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Einst herrschten Elfen

Titel: Einst herrschten Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Menge zu seinen Zwecken einzusetzen. Katyett betrachtete die Gesichter, die sie von oben erkennen konnte. Rot vor Wut und selbstgerechter Empörung waren sie. Sie suchten nach einem Ventil für ihre Rage und fanden es am anderen Rednerpult, ihrem Helden gegenüber. Das Geschrei, das Jarinn entgegenschlug, war wirklich erschreckend. Helias stand untätig herum und tat gar nichts. Jarinn ließ sich nichts anmerken.
    »Zweitens!«, donnerte Lorius, und die Zuhörer jubelten und machten mit den Fingern das Siegeszeichen. »Was haben wir eigentlich in dem Jahrzehnt erlebt, seit Takaar durch das Tor von Hausolis kam und in den Wald floh, kaum dass es hinter ihm zusammengebrochen war? Haben wir gesehen, dass die zurückgekehrten Ynissul wie die Sklaven geschuftet haben, um die Harmonie zu erhalten, die ihr Feigling uns auferlegt hat?«
    Lorius hielt inne, die Zuhörer schwiegen und lauschten wie gebannt. »Ich will einen Moment in der Geschichte zurückspringen. Seit mehr als tausend Jahren leben die Elfen hier im Regenwald. Wir alle waren Takaars Harmonie, Takaars Gesetz treu ergeben. Es ist keiner unter uns – nur wenige werden sich wohl an die allerersten Tage hier erinnern – , der bestreiten würde, dass es funktioniert hat. Wie Tual weiß, mussten wir angesichts der Schwierigkeiten, auf die wir hier gestoßen sind, lernen, in Frieden zu leben. Alle Linien verbündeten sich miteinander, damit wir nicht nur überleben, sondern sogar aufblühen konnten. Auch die Ynissul waren dabei.«
    Buhrufe und Johlen unterbrachen seine Ansprache. Zum ersten Mal, seit er begonnen hatte, zeigte Lorius echten Zorn. Er kam hinter dem Rednerpult hervor und wandte sich an die Menge. Katyett fragte sich einen Moment, ob er die Zuhörer ebenso schnell verloren wie gewonnen hatte. So stand er da, ein einsamer ula vor einer schreienden Menge, die nicht mehr auf ihn achtete. Zum zweiten Mal musste sie ihm widerwillig Respekt zollen.
    Seine Miene änderte sich nicht noch forderte er mit einer Geste Ruhe ein, und der Blick irrte nicht von dem ab, was sich vor ihm abspielte. Langsam, ganz langsam beruhigten sie sich wieder und erkannten vielleicht, dass der Spaß vorbei war und ihr Hauptdarsteller nicht mehr mitspielte.
    »Danke«, sagte Lorius leise. Damit kehrte er zu seinem Rednerpult zurück und blickte sie scharf an, damit sie ja nicht wieder anfingen. »Warum verhöhnt ihr die Wahrheit? Vielleicht reichen eure Erinnerungen nicht weit genug zurück. Die Ynissul haben einen entscheidenden Beitrag zur Herstellung der Harmonie geleistet, und der Hohepriester Jarinn hat viel zu diesem Erfolg beigetragen. Verhöhnt mich nur, wenn ihr mir nicht glaubt.«
    Stille. Beinahe jedenfalls. Merrat kicherte.
    »Er ist gut, was?«
    »Sehr gut«, stimmte Katyett zu. »Schau nur, welchen Raum er für die Lüge geschaffen hat, die nun kommen wird.«
    »Warum stehen wir heute also hier und wissen genau, dass unser Volk unglücklich ist? Warum fühlen wir uns untergraben? Warum spüren wir, wie mit jedem Tag die Spannung wächst? Warum gab es zwischen den Linien Gewaltausbrüche? Die Antwort darauf ist ebenso einfach wie tragisch. Nach Takaars verwerflichem Versagen haben sich die Ynissul daran gemacht, sich abermals zur herrschenden Linie aufzuschwingen – beflügelt durch die Tatsache, dass so viele von ihnen mit ihm zurückgekehrt sind, was umso rätselhafter ist, da doch gleichzeitig so viele Brüder und Schwestern aus anderen Linien leiden mussten.«
    Jetzt setzten die Buhrufe wieder ein, und Lorius nickte. »Ja. Ja. Im ganzen Land übernehmen sie die Führung. Was sind die Amllans von Ysundeneth, Tolt Anoor und Deneth Barine?«
    »Ynissul!«
    »Die Hohepriesterin des Shorth?«
    »Ynissul!«
    »Der Oberkommandierende der Flotte?«
    »Ynissul!«
    Lorius breitete die Hände aus und ließ den Applaus aufbranden. Als der Tumult den Höhepunkt erreicht hatte, wackelte er mit dem Finger und setzte noch einmal an.
    »Ich könnte noch eine Weile so weitermachen.« Er hob einen Stapel Papiere. »Richter, Landbesitzer, hohe Beamte, die Hüter der Staatskasse, überall sind Ynissul. Die Oberin der Al-Arynaar ist zwar eine Tuali, doch ihre Liebe für Takaar macht sie praktisch zur Ynissul. Dieser hinterhältige, zunehmende Einfluss ist überall zu spüren. Sogar da oben im Deckengebälk!«
    Alle blickten jetzt nach oben und verhöhnten die TaiGethen, die hoch über ihnen hockten. Einige schleuderten sogar Wurfgeschosse hoch, vor allem Früchte. Die TaiGethen wichen

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