Einst herrschten Elfen
was zu tun ist. Wir sind TaiGethen, wir sind geboren, um Yniss und unserem Volk zu dienen. Wir dienen ihm nicht, indem wir unser Leben dafür verschwenden, ein paar wertlose Seelen zu Shorth zu schicken. Wenn ich muss, mache ich das auch allein. Jedenfalls will ich unser Volk nicht dem sicheren Tod überlassen. Nicht schon wieder.«
Takaar schloss Katyett fest in die Arme. Die Last des Leichnams und die schlaffen Gliedmaßen gaben ihm das Gefühl, als stieße ihm jemand langsam ein Schwert in die Seele. Er legte sie unter dem Vordach des Cefu-Tempels ab, wo der Regen ihr Gesicht nicht erreichen konnte.
»Ich werde dich nicht wieder im Stich lassen, meine Liebe. Das werde ich nicht tun.«
Ich kann nicht glauben, was ich da höre.
»Dann geh und hör jemand anders zu.«
Takaar rannte der nach Tausenden zählenden Menschenarmee entgegen. Siebenunddreißig TaiGethen folgten ihm.
VIERZIG
Die zahlenmäßige Überlegenheit ist eine Sache. Das Überraschungsmoment ist eine ganz andere.
Y stormun wandte sich vom zerstörten Fenster ab. Hithuur atmete noch. Der Magier machte eine rasche Geste und jagte ihm einen Lichtstrahl in die Stirn, der ihm das Gehirn zerkochte. Dann blickte er nach rechts, als er eine Bewegung bemerkte.
»Wie ich sehe, hast du es geschafft, deine Haut zu retten, Helias. Wie schön für dich.«
Helias nickte und wirkte in seiner übertriebenen Dankbarkeit wie ein hechelnder junger Hund. Auch Llyron und Sildaan waren unverletzt. Bemerkenswert. Ystormun wandte sich an Llyron und zog sie mit einer Hand am Kragen hoch, er hob sie sogar vom Boden. Sie bekam Atemnot.
»Was werden sie jetzt tun?«, fragte er.
»Ich habe keine Ahnung«, gestand Llyron.
Heiße Wut durchflutete Ystormun vom Scheitel bis zur Sohle. »Hohepriesterin des Shorth, ich wurde zweimal niedergeschlagen. Ein drittes Mal wird dies nicht geschehen. Du kennst sie. Sage mir, wohin sie wollen, obwohl mein Heer von allen Seiten gegen diese miserable Ansammlung von Tempeln vorrückt.«
»Du hast ihre Oberin getötet.« Sildaan kam aus ihrem Versteck hervor. »Dafür werden sie dich umbringen. Nicht heute Nacht. Heute Nacht werden sie versuchen, die zu befreien, von denen Hithuur sagte, dass sie sterben müssen.«
»Das wird ihnen nicht gelingen. Sie sind viel zu wenige.«
»Du kennst sie nicht. Du kennst ihren Glauben und ihre Wünsche nicht. Und du weißt nicht, wie schnell und geschickt sie sind. Sie werden nicht versuchen, dich zu besiegen. Nicht heute Nacht. Aber sie werden dir wehtun. Das verspreche ich dir.«
Ystormun ließ Llyron los; die Hohepriesterin brach zusammen und schnappte erleichtert nach Luft. Dann beugte er sich über Sildaan, die sich anscheinend noch ein wenig Aufsässigkeit bewahrt hatte. Er hatte reichlich Zeit, ihr dies auszutreiben.
»Du bist großzügig mit deinen Versprechungen, Sildaan. Wie schön, dass du mir so viel in Aussicht stellst. Dafür will ich mich erkenntlich zeigen.« Mit einem Fingerschnippen rief Ystormun seinen Adjutanten zu sich, einen nicht sonderlich begabten Magier. »Sind wir bereit?«
Der Magier betrachtete ein Dokument, das er mitgebracht hatte.
»Ja, Herr. Die Ixii, Gyalan, Orran, Cefan und die identifizierten militanten Tual sind in sicherem Gewahrsam. Wir haben dafür das Museum, zwei große Kornspeicher, einen Marktplatz im Norden der Stadt und den eingefriedeten Hof vor Llyrons Wohnsitz ausgewählt. Keiner der identifizierten Elfen kann entkommen. Wir warten auf deinen Befehl. «
»Dann ist er hiermit erteilt«, erklärte Ystormun. Er wandte sich wieder an Sildaan. »Siehst du, wie einfach das ist?«
»Was ist einfach?«
Ystormun seufzte. »Und ich dachte, du zählst zu den Klügeren deines Volks. Garan sagte das jedenfalls, aber vielleicht war es ein Fehler, seinem Urteil zu vertrauen. Ich habe nicht genug Leute, um das ganze Elfenvolk zu versklaven. Um die Schätze zu bergen, die wir haben wollen, brauche ich sowieso nur ein paar. Die Übrigen kann und will ich nicht einsperren. Der Aufwand wäre viel zu hoch. Außerdem ist es grausam, Wesen, die sich nach der Freiheit sehnen, hinter Schloss und Riegel zu halten, findest du nicht?«
»Ich verstehe nicht, was du meinst«, erklärte Sildaan.
»Was ich nicht brauche, beseitige ich. So arbeite ich besonders wirkungsvoll, gewinne besonders viel und verhindere jede Zwietracht.« Ystormun lächelte, als sich das Entsetzen in Sildaans Miene breitmachte. Die Macht war doch ein wundervolles Ding, wenn man sie besaß.
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