Einst herrschten Elfen
Schulter an Schulter. Ulakans Eltern waren hinter ihnen. Alle mussten Schritt um Schritt zurückweichen, während sich die Mauern verengten.
Nillis konnte kaum glauben, was hier geschah. Er wusste, dass es real war, er spürte die Barriere direkt vor der Nase und war doch verwirrt und glaubte, seine Sinne spielten ihm einen Streich.
»Jetzt bekommen wir große Schwierigkeiten.« Ulakans Selbstvertrauen war verschwunden, und in seinen Augen schimmerte echte Angst. »Was ist, wenn sie nicht aufhören zu schieben?«
Sie hatten keinen Platz mehr, die Tuali standen dicht gedrängt, es wurde unerträglich warm. Nillis’ Arme wurden an seine Seiten gepresst, bis er sie nicht mehr heben konnte. Stück um Stück wurden die Gefangenen weiter zusammengedrückt, das Kreischen und Schreien in dem engen Raum wurde lauter. Einige deklamierten Gebete an Yniss und Tual.
Nillis wollte sich umdrehen, doch es gelang ihm nicht. Ulakan neben ihm wurde von hinten und vorn eingequetscht und konnte nur noch keuchend atmen. Hinter Nillis verlor jemand das Bewusstsein und lehnte sich an ihn, konnte jedoch wegen der Enge nicht einmal zu Boden stürzen.
Abrupt hörte die Bewegung auf. Der Druck ließ sogar ein wenig nach, die Elfen konnten wieder atmen. Die Menschenkrieger stellten sich hinter den anderen ringsherum auf. Einer machte einen Schritt nach vorn und sprach, mit starkem Akzent zwar, aber gut zu verstehen.
»Ihr lasst sofort alle Waffen fallen. Dann geben wir euch etwas mehr Raum. Anschließend legt ihr alle Waffen nieder, die ihr in Scheiden, Gürteln und Stiefeln bei euch tragt. Dann heben wir die Barriere auf, und ihr seid unsere Gefangenen. «
Iads und ulas kamen der Aufforderung eilig nach. Klappernd und polternd fielen die Waffen auf den Boden. Der Mensch rief etwas in seiner eigenen Sprache, worauf andere antworteten, die ihm zuzustimmen schienen. Die Unbewaffneten zogen die Arme ein wenig zurück und gaben den Tuali noch etwas mehr Platz. Nillis beugte die Arme und rollte mit den Schultern. Der ula , der hinter ihm ohnmächtig geworden war, lag inzwischen auf dem Boden und wurde versorgt. In seiner unmittelbaren Nähe waren mindestens noch sechs weitere bewusstlos.
»Gut«, sagte der Mensch. »Jetzt legt auch die restlichen Waffen ab. Wir beobachten euch.«
Nillis zog die beiden Messer aus dem Gürtel und ließ sie zu den anderen Waffen auf den Boden fallen. Ulakan zögerte.
»Sei kein Narr, Ulak«, sagte Nillis. »Dies ist nicht der Augenblick, den Helden zu spielen.«
»Wir können uns doch nicht einfach so ergeben. Da könnten wir uns doch gleich den Ynissul ausliefern.«
»Lebe heute und kämpfe morgen«, riet Nillis ihm. »Du hilfst niemandem, wenn dich eine Klinge der Menschen trifft, nur weil du versucht hast, sie allein zu bekämpfen.«
Ulakan funkelte ihn an, löste aber den Schwertgurt, an dem drei Dolche hingen. Aus dem Stiefel zog er ein kurzes Messer und warf es auf den Haufen. Dann zeigte er den Männern vor der Barriere die leeren Hände.
Einer, anscheinend ihr Anführer, ein vierschrötiger Mann mit mächtigem Bart und plattgedrückter Nase, marschierte nickend und lachend hin und her.
»Ihr verdammten Spitzohren«, sagte er. »Ihr werdet es wohl nie lernen, was?«
Nillis wurde es kalt, als die anderen ringsum in sein Lachen einstimmten. Der Mann rief einen weiteren Befehl, und die Barrieren verschwanden. Jetzt griffen die Krieger an.
»Nein!«, rief Ulakan.
Er ging in die Hocke, packte sein Schwert und hob es. Nillis war viel zu benommen, um zu schreien. Er spürte etwas Warmes, Feuchtes in den Hosenbeinen und wollte sich zurückziehen, kam aber nicht weit. Die Menschen fielen bereits über die wehrlosen Elfen her. Einer schlug Ulakans Schwert zur Seite und bohrte ihm die Klinge in die Brust. Blut spritzte hoch.
Die blutigen Klingen hoben und senkten sich, hackten und stachen. Die Elfen wollten voller Panik fliehen, und die Menschen heulten in blutrünstiger Freude. Nillis drehte sich um. Eine vor zähen Körpersäften triefende Klinge traf den Hals eines ula , der direkt vor ihm stand. Der Elf stürzte auf ihn und klemmte ihn ein.
Er starrte das Blutbad an, Schreie und Gelächter drangen ihm in die Ohren. Gebete gingen in Schluchzen unter, dann verstummten die Stimmen ganz. Der grauenvolle dumpfe Aufprall von Metall auf Fleisch und Knochen. Verzweifeltes Flehen und die Schreie, die abrupt abbrachen. Die schrecklichen Wunden. Gesichter, die zerschmettert wurden, aufgeplatzte Schädel,
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