Einst herrschten Elfen
sich an einen anderen, der schräg zum Panzer des Käfers hinauflief. Sie zog die Augenbrauen hoch.
»Wir könnten ihn gebrauchen, wenn er noch so wäre wie damals.«
Grafyrre nickte. »Ja. Entschuldige. Das war gedankenlos.«
Katyett lächelte. »Nicht sehr. Yniss weiß, dass du Recht hast.«
»Du solltest dort unten sein«, erklärte Merrat mit einem boshaften Funkeln in den Augen.
»Pass auf, was du sagst«, gab Katyett zurück. Sie biss sich auf die Unterlippe und blickte wieder zu der Versammlung hinunter. »Nicht um Yniss’ gesamten Segen würde ich mich heute daran beteiligen.«
»Kommt nun die große Abrechnung?«, fragte Merrat.
»Eine Abrechnung setzt immerhin ein gewisses Maß an Vernunft voraus«, entgegnete Katyett. »Ich glaube nicht, dass wir bei der heutigen Sitzung viel davon erkennen werden.«
In Wellen schwappte die aggressive Stimmung aus dem Zuschauerraum herauf. Dort unten herrschte eine erdrückende Schwüle. Draußen regte sich kein Lüftchen, und die weit aufgerissenen Türen und Fenster brachten keine Linderung. Die Hitze stieg empor, Schweißgeruch mischte sich mit dem von Holz und Tieren und verklebte die Nasen. Manche starrten auch nach oben. Zornige Augen, verächtliche Blicke.
»Jetzt geht es los«, sagte Merrat.
Der Sprecher des Gardaryn erhob sich und wurde mit großem Getöse begrüßt. Er hieß Helias und trug selbstbewusst die grüne und weiße Amtsrobe. Der ehrgeizige junge Tuali wurde gleichermaßen verehrt und verteufelt. Umso mehr genoss er seine Position. Auf den Galerien und unten erstarben die Gespräche, als Helias vor das mittlere Rednerpult trat. Einige wenige Rufe hallten noch zwischen den Wänden. Normalerweise wären sie humorvoll gewesen, heute hatten sie einen ganz anderen Unterton.
»Wir kommen zum entscheidenden Punkt«, rief Helias. »Ihr habt es alle gespürt, ihr habt euch alle eine Meinung gebildet. Ihr fragt euch, warum wir so lange gebraucht haben, um zu diesem Scheideweg zu gelangen. Nun vernehmt es aus den Mündern derjenigen, denen euer Herz und eure Seele gehört und denen ihr Vertrauen schenkt.«
»Gut, dass er sich bemüht, etwas Spannung herauszunehmen«, murmelte Katyett.
»Meinst du, er wird für eine Seite Partei ergreifen?«, fragte Merrat.
»Wie kommst du nur auf so etwas?« Katyett lächelte. »Er ist so neutral wie jeder andere voreingenommene Tuali.«
»Ich rufe Jarinn auf, den Hohepriester von Yniss, Hüter des Tempels von Aryndeneth und Verteidiger des Gedenkens an Takaar!«
Ein Sturm von Buhrufen und höhnischem Gejohle begleitete Jarinn, als er nach vorn trat. Der typische, groß gewachsene Ynissul hatte sich die langen schwarzen Haare mit goldenen Fäden zusammengebunden. Sein Gesichtsausdruck war wie immer stolz, was er stets als Geburtsfehler bezeichnete, und er hatte große und strahlend blaue Mandelaugen. Seine Kleidung war schlicht, wie Yniss es verlangte. Braun, ohne besonderen Schmuck und ohne Kapuze. Er ging barfuß, was sein Vertrauen darauf symbolisierte, dass Yniss ihn vor Schaden bewahren werde. Katyett hoffte, er habe seine Gebete an diesem Morgen besonders inbrünstig gesprochen.
Als er am Rednerpult stand, ließ Jarinn zunächst den Blick über das Publikum schweifen. Vielleicht schüttelte er sogar leicht den Kopf. Dann konzentrierte er sich auf das Rednerpult, das dem seinen gegenüberstand, und verzichtete darauf, den Sprecher um Schutz vor den Verwünschungen zu bitten, die ihm entgegenschlugen. Jedoch bedankte er sich nickend bei denjenigen, die sich hinter ihm von den Sitzreihen erhoben hatten und ihm applaudierten. Dies verstärkte nur den Lärm im Zuschauerraum.
»Wo ist nun die Unterstützung der Öffentlichkeit?«, fragte Grafyrre, als Helias verspätet mit erhobenen Händen um Ruhe bat.
»Jarinn hat Takaars Anhänger angewiesen, sich fernzuhalten«, erklärte Katyett und lächelte wieder. »Und die meisten von uns sind hier oben.«
Fünf Zellen der TaiGethen sahen von den Deckenbalken aus zu. Das war eine beachtliche Versammlung der Elitekrieger. Fünf weitere Zellen hatten sich in der Stadt verteilt und beobachteten Orte, an denen es Ärger geben konnte, falls die Ächtung tatsächlich ausgesprochen werden sollte. Katyett musste wissen, welche Stimmung in der Bevölkerung vorherrschte, um Jarinn gegebenenfalls sicher nach Aryndeneth zurückgeleiten zu können.
Unter ihnen trampelten und stampften die Leute rhythmisch. Das machtvolle Geräusch erinnerte an die alten Schlachten und war ein
Weitere Kostenlose Bücher