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Einst herrschten Elfen

Titel: Einst herrschten Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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trainieren, damit der es tat. Er lachte. Affen trainieren – wohl kaum. Alles, was sie konnten, war, ihm das Essen zu stehlen. Oder selbst als Essen zu dienen.
    »Das ist der Kreis des Lebens, immer rundherum, immer rundherum. Man kann es nicht aufhalten.«
    Doch, das ist möglich. Jedenfalls für dich.
    Takaar machte eine geringschätzige Geste. »Das ist dumm. Ein einziger Tod kann diesen Zyklus nicht durchbrechen, sondern trägt nur zu ihm bei. Ein Toter ist nichts als ein Körper, der zurückgefordert und geteilt wird. Einer mehr, der den Wald bereichert.«
    Das klingt, als wäre es ein lobenswerter Weg. Warum gehst du ihn dann nicht?
    »Pah. Ich habe so viel zu tun, muss Wiedergutmachung leisten. Jeden Tag ein wenig mehr. Jeden Tag daran arbeiten, die Rechnung zu begleichen. Würde ich mich niederlegen, dann würde ich alle verraten, die in meinen Fußstapfen wandeln. «
    Du hast das Buch über das Versagen geschrieben, deshalb will ich dir an dieser Stelle nicht widersprechen.
    »Glaube ich an die Erlösung? Das weiß ich nicht. Vielleicht nicht. Ich verdiene sie nicht und suche sie nicht. Die Strafe für mein Verbrechen ist das Leben, und ich bin unsterblich. «
    Nur wenn du dich dazu entschließt.
    »Ich will mich nicht dauernd wiederholen. Ich habe keine Wahl. Laufen, laufen, nicht wieder weglaufen. Der Tod kommt rasch, nur das Leben ist das Leiden. Das Leben ist die Buße. Ich kann auf einen Baum klettern und stürzen. Ich kann von dieser Klippe springen, und niemand wird mich betrauern. Ich will keinen Kummer. Ich will Hass und Zorn. Die habe ich verdient. Hm. Verdient und gesucht habe ich sie, ja.«
    Du tust nichts dergleichen. Du suchst die Einsamkeit und die innere Einkehr. Willst du Zorn spüren? Ysundeneth hat mehr davon, als dir lieb sein dürfte.
    »Nein, nicht dies. Nicht das Volk. Die Götter, ja.«
    Ich hasse dich.
    »Dann siege ich heute.«
    Du siegst niemals. Du zögerst nur das Unausweichliche hinaus, während du mit dem Tod und deiner Unsterblichkeit spielst.
    »Ah, jetzt verstehe ich dich. Du hasst mich, weil der Taipan mich nicht töten konnte.«
    Viel hat nicht gefehlt.
    »Und doch ist es nicht geschehen.«
    Takaar schauderte. Sein Peiniger hatte keine Ahnung, wie knapp es wirklich gewesen war. Es war nicht nur die Schwellung an der Stelle gewesen, wo er das Gift in den Körper gebracht hatte. Die hatte schrecklich wehgetan, und er würde noch mehrere Tage unter den Nachwirkungen der Schnittwunden leiden, die er sich hatte beibringen müssen, um den Druck aus der Haut zu nehmen. Hässlich, hässlich. Es waren auch nicht die seltsamen Auswirkungen auf sein Blut, das sich stark verdünnt hatte. Als er nach dem Zusammenbruch auf der Hängematte erwacht war, hatte der kleine Stich im Handgelenk geblutet, und auch aus der Nase war die rote Flüssigkeit geströmt.
    Nein, es war die Lähmung gewesen. Zuerst die Gliedmaßen, so dass er seine Position in der Hängematte nicht mehr verändern konnte – der Kopf hatte auf einer, die Beine auf der anderen Seite herabgehangen. Später hatte es den Hals und die Lungen getroffen. Er hatte um jeden Atemzug ringen müssen. Wie lange hatte das gedauert? Einen Tag vielleicht? Schwer zu sagen. Er hatte Helligkeit und Dunkelheit erkannt, die Geräusche von Tag und Nacht vernommen, aber er hatte keine Ahnung, wie oft er bewusstlos oder wach gewesen war.
    Dann hatte er Galle erbrochen und sich beschmutzt, sobald die Lähmung etwas nachgelassen hatte. Erst Stunden später war er wieder einigermaßen bei Kräften gewesen und hatte sich aufrappeln können. Noch lange danach hatte er sich schwach gefühlt, zugleich aber schon fieberhaft über mögliche Nutzanwendungen nachgedacht. Die Wirkung des Gifts setzte zögernd ein, doch es war vernichtend. Der winzige Tropfen, mit dem er es versucht hatte, war genug, das würde er nicht noch einmal wagen.
    Takaar lächelte.
    Selbstgefällig wie immer.
    »Der Glaube an den eigenen Körper ist die Grundlage des Überlebens.«
    Verschone mich damit.
    »Niemals.«

FÜNF
     

Wer zaudert, wird untergehen.
     
    I n den tausend Jahren seines Bestehens hatte der Regierungssitz noch nie solche Aufregung und Unruhe erlebt. Der Zuschauerraum vor der Bühne war in Aufruhr. Hinten und an den Seiten waren die Galerien zum Bersten gefüllt. In allen Fenstern und Türen drängten sich die Neugierigen. Draußen auf dem Platz waren weitere Tausende versammelt, die hofften, doch noch Einlass zu finden.
    Im Herzen der Hafenstadt Ysundeneth,

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