles so perfekt mit dir. Und er hatte diese Stimmen in seinem Kopf, und all diese seltsamen Gefühle , und jetzt war er zum ersten Mal in seinem Leben vollkommen fertig.
Cade ließ das einen Moment nachwirken, während er auf seine Wohnung zuging.
Hm. Zach hatte recht gehabt.
Es machte wirklich nicht viel Spaß, vollkommen fertig zu sein.
Das alles war Neuland für ihn, und er musste eine Entscheidung treffen. Er konnte mit seinem Selbstschutz weitermachen wie bisher, Brooke aus seinem Leben verschwinden lassen, und mit seiner Serie unbefriedigender Viermonatsbeziehungen fortfahren – mit Frauen, die ihn nicht herausforderten, ihn nicht mit einer einfachen SMS zum Lachen bringen konnten und ihn auch nicht dazu antrieben, besser zu werden. Oder er konnte versuchen, Brooke zu finden – eine Frau, die demnächst weit wegziehen würde und die ihm bei ihrer letzten Unterhaltung gesagt hatte, dass sie beide von Anfang an gewusst hatten, dass ihre Beziehung nichts Dauerhaftes sein würde. Er konnte ihr gestehen, was er für sie empfand, und hoffen, dass er sich damit nicht vollkommen zum Idioten machte.
Cade wartete auf die nervigen Stimmen in seinem Kopf.
Nichts.
Dieses Mal war er wohl auf sich allein gestellt.
Als er die Eingangstür zu seinem Wohngebäude öffnete, sah er, dass jemand auf den Eingangsstufen saß. Die Person schien auf jemanden zu warten, und Cade lächelte, weil er für den Bruchteil einer Sekunde gedacht hatte, dass es Brooke wäre …
Dann sah er, dass es sein Bruder war.
»Hey, Zach«, sagte er. Sie hatten für diesen Abend nichts ausgemacht, also war es eine Überraschung, ihn zu sehen. »Was bringt …«
Er hielt inne, als er sah, dass Zach geweint hatte.
Sofort wusste Cade, was los war – oder zumindest wusste er, wer dafür verantwortlich war.
Noah.
Dieses Arschloch hatte irgendetwas getan. Natürlich hatte er das. Sofort verfiel Cade in seinen Beschützermodus. »Was ist passiert?«
Zach schluckte. »Ich habe immer gedacht, dass du deine Meinung noch ändern würdest. Ich dachte, wenn du mehr über mich weißt, willst du irgendwann auch mehr über Dad wissen. Aber das wird jetzt wohl nicht mehr passieren.«
Cade fuhr sich mit der Hand durchs Haar und atmete tief durch. Er hatte immer vermutet, dass Zach auf eine Versöhnung zwischen ihm und Noah spekulierte, aber ihm war nicht klar gewesen, wie ernst es der Junge damit meinte. »Ich weiß, dass du das möchtest, Zach. Und ich versuche es ja, aber …«
»Er stirbt.«
Cade trat einen Schritt zurück. Die Worte fielen wie Steine zwischen sie. »Was?«
»Er stirbt, Cade«, sagte Zach leise. »Mein Vater … dein Vater … liegt im Sterben.«
Cade starrte ihn lange an. »Warum?«
»Krebs. Es begann in seiner Lunge. Ich schätze, er war vor meiner Geburt ein ziemlich starker Raucher. Aber wir …« Zach räusperte sich. »Ich meine, er hat den Lungenkrebs besiegt. Aber vor sechs Wochen kam das Ergebnis einer Kernspintomografie zurück, auf dem ein Tumor an seinem Hirnstamm zu erkennen war. Mir war klar, dass es schlimm werden würde.«
Jetzt ergab alles Sinn. »Vor sechs Wochen. Da bist du das erste Mal zu mir gekommen.« Und plötzlich leuchteten ihm auch ein paar andere Dinge ein, die Cade keine Ruhe gelassen hatte. Warum Noah Zach nicht beim Footballtraining half. Ein paar seltsame Bemerkungen, die Zach hier und da gemacht hatte.
»Nach der Biopsie sagten sie uns, dass es ein äußerst aggressiver Tumor sei. Da wusste ich, dass ich dich finden muss. Ich musste das für ihn tun. Und ich hatte gehofft, dass wir mehr Zeit haben würden, aber … Sie haben ihn noch mal untersucht und festgestellt, dass der Tumor bereits gewachsen ist.« Zachs Stimme zitterte. »Die Ärzte haben gesagt, dass ihm höchstens noch elf Monate bleiben. Wenn wir Glück
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