Einst herrschten Elfen
Zehenspitzen trafen den zweiten Krieger im Schritt. Der Mann krümmte sich mit einem Schrei und hielt sich einen Arm vor den Unterleib. Auum sprang hoch, packte den Kopf des Mannes mit beiden Händen und brach ihm mit einem kräftigen Ruck das Genick.
Anschließend wandte er sich von dem Toten ab, noch bevor dieser ganz zu Boden gestürzt war. Der zweite Krieger versuchte, sich die Klinge aus dem Bauch zu ziehen. Das Blut lief ihm aus dem Mund und aus der Bauchwunde. Ein Zweig knackte, und da stand der Magier direkt neben dem sterbenden Kameraden. Er lächelte, bewegte die Lippen und streckte die Arme aus.
Auum rannte los, war aber nicht schnell genug, um ihn aufzuhalten. Der Magier drehte die Handflächen nach innen und wollte sie zusammenpressen. Er senkte den Kopf auf die Brust und hob ihn, um Auums Blick zu erwidern. Auum blieb stehen und entschied sich, lieber ein Gebet an Yniss zu senden, damit dieser seine Seele schützte.
Auf einmal kippte der Magier mit einem Ruck nach vorn, stürzte fast und stieß ein Gurgeln aus. Verwirrt starrte er Auum an, aus seinem Mund rann Blut. Dicht unter dem Kinn ragte die Spitze eines Jaqrui aus dem Hals. Der Magier fiel auf das Gesicht.
Keine zehn Schritte hinter Auum stand ein ula . Seine Kleidung war verschlissen und stellenweise unbeholfen geflickt. Das Gesicht war hager, auf Kinn und Wangen zeichneten sich die Überreste eines vormals langen Barts ab. Wo die Haut zu sehen war, erkannte Auum Schnittwunden und Kratzer, als hätte der Elfenmann sich mit einem stumpfen Messer rasiert. Das Haar war ähnlich wirr, es war verklebt und verfilzt, Zweige und Blätter steckten darin. Stellenweise war es kurzgeschnitten, anderswo wucherte es ungezügelt.
Immerhin hatte der Elfenmann eine stolze Haltung. Die Arme lagen an den Seiten, doch die Hände waren ständig in Bewegung, die Finger rieben über die Daumen oder an den Handflächen. Die Blicke schossen unstet hin und her, in den Wangen zuckte es. Wenn er atmete, blähte er die Nasenflügel weit auf. Schließlich ging der Elf mit fließenden Bewegungen zu dem Magier und zog den Jaqrui wieder heraus.
»Ein Glück, dass ich damit noch umgehen kann.« Er lachte und blickte nach rechts. Das Lachen brach ab. »Ich habe es nie vergessen. Das habe ich geübt, als du nicht auf mich aufgepasst hast. Du beobachtest mich ja nicht ständig, oder? Nein, das dachte ich mir schon. Ein kleiner Sieg für mich.«
Auums Retter näherte sich dem sterbenden Menschenkrieger, kniete nieder und zog dessen Hände von Auums Klinge weg. Dann packte er das Heft, drehte es und rammte dem Mann die Waffe noch einmal kräftig in den Bauch. Schließlich zog er die Klinge heraus und betrachtete sie fast ehrfürchtig. Der Mann sackte in sich zusammen.
Der wilde ula stand auf, wischte die Klinge an der Kleidung des Mannes ab und kam zu Auum, um ihm die Waffe mit dem Heft voran zu reichen. Auum nahm sie und bedankte sich nickend. Noch immer vermochte er nicht die Frage auszusprechen, die ihm, wenn er daran dachte, schrecklich kriecherisch vorkam. Der ula starrte ihn an und zuckte mit den Achseln.
»Tja, ich glaube, er erkennt mich. Vielleicht muss ich mir noch ein wenig die Haare richten.«
Dann knurrte er, und Auum zuckte zusammen. Zweifel fraß sich in sein Herz.
»Eigentlich erkenne ich ja auch ihn. Gesichter vergesse ich nie, besonders nicht, wenn der Besitzer zu den besseren Schülern der Kunst zählt.« Wärme und zugleich auch Vorsicht waren in den Augen zu erkennen. »Du bist Auum.«
Beinahe gaben Auums Knie nach. Unendlich erleichtert steckte er die Klinge weg.
»Oberer Takaar, es ist mir eine Ehre, dass du mich erkennst. «
Gleich darauf verfluchte er sich für die zaghaften Worte, die er gesprochen hatte.
»Ha!« Takaar klatschte in die Hände. »Ich hab’s dir doch gesagt, ich hab’s gesagt.«
Takaar fasste Auum an den Schultern.
»Gut. Es ist gut, noch jemanden zu haben, mit dem ich reden kann.«
Auum beherrschte sich gerade noch, ehe er die naheliegende Frage stellte und lächelte.
»Die TaiGethen werden Yniss preisen, weil du noch lebst«, sagte er.
Takaars Miene wurde hart. »Das bezweifle ich.«
Wieder blickte er zur Seite und murmelte etwas, das Auum nicht verstand, dann machte er auf dem Absatz kehrt und marschierte in den Regenwald hinein. Über die Schulter sprach Takaar weiter.
»Das ist eine gute Frage, eine sehr gute Frage, und so etwas bekomme ich von dir selten zu hören. Warum bist du denn hier, Auum? Niemand hat dich
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