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Einst herrschten Elfen

Titel: Einst herrschten Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Vorspiel für Kriegsgesänge und Trauerlieder. Katyett fühlte sich an die Zeit vor der Harmonie erinnert, als Takaars Gesetz noch nicht gegolten hatte.
    »Ich rufe zum Streitgespräch …«, setzte Helias an.
    Das dumpfe Grollen der Zuschauer verwandelte sich in einen donnernden, ohrenbetäubenden Ruf.
    »Lo-ri-us, Lo-ri-us, LO-RI-US!«
    Immer und immer wieder. Helias gebot mit erhobenen Händen Schweigen, doch das führte zu nichts. Katyett konnte im Gebälk gerade eben noch seine Stimme vernehmen, als er den Tumult zu übertönen suchte.
    »Zum Streitgespräch rufe ich nun Lorius, Tuals Hohepriester und den Hüter des Tempels von Tul-Kastarin, der für Takaars Ächtung sprechen wird!«
    Das rhythmische Singen und Stampfen wich einem Ausbruch der Begeisterung. Einige liefen sogar nach vorn zur Bühne, wurden jedoch von Wächtern der Al-Arynaar aufgehalten. Fäuste flogen, die Anspannung stieg. Grafyrre blies die Wangen auf. Katyett wusste genau, wie er sich fühlte.
    Lorius erhob sich ausgesprochen gemächlich. Er war alt, sehr alt sogar für einen Tuali. Geboren vor der Umstellung des Kalenders auf den Rhythmus der Harmonie. Lange vor den Jahren des Friedens. Eine Schande nur, dass seine Erinnerungen an die Zeit vor der Harmonie so wirr waren.
    Quälend langsam schleppte Lorius sich zu seinem Rednerpult. Dann breitete er seine Papiere aus und betrachtete sie eine Weile, ehe er endlich den Kopf hob und zum Publikum blickte. Er hatte tiefe Falten im Gesicht, doch in den braunen Augen brannte immer noch die alte Leidenschaft, und an dem leicht zitternden Kinn hingen ein paar Büschel des riesigen Barts, den er einst getragen hatte.
    Er warf die Kapuze zurück und entblößte den kahlen Kopf mit den dunklen Flecken und den Ohren, deren Spitzen sich nach außen neigten. Als er die Hände hob, brach der Lärm sofort ab. Dankbar nickte er.
    »Uns stehen schwere Zeiten bevor«, begann er mit einer Stimme, die vor Schleim heiser war. »Dunkle Kräfte regen sich unter dem Firnis des Wohlwollens.«
    »Der aufgeblasene Idiot«, murmelte Katyett.
    »Eine schleichende Krankheit bedroht uns und alles, was wir aufgebaut haben. Den meisten ist nicht einmal bewusst, dass dies geschieht, doch wir können allenthalben die Beweise dafür erkennen, wenn wir nur hinsehen wollen. Wenn wir nicht jetzt gleich handeln, wird uns eine Tragödie ereilen. «
    Aus allen Richtungen erhoben sich zustimmende Rufe. Wieder hob Lorius die Hände, während Jarinn den Kopf schüttelte.
    »Ja, dies ist eine Tragödie. Takaar und all seine großartigen Ideen, seine Harmonie, alle seine Taten. Ein Schwindel war das alles, ein einziger Schwindel!«
    »Wie können tausend Jahre Frieden ein Schwindel sein?«, warf Jarinn ein, bevor die Schreie der Menge alles andere übertönten.
    Ein Gong ertönte im Gardaryn. Der Sprecher hatte zur Ordnung gerufen. Links und rechts neben der Bühne hingen die Metallplatten in Rahmen. Einige ulas standen mit Klöppeln, die so lang waren wie ihre Arme, bereit, um auf Befehl des Sprechers einzuschreiten. Das Geräusch hallte lange durch den Gardaryn und brachte die Menge zum Schweigen. Die Meute.
    »Ich bitte um Zurückhaltung in dieser Kammer. Die Zuschauer dürfen die Debatte nicht übertönen«, sagte Helias. Dann wandte er sich an Jarinn. »Der Hohepriester Jarinn wird warten, bis es an ihm ist, seine Ansprache zu halten.«
    Wieder explodierte die Menge förmlich, die Leute schrien, jubelten und zeigten mit den Fingern auf Jarinn. Der Hohepriester breitete hilflos die Hände aus und gab sich damit zufrieden, als Bösewicht dazustehen, was den Tumult jedoch nur noch weiter verstärkte. Lorius brachte die Menge abermals zum Schweigen.
    »Danke, Helias. Ich sage euch nichts, was ihr nicht längst wisst. Wir alle haben an Takaars Worte geglaubt. Wir alle glaubten an das Märchen von der Harmonie der Elfen. Aber warum ist dies ein Märchen? Ich will es euch erklären. Es gibt dafür zwei Gründe. Hier der erste.«
    Er hob den Finger, und Tausende Zuhörer ahmten ihn nach.
    »Takaar begann seinen Weg mit reinen Idealen im Herzen, doch was ist geschehen, sobald sein eigenes Leben und das seiner Ynissul-Brüder in Gefahr geriet? Er lief weg wie der feige Hund, der er auch ist. Er rannte zum Tor, seine Jünger folgten ihm auf dem Fuße. Er sprang hindurch und überließ hunderttausend Elfen dem sicheren Tod. So viel zu der Harmonie an jenem Tag!«
    Eines musste man Lorius lassen, er schreckte nicht davor zurück, eine gefügige

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