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Einst herrschten Elfen

Titel: Einst herrschten Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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    Auum wollte nicht fragen und hatte doch das Gefühl, dass er musste.
    »Was denn?«
    Takaars Augen loderten. »Ich bin Takaar! Mir schenken die Götter Gehör. Ich breche das Brot mit Yniss. Ich bin der erste Obere der TaiGethen und der Retter des Elfenvolks. Und in der Stunde der größten Not sucht mich ein einziger Krieger auf.«
    Takaar hob einen Finger.
    »Einer. Bin ich wirklich so unwichtig, dass ich nur einen Wächter bekomme? Hat ein Weiser der Ynissul diese Entscheidung getroffen? Die Priesterschaft oder Katyett? Vielleicht soll ich auch nur dem Feind vorgeworfen werden, falls ich das Glück habe, die Reise zu überleben.«
    »Nein, so wurde die Entscheidung nicht getroffen«, wandte Auum ein und bereute seine Worte sofort.
    »Oh. Wie dann?«
    Auum spielte mit dem Gedanken, sich irgendetwas zurechtzulegen, doch Takaar lauerte förmlich auf eine Lüge. So bekam der gefallene Held mit wachsendem Unmut die Wahrheit zu hören.
    »Ich bin der Leibwächter des Schweigenden Priesters Serrin. Wir waren Zeugen der Zerstörung von Aryndeneth. Ich war gezwungen, in der Kuppel das Blut von Menschen zu vergießen. Hochrangige Ynissul in der Priesterschaft haben uns verraten. Wir hatten keine Zeit, Katyett, Jarinn oder Llyron um Rat zu fragen. Deshalb ist Serrin allein nach Ysundeneth gereist, um zu berichten und die TaiGethen zu warnen. Ich kam hierher, um dich zu suchen.«
    Weiter vorn im Boot lehnte Takaar sich an die Reling.
    »Dann habt ihr zwei also im Regenwald gesessen und es ganz allein ausgeheckt?«
    »Es war und ist die richtige Entscheidung«, erwiderte Auum vorsichtig und bemühte sich, ruhig zu bleiben. »Katyett wird sie gutheißen, wenn sie davon erfährt.«
    »Du weißt nicht viel über unsere gemeinsame Geschichte, oder?«
    »Spielt das eine Rolle? Das Elfenvolk oder wenigstens die zivilisierten Elfen schweben in großer Gefahr.«
    »Es stört mich, dass mich zwei Elfen aus einer Laune heraus rufen, nachdem sie im Wald ein paar üble Dinge gesehen haben. Das ist keine Rückkehr, die ein Wiedererwachen der Harmonie beflügeln wird, was?«
    »Ich hole dich zurück, um Leben zu retten, und nicht, um dein Ich zu verhätscheln«, murmelte Auum. Dann zuckte er mit den Achseln. »Dem Takaar von Hausolis waren Ruhm und Anbetung egal. Er wollte vor allem siegen. Vielleicht hast du dich stärker verändert, als wir zwei glauben wollen. Wenn es dir nicht gefällt, wenn dies unter deiner Würde ist, kannst du jederzeit gehen und nach Hause zurückkehren. Ich schleppe dich nicht gegen deinen Willen nach Ysundeneth. «
    Takaar nickte. Er dreht den Kopf, als lauschte er auf etwas anderes, dann ließ er sich, äußerlich völlig gelassen, rückwärts aus dem Boot fallen. Auum fluchte.
    »Du konntest einfach nicht den Mund halten, was?«, haderte er mit sich selbst. »Dummkopf.«
    Das Boot segelte gerade unter günstigem Wind. Auum drehte sofort bei und hielt auf das hundertfünfzig Schritt entfernte Ufer zu. Der Sandstrand wirkte einladend. Dreißig Schritte dahinter begann der Regenwald. Sie befanden sich auf halbem Wege zwischen Tolt Anoor und Ysundeneth. Bis zum Ziel lag noch ein weiter Weg vor ihnen.
    Takaar war stark und ein hervorragender Schwimmer. Die auflaufende Flut half ihm, das Tempo beizubehalten, während er mit gleichmäßigen Zügen schwamm und rasch die Beine bewegte. Auum musste ständig das schäbige Segel neu in den Wind stellen, um sich kreuzend dem Ufer zu nähern, doch Takaar hielt direkt darauf zu und kam eine ganze Weile vor Auum dort an.
    Endlich lief das Fischerboot auf den Sand auf. Auum sprang aus dem Bug und hielt nur kurz inne, um das Boot über die Hochwasserlinie zu ziehen. Takaar war unterdessen geradewegs in den Wald gelaufen und verschwunden. Auum sah nur ungefähr die Stelle, wo Takaar in den Wald eingedrungen war, und folgte ihm aufs Geratewohl. Die Augen stellten sich rasch auf das trübe Licht unter dem Blätterdach ein.
    Nach fünf Schritten erkannte Auum, dass er Takaar verloren hatte. Das Rauschen des Meeres war nicht mehr zu hören, und die Gerüche der Küste waren im kräftigen Duft von Erde und Blattwerk nicht mehr auszumachen. Einen so leichtfüßigen Elf wie Takaar hatte Auum noch nie gesehen. Es gab nicht die geringsten Spuren, die verrieten, wohin er gegangen war.
    Auum hielt inne und entschied sich, lieber zu lauschen. Dieser Teil des Waldes war ihm fremd, hier war es ruhiger als in der Gegend um Aryndeneth. So nahe am Meer streiften nur wenige große Raubtiere

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