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Einst herrschten Elfen

Titel: Einst herrschten Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Puppe zur Seite geworfen. In diesem Moment hatte er etwas empfunden, das er nur als erhebend bezeichnen konnte. Inzwischen hatte er jedoch im ganzen Körper starke Schmerzen, die seine Erinnerungen trübten.
    Olmaat stemmte sich auf den mit Blasen übersäten Händen hoch. Die Handflächen waren nicht so stark verletzt, aber die Handrücken nässten bereits, und die geschwärzte Haut hing in Streifen herab. Er keuchte. Wenn Luft über die Lippen strich und in den Hals eindrang, fühlte es sich an, als rollten Glassplitter darüber.
    Die Überreste der beiden Priester waren miteinander verschmolzen und unkenntlich. Teile der Gliedmaßen waren einfach verschwunden. Ein Schädel war zertrümmert, Haut war so wenig zu erkennen wie die Kleidung oder irgendwelche anderen Merkmale. Der Umriss ließ ihn an eine missglückte Schöpfung denken, die bei der Geburt geopfert worden war. Etwas Schreckliches und Bedauernswertes. Einer hatte in den Todesqualen den Mund weit geöffnet und gebetet, das Ende möge schnell kommen.
    Wenigstens dieses Gebet war erhört worden. Olmaat betete zu Shorth, damit die Seelen der beiden Elfen gnädig aufgenommen wurden. Er betete zu Tual, weil er am Leben bleiben musste, um Katyett zu warnen und die Verantwortlichen zu finden. Er betete zu Yniss, um Hilfe bei der Suche zu bekommen, damit er sie stellen und töten konnte.
    »Olmaat?«
    Die Erleichterung raubte ihm die Kräfte. Er brach zusammen und blieb auf dem Bauch liegen.
    »Hilf mir, Pakiir.«
    Er hörte ein Keuchen und ein unterdrücktes Schluchzen.
    »Sag mir, dass es nicht unser Jarinn ist.«
    »Das kann ich nicht. Nun bleiben nur noch Rache und Vergeltung.«
    »Yniss behüte uns, gibt es denn keine Ehre mehr?« Pakiir kniete neben Olmaat nieder und berührte Jarinns und Lorius’verkohlte Leichen, um ein stockendes Gebet zu sprechen. »Was kann ich tun, Olmaat?«
    »Suche einen Tempelheiler. Suche Katyett. Die TaiGethen können niemandem mehr vertrauen. Unser eigenes Volk hat sich gegen uns gewandt. Wir müssen jagen, und sie muss erfahren, was die Menschen mitgebracht haben.« Olmaat hustete. »Niemand sonst sollte diesen Ort sehen, wie er jetzt ist.«
    Olmaat spürte eine Hand im Rücken und schöpfte Trost aus der Berührung.
    »Ruh dich aus, wenn es dir möglich ist. Bewege dich nicht weiter. Ich hole Hilfe. Du wirst wieder gesund.«
    »Wie bist du entkommen?«
    »Ich schäme mich, Olmaat. Ich bin wieder nach draußen gelaufen und habe mich versteckt, bis sie fort waren.«
    Olmaat hätte gelächelt, wären die Lippen nicht zu stark verkohlt gewesen. »Vernünftig zu sein, ist keine Schande. Yniss möge dich leiten, Pakiir. Geh jetzt.«
    Pakiirs Schritte verhallten. Olmaat rührte sich nicht mehr. Die Anspannung wich von ihm, und die Schmerzen wurden immer stärker. Ein letztes Mal hob er den Kopf.
    »Es tut mir leid, meine Priester, ich habe euch im Stich gelassen. Ich habe Yniss im Stich gelassen.«
    Dann überwältigte ihn die Übelkeit, und er versank in seliger Schwärze.
     
    Es war eine Wiederholung der Szene im Gardaryn, auch wenn die Gefahr ungleich größer war.
    »Benetzt die Wände«, rief ein Al-Arynaar den Tempelarbeitern zu, die herausgerannt kamen, sobald die erste Fackel und das Öl auf den Balken gelandet waren.»Löscht die Flammen und feuchtet die Wände an! Los!«
    »Waffen!«, befahl Katyett.
    ZwölfTaiGethen und vierzig Al-Arynaar zogen die Klingen und machten einen einzigen Schritt nach vorn. Die Tai-Zellen nahmen die Dreierformationen ein. Pelyn überblickte ihre Reihen.
    »Doppelte Linie, rückt auf meinen Befehl vor. Drängt sie zurück.«
    Einige in der Menge waren ebenfalls bewaffnet. Fackeln flogen, Ölflaschen barsten auf der Treppe, an den Wänden und trafen sogar die Verteidiger. Die TaiGethen deckten die Flanken. Katyett, Grafyrre und Merrat blieben in der Mitte. Die Meute hatte erfreut aufgeheult, als die erste Fackel geflogen war und die Flammen ein Wandbild erfasst hatten, auf dem Yniss dem Land das Leben schenkte. Einige Al-Arynaar hatten sich zurückgezogen, um die Tempelarbeiter einzuteilen.
    »Nehmt euch vor allem die Aufwiegler vor«, rief Katyett.
    Pelyns Herz klopfte zum Zerspringen. Sie wischte sich das Öl aus dem Gesicht. Nun standen sie am Rande des Abgrunds.
    »Vorstoßen«, befahl Pelyn.
    Sie war ganz vorn. Die Al-Arynaar rückten vor, die Schwerter hielten sie noch unten, aber sie waren bereit. Die Menge wich zurück, doch von überallher ertönten Rufe, sie sollten

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