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Einst herrschten Elfen

Titel: Einst herrschten Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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den Stühlen und dem Tisch, die ein Stück rechts neben den Vorhängen standen.
    »Hithuur?« Jarinn winkte ihn zu sich.
    »Im Zuschauerraum ist es bequemer.«
    Er machte einen Schritt in die Richtung der Vorhänge. Olmaat merkte auf. Jarinn fühlte sich auf einmal sehr verletzlich und bekam Angst, auch wenn er den Grund nicht nennen konnte.
    »Olmaat?«, sagte er zum dritten Mal.
    Olmaats Kämpferin schob sich durch die Vorhänge.
    »Der Zuschauerraum ist leer«, berichtete sie und kam zu Olmaat.
    Auf einmal rannte Hithuur los. Hinter den Vorhängen polterte und klatschte es, als wären mehrere Personen nach einem Sprung gelandet. Olmaat fuhr herum. Jemand riss den Vorhang zur Seite, und nun standen sechs Gestalten auf der Bühne. Es waren keine Elfen, sondern Fremde. Kurzlebige. Jarinn hielt auf halbem Wege zu seinem Sitzplatz inne. Die Kurzlebigen hatten keine Waffen, sondern breiteten die Hände aus und drehten die Handflächen nach oben. Sie murmelten.
    »Takaar hat uns verraten«, schrie Hithuur, der sich zu den Fremden gestellt hatte. »Er hat meine Familie getötet. Die Harmonie ist tot.«
    Olmaats Tai-Kriegerin sprang die Kurzlebigen an. Ein Jaqrui-Wurfstern sauste flüsternd durch die Luft und bohrte sich in den Hals eines Mannes, der sofort stürzte und die Hände zur zerstörten Kehle hob, aus der das Blut schoss. Nun zog die Tai das Schwert aus der Rückenscheide und bohrte es dem zweiten in den Bauch. Aus der Tiefe des Zuschauerraums kam ein Pfeil geflogen und durchbohrte ihre Kehle.
    Olmaat griff nicht an, sondern rannte zu Jarinn.
    »Lauf!«, rief er. »Raus hier, sofort!«
    Jarinn riss die Augen weit auf. Hinter den Fremden erschienen weitere Gestalten. Die Luft schien zu knistern. Hithuurs Worte hatten ihn wie ein Dolchstoß ins Herz getroffen.
    »Die neue Ordnung wird Takaars Gesetz hinwegfegen«, schrie Hithuur. »Du vertrittst den alten Weg, Jarinn. Lorius aber wird der erste Märtyrer der Tuali sein.«
    Jarinn wich zurück. Olmaat hatte ihn fast erreicht und rief abermals, er solle fliehen. Auf einmal hörte er ein Heulen, und sein Körper fühlte sich an, als sei er in heißes Wasser getaucht. Dann spürte er einen Energiestoß, als wäre seine Seele entbrannt. Verwirrt starrte er die Fremden an. Die vier, die noch lebten, führten die Hände zusammen.
    Hitze. Und ein Licht, das alles andere auslöschte.

ZEHN
     

Achte jeden, den du im Kampf tötest, denn wir alle sind Brüder unter den Augen von Shorth.
     
    † akaar konnte die Übelkeit nicht unterdrücken. Er wand sich aus der Hängematte heraus, ließ sich anderthalb Schritte tief zu Boden fallen und übergab sich. Das Erbrochene war grün und braun und mit roten Spritzern durchsetzt. Er hatte schreckliche Kopfschmerzen, und der Magen rebellierte pausenlos. Wieder übergab er sich, als die Krämpfe im Bauch schlimmer wurden. Von Krämpfen geschüttelt stemmte er sich auf Hände und Knie hoch.
    Jetzt hörte er auch ein Brüllen, das er zunächst für das Rauschen seines Blutes im Kopf hielt, doch es kam offenbar aus einer größeren Entfernung. Als er sich etwas beruhigt hatte und die Atemzüge nicht mehr mit immer neuen Krämpfen einhergingen, konnte er sich auf das Geräusch konzentrieren.
    Es war das Brüllen und Knurren eines Panthers. Es war sogar mehr als einer. Die kehligen Laute verwirrten ihn. Unter Schmerzen rollte er sich von der stinkenden Lache weg und blieb auf dem Rücken liegen. Schnappend atmete er tief ein. Im Regenwald war es still, unnatürlich still.
    Takaar richtete sich auf, pflückte einen Blutegel vom rechten Arm und ging auf wackligen Beinen zum Rand seines Biwaks, wo er sich an den Stamm eines Feigenbaums lehnte. Wieder holte er einige Male tief Luft und versuchte, sich an die letzten Augenblicke zu erinnern, bevor ihm schlecht geworden war. Was der Körper ihm zu sagen hatte, gefiel ihm nicht.
    Du hast Angst. Es sollte ein vertrautes Gefühl sein, aber du glaubst dies anscheinend nicht.
    »Es sind ungewöhnliche Zeiten.« Takaar drehte sich nicht zu dem Peiniger um, der hinter ihm unter dem Schutzdach saß. »Sie zerstören alles, was ich mein Leben lang aufgebaut habe.«
    Umso mehr ein Grund zu springen, wenn ich dich dazu auffordere.
    Takaar schüttelte den Kopf und entfernte sich von seiner Unterkunft. Drei Ereignisse hatte er erlebt. Ereignisse? Das schien das einzig richtige Wort, um es zu beschreiben. Es war viel komplexer als jede Emotion gewesen, und zugleich so überwältigend, wie es kein Gefühl sein

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