Einst herrschten Elfen
Stirn und murmelte vor sich hin, doch was er sagte, konnte Katyett nicht verstehen. Auum lehnte sich seufzend an einen Baumstamm und wartete. Katyett hatte sich eine Hand vor den Mund gelegt. Was Takaar von sich gab, war völlig sinnlos. Seine Reaktion entsprach der eines verschreckten Kindes, das sich vor einem gewalttätigen Erwachsenen zurückzieht. Inzwischen hatte er die Arme um den Oberkörper geschlungen und die Knie angezogen.
Katyett stand auf und war froh, ihre Tai in der Nähe zu wissen. Ihr rasendes Herz und ihr Atem wollten sich einfach nicht beruhigen. Ihr war schwindlig und etwas übel. Merrat und Grafyrre nahmen sie in die Arme und hielten sie fest.
»Niemand braucht mich.« Takaar blickte nach links, wo nichts war außer den Pflanzen des Regenwaldes. »Du weißt ganz genau, warum ich hergekommen bin. Ich wollte dir beweisen, dass ich nicht unter deiner Kontrolle stehe. Dass ich aus eigenem Antrieb handeln kann. Das hat dir wehgetan, was? Nun stehe ich nicht mehr am Rand der Klippe, wo du mir die Hände auf den Rücken legen und mich stoßen kannst. Ich würde dir ins Gesicht lachen, aber in mir ist kein Lachen mehr.«
»Wer …«, begann Katyett.
»Später«, unterbrach Auum sie. »Es ist kompliziert.«
»Das ist überhaupt nicht kompliziert«, widersprach Takaar. »Auum ignoriert unseren Gefährten. Ich hoffe, ihr werdet nicht so unhöflich sein.«
Katyett kam nicht mehr dazu zu antworten, weil sich in diesem Moment Pelyn durch das Gebüsch auf die kleine Lichtung drängte. Takaar und Auum hatte sie noch nicht bemerkt.
»Wir haben ein Problem«, begann sie.
»Das kann man wohl sagen«, entgegnete Katyett.
»Was?«
Katyett deutete auf Takaar, und Pelyn zuckte zusammen und hielt den Atem an. Gefühle, die Katyett genau kannte, spiegelten sich in Pelyns Gesicht. Die Elfenfrau schluckte und wandte sich wieder an Katyett. Ihre Augen waren trocken, doch ihre Miene war hart, und die Stimme bebte.
»Äh. Faleens Tai haben auf der anderen Seite des Lagers noch drei Menschen ausgeschaltet. Die Angreifer durchsuchen den Wald und kommen näher. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis einer der fliegenden Magier uns aus der Luft entdeckt.«
»Yniss, verschone mich. Das können wir jetzt wirklich nicht brauchen.« Katyett streckte eine Hand aus, die Pelyn nahm, kurz drückte und wieder losließ.
»Wenn sie so weitermachen, haben sie das Lager vor Einbruch der Dunkelheit entdeckt. Wir müssen bereit sein. Wir sollen uns ja bis zur Morgendämmerung ergeben.«
»Uns ergeben, genau. Vorher esse ich meinen Jaqrui-Beutel. Und was das Bereitsein angeht, so weiß ich nicht, ob das überhaupt möglich ist. Wie nahe sind die fliegenden Magier? Wir können die Späher am Boden ausschalten, aber die fliegenden Magier stellen das größte Problem dar.«
Pelyn dachte nach. »Durch das Blätterdach können sie nicht viel erkennen. Sie suchen nach Lichtungen wie dieser hier. Allerdings müssen sie erst einmal im Süden über die Hügel oder im Norden über die steilen Hänge kommen. Sie sind nahe, aber sie müssen oft die Späher wechseln, weil sie müde werden oder ihre Magie verbraucht haben oder so. Wenn wir Pech haben, könnte uns jedoch schon der Nächste finden, ehe wir wieder essen. Sollten wir Bogenschützen im Blätterdach postieren?«
»Sprich nie wieder so mit mir! Du kennst diese Elfen nicht einmal, wie willst du sie da beurteilen?«
Schweigen herrschte nach Takaars unpassender Bemerkung. Pelyn war abermals zusammengezuckt und schien erschüttert. Sie wollte zu Takaar gehen, war sich aber anscheinend nicht im Klaren, ob das überhaupt eine gute Idee war.
»Vielleicht kannst du ihn beruhigen. Mir ist es nicht gelungen«, sagte Katyett.
»Was hast du getan, ihn verprügelt?«
»Nein, ich habe ihn angeschrien und seinen Kopf auf den Boden geschlagen.«
Pelyn stieß ein schnaubendes Lachen aus. Takaar riss den Kopf hoch, dann stand er eilig auf. Er schüttelte Auums Hand ab und machte ein paar Schritte.
»Pelyn, dein Lachen habe ich schon viel zu lange nicht mehr gehört.«
Katyett konnte beobachten, dass es Pelyn nicht besser erging als ihr selbst. Verlust, Verwirrung, Wut, Begeisterung.
»Ich weiß nicht, was ich nach so langer Zeit noch sagen soll«, erklärte Pelyn. »Ist das nicht traurig? Dabei habe ich mir diesen Moment so oft vorgestellt. Zuerst hielt ich dich für tot. Manchmal wollte ich, dass du tot bist. Ich war bereit, dies hinzunehmen.«
»Es gibt tausend Wege, im Regenwald zu sterben,
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