Einst herrschten Elfen
ihm dienen. Er hat die Ynissul erschaffen, damit sie die Elfen und die untergeordneten Linien regieren, die ihnen dienen. So wird es wieder sein, so ist es von heute an. Im Namen von Yniss und Llyron, seiner Dienerin auf dieser Erde, habe ich euch dies verkündet. Mögen der Friede und euer Gott mit euch sein.«
Sildaan stieg die Treppe herunter, und bevor die Zuhörer ihren Gefühlen wirklich Luft machen konnten, hörte sie Ysundeneth leise weinen.
NEUNUNDZWANZIG
Schlage zu, wo dein Feind sein Haupt bettet. Seine Niederlage beruht auf dem Fehlen von Gewissheit und Sicherheit.
U nverändert erklang die Musik des Verlusts im Tempel des Shorth. Die Musiker hatten sich in einem Dutzend Nischen eingerichtet und entlockten ihren Instrumenten mit Fingern und Lippen die Töne. Die Schönheit des Todes erfüllte die Luft. Die Priester und Tempelhüter, die Senserii und die Schriftgelehrten, fuhren mit ihrer Arbeit fort, wie sie es schon seit Jahrtausenden taten. Für Shorth gab es keine Gesellschaft, keine Hackordnung, weder Elend noch Freude. Für ihn zählten nur Leben und Tod.
In Llyrons Gemächern hatte sich jedoch alles verändert. Auf ihrer Tafel war ein Festmahl angerichtet. Weißwein und Weizenbier standen ringsherum auf Beistelltischen bereit. Die Unterhaltungen drehten sich vor allem um die unmittelbaren Probleme, denn es galt nun, Ysundeneth und ganz Calaius zu regieren.
»Wie lange dauert es, bis uns die Antworten aus Tolt Anoor und Deneth Barine erreichen?«, fragte Llyron.
Bei ihr befand sich die Gruppe, die im Augenblick als ihr innerster Kreis gelten musste. Im Regenwald gab es allerdings noch viele andere hochrangige Priester, die im Augenblick die notwendigen Verkündigungen verbreiteten und Veränderungen vornahmen. Sie würden bald auf höheren Plätzen als Sildaan, Hithuur und erst recht Helias sitzen.
»Mit den ersten Rückmeldungen können wir etwa in fünf Tagen rechnen. Wahrscheinlich werden aber zehn oder mehr Tage vergehen, bevor wir sicher sein können, dass unser Plan Erfolg hatte.« Sildaan trank einen Schluck Wein. Llyron hatte bemerkt, dass die Priesterin nur wenig zu sich nahm und Garan und dessen Magier Keller stets im Auge behielt. »In den anderen Städten gibt es keine Menschen, die das tun können, was wir hier getan haben. Deshalb wird es dort viel länger dauern, die Linien in Vierteln zusammenzufassen, und die Konflikte zwischen ihnen dürften auch länger anhalten.«
»Das ist alles in Ordnung, solange nur die treuen Ynissul in Sicherheit gebracht werden«, meinte Llyron.
»Sie sind die wichtigste Linie und für unser Vorhaben unverzichtbar«, stimmte Sildaan zu. »Die treuen Priester im Regenwald werden sich in beide Städte begeben. Die Tuali-Sympathisanten, die wir vor zehn Jahren bei den Al-Arynaar untergebracht haben, sind bereit. Unweigerlich wird aber noch mehr Blut fließen, ehe die richtige Ordnung wiederhergestellt ist.«
Llyron nickte. »Shorth hat noch viel Arbeit vor sich. Gewagte Experimente in Anarchie und ein Fehlen an Anführern werden dazu führen, dass die gewöhnlichen Elfen sich an jede neue Hoffnung klammern.«
»Du sprichst wie ein Lehrbuch«, bemerkte Garan.
Er hatte gerade den Mund voll Essen und einen Becher Wein in einer Hand. Keller blieb an seiner Seite wie ein Schatten.
»Ich habe die Geschichte studiert.« Llyron rückte ein kleines Stückchen näher an ihre drei Senserii heran. »Außerdem erforsche ich die Kriegskunst. Vielleicht könntest du mir erklären, wie du die Stadt so ruhig halten willst, wie sie es derzeit ist, und noch wichtiger, wie du das Problem der TaiGethen beheben willst.«
Garan lächelte. »Die beiden Fragen sind natürlich untrennbar miteinander verknüpft. Wir rechnen damit, dass die TaiGethen bereit sind und jederzeit angreifen können. Heute haben sie uns einmal überrascht, aber meine Leute werden bald auf Magie beruhende Fallen und Beobachtungsposten einrichten, die uns vor anrückenden Feinden warnen. Ich habe persönliche Erfahrungen damit, wie geschickt diese Ynissul sind. Also glaube nicht, ich sei naiv. Allerdings haben sie gegen magische Angriffe keine Verteidigung, und es sind nicht viele. Aus großer Entfernung können wir jeden töten, der sich der Stadt nähert. Wir werden ihre Verstecke suchen und die Krieger erledigen, wenn sie ruhen. Das Gleiche werden wir mit den noch lebenden Al-Arynaar tun, die sich auf ihre Seite schlagen. Was die Stadt betrifft, so wird die Beseitigung der Bedrohung,
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