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Einst herrschten Elfen

Titel: Einst herrschten Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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seitlich weg, und sein Unterschenkel und der Fuß blieben ein wenig zu lange stecken. Sein Schrei glich dem Heulen der Kinder Tuals, wenn sie gequält wurden. Er taumelte eine Böschung hinunter, rutschte ein Stück und schrie noch einmal auf, ehe er sich wieder unter Kontrolle hatte.
    Als Takaar und Auum ihn erreichten, setzte er sich gerade aufrecht. Serrin atmete bewusst langsam und tief. Er hatte die Augen geschlossen und bewegte die Lippen in einem stummen Gebet. Die Hände hatte er auf das Knie gelegt, um behutsam das Gelenk abzutasten. Bei fast jeder Bewegung zuckte er zusammen.
    Auum war sofort erleichtert, dass der Priester sich offensichtlich nichts gebrochen hatte. Das Bein war nicht unnatürlich verdreht, und unter der Haut zeichneten sich keine Beulen ab, die auf Knochenbrüche hinwiesen. Offenbar hatte er sich trotzdem ernsthaft verletzt, denn rings um das Gelenk setzte bereits eine Schwellung ein. Sehnen, Bänder und Muskeln – vermutlich hatte er sich eine schwere Zerrung zugezogen. Die Frage war nun, wie sehr sich dadurch ihr Marsch verlangsamen würde.
    Takaar wühlte bereits im Fischernetz herum. Der Gestank des früheren Inhalts würde aus allen Richtungen die Raubtiere anlocken. Er zog einen großen Topf heraus, löste den Deckel und nahm mit den Fingern eine weiche grüne Paste heraus.
    »Escobilla«, erklärte er und massierte die Salbe sanft in Serrins Knie ein. Der Priester seufzte, als das Mittel durch die Haut eindrang. »Normalerweise gießt man es auf und badet die Wunden darin, aber das weißt du ja schon. Ich habe jedoch festgestellt, dass man auch eine Paste daraus machen kann, wenn man die Blätter fein genug mahlt und dann einkocht. Sie wirkt sogar noch besser, hilft besser gegen Schmerzen und unterdrückt die Schwellung.«
    »Das ist gut«, sagte Serrin. »Lass es hier bei mir.«
    »Tut mir leid, mein Priester. Ein netter Versuch, aber wir lassen dich nicht hier zurück«, widersprach Auum. »Du kannst weder weglaufen noch kämpfen. Jedes Raubtier im Umkreis von fünf Meilen hat deinen Schmerzensschrei gehört. Wir machen dir eine Krücke oder eine Trage.«
    »Keine Zeit«, wandte Serrin ein.
    »Ein TaiGethen darf einen Hilflosen nicht dem Tod überlassen«, sagte Auum.
    »Oh, welch ein Konflikt«, meinte Takaar schadenfroh. »Lass ihn hilflos hier liegen, und er stirbt, oder verzögere die Reise zu unserem Volk, und unzählige andere Hilflose werden sterben.«
    »Die Schweigenden sind die Freunde von Tuals Kindern.« Serrin schnappte nach Luft, als er das verletzte Bein ein wenig bewegte. »Mir wird hier nichts passieren.«
    Auum hatte die Geschichten gehört. Die Schweigenden Priester wurden angeblich von Panthern vor Angriffen beschützt. Schlangen verspritzten nicht ihr Gift, wenn sie bissen. Skorpione ließen die Giftstacheln sinken. Er glaubte nicht daran, aber es war schwer, sich nicht von Serrins Inbrunst mitreißen zu lassen.
    »Lege ihm Verbände an, damit er das Bein nicht mehr bewegen kann. Schnitze ihm eine Krücke, und dann gehen wir«, sagte Takaar. »Er weiß es. Die Bedürfnisse der anderen sind wichtiger als seine.«
    Auum starrte Takaar an, der über diese Situation eine perverse Freude zu empfinden schien.
    »Sieh mich an«, befahl Serrin.
    Auum zögerte, denn er wusste, was kommen würde. Doch er wollte den Schweigenden Priester nicht zwingen, sich zu wiederholen.
    »Du weißt, dass er Recht hat, nicht wahr?«, fragte Serrin.
    Der ganze Wald um sie schien innezuhalten. Serrins leise Worte kamen Auum ohrenbetäubend laut vor.
    »Ich weiß, dass er mein Unbehagen belustigend findet, und wahrscheinlich bereiten ihm deine Qualen eine ähnliche Freude«, erklärte Auum.
    »Aber du weißt auch, dass er Recht hat?« Auum nickte leicht. »Dann tu, was er verlangt. Ich werde überleben.«
    »Du verstehst, warum ich es so schwierig finde«, sagte Auum.
    »Ich fände es beleidigend, wenn du es anders sehen würdest. Komm näher, Auum. Ich will nicht lauter sprechen, als es unbedingt sein muss.«
    Auum hockte sich vor seinen Lehrer. »Du willst mich aus meinen Pflichten entlassen.«
    »So förmlich bin ich nicht«, erwiderte Serrin. »Oder so dumm. Hör mir einfach zu. Ich glaube, dieser Unfall ist aus einem bestimmten Grund passiert.«
    Auum konnte nicht anders, er verdrehte die Augen und wandte den Kopf ab. Serrin legte ihm die langen, schmalen Hände auf die Wangen und drehte seinen Kopf zu sich herum. Die Fingernägel berührten Auums Ohren.
    »Hör zu. Yniss ist nicht

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