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Einst herrschten Elfen

Titel: Einst herrschten Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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die verzweifelt fliehen wollten. Sie standen dicht an dicht, und in den Tunneln, durch die sie gekommen waren, drängten sich noch mehr. Ganz unten befand sich der Durchbruch. Ein hundert Schritte tiefes Loch, an dessen Grund sich das Tor nach Calaius befand. Diesen Durchgang wollten die Garonin erreichen, und davon mussten die Elfen sie abhalten, wenn nicht auch Calaius in Schutt und Asche liegen sollte.
    Kräfte, die nur Takaar verstand, hielten das Tor aufrecht. Wenn er hindurchging, würde es zusammenbrechen. Das würde zwar die Garonin aufhalten, zugleich aber einer sehr großen Zahl von Elfen den Fluchtweg abschneiden.
    Die vorübergehende Ruhe wurde durch die ängstlichen Laute der Zivilisten unten gestört. Was nun geschah, war ebenso unvermeidlich wie unaufhaltsam. Die Maschinen der Garonin hämmerten gegen die Tür des Bergfrieds. Auum fuhr herum, als er unter sich am Fuß der Wendeltreppe hektisches Getrampel vernahm.
    »Nein! Katyett, sie versuchen, zurück in die Tunnel zu gelangen. « Auum beugte sich vor, um ihnen die Warnung zuzurufen. »Ihr geht in die falsche Richtung. Steigt die Leiter zum Durchbruch hinab!«
    »Al-Arynaar, zwanzig von euch gehen hinunter. Sorgt dafür, dass die Leute die Leiter hinabsteigen«, befahl Pelyn. »Methian, du übernimmst die Führung. Los!«
    Das Trommeln an der Tür war ohrenbetäubend laut. Von unten hallten die Schreie der panischen Elfen herauf. Es klang, als sei dort unten eine Tierherde durchgegangen. Niemand, der vor der Tür stand, sprach ein Wort. In dem Stahl, der so dick war wie die Breite einer Hand, entstanden Beulen, als würden draußen riesige Fäuste immer und immer wieder zuschlagen. Die Fäuste von Göttern. Mitten in der Tür riss der erste Spalt auf, Tageslicht strömte herein. Sofort konzentrierte sich das Trommelfeuer auf die Schwachstelle.
    »Es hält nicht mehr lange«, meinte Olmaat.
    Hinter ihnen griff die Panik um sich. Licht strömte vom Durchbruch herauf, dann noch einmal, dann kam ein stetiges Flackern. Auum blieb fast das Herz stehen. Vor Katyett und Pelyn erschien ein Al-Arynaar.
    »Das Tor versagt. Takaar ist durchgerannt, und jetzt bricht es zusammen.«
    Katyett starrte Pelyn und ihre Krieger an. Auum sah es in ihren Augen. Sie hatten verloren. Unablässig prasselten die Geschosse gegen die Tür. Aus dem Riss war ein Loch geworden, durch das ein Elf aufrecht hindurchgehen konnte. Ein großes Geschoss flog hindurch, prallte hinten an die Wand und zertrümmerte den Stein. Balken stürzten herab, Gesteinstrümmer folgten.
    Katyett schluckte und nickte schließlich.
    »Es ist vorbei«, sagte sie. »Krieger von Hausolis, wir können nichts weiter tun, als sinnlos unser Leben zu opfern. Die Maschinen der Garonin können aus der Ferne töten. Ich stelle es euch frei. Geht zu euren Kameraden und bleibt bei ihnen, bis sie euch erwischen, oder geht durch das Tor und lebt weiter, um an dem Tag zu kämpfen, an dem die Garonin uns finden. Reist nach Calaius und helft den Elfen von Hausolis, sich eine neue Heimat aufzubauen. Mein Rat ist: Überlebt den heutigen Tag. Steigt geordnet hinab. Geht.«
    Olmaat legte Auum einen Arm um die Schultern.
    »Ich lasse dich nicht hier zurück«, sagte er.
    Auum und Olmaat liefen los, die Wendeltreppe hinunter bis zu dem Raum, in dem sich der Durchbruch befand. Andere Tai und Al-Arynaar eilten den panisch fliehenden Elfen hinterher und versuchten, sie zum Umkehren zu bewegen und in Sicherheit zu geleiten. Auum starrte sie an, während das Licht des Tors flackerte und verblasste.
    »Lauf! Los jetzt!«
    Krieger schleppten Zivilisten die Leiter hinunter. Oben drängelten sich die Elfen, um möglichst schnell einen Fuß auf die erste Sprosse zu bekommen. Andere drängten diejenigen, die schon auf der Leiter waren, sich schneller zu bewegen. Immer mehr kamen herbei und stießen gegen die anderen, die unter ihnen waren.
    »Nehmt etwas Druck weg!«, rief Katyett.
    Unter lautem Knirschen und Kreischen gab die mächtige Stahltür nach, dann waren schwere Schritte zu hören. Die Garonin waren in den Bergfried eingedrungen. Nun war jeder Gedanke an irgendeine Ordnung dahin. Elfen stürmten die Leiter hinab, kletterten übereinander weg oder rannten in die Tunnel, um sich in den Wäldern von Hausolis zu verstecken.
    Auum löste sich von Olmaat.
    »Wir müssen uns mehr Zeit erkaufen«, sagte er und humpelte zur Wendeltreppe zurück. »TaiGethen!«
    Hundert Elfen drehte sich um und stellten sich wieder den Garonin entgegen.

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