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Einst herrschten Elfen

Titel: Einst herrschten Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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die Zielstrebigkeit, die er früher schon in Takaars Blick entdeckt hatte.
    »Wenn wir die Beute essen, kannst du mir erzählen, warum du hergekommen bist und was das ganze Elfenvolk zu vernichten droht.«
    Sofort verschwanden Klarheit und Entschlossenheit wieder. Takaar rieb sich über das Gesicht und strich sich über die Haare. Dann versetzte er Auum einen Stoß vor die Brust.
    »Gut, dass du da bist. Ich brauche eine Rasur und einen Haarschnitt. Da drüben liegt das Messer, dort ist das Wetzleder. Wir dürfen keine Zeit verlieren, mach dich an die Arbeit.«

FÜNFZEHN
     

Selten nur sprechen die Götter. Es ist eine Schande, dass wir noch seltener zuhören.
     
    U ltan-in-Caeyin. Ein Name in der alten Sprache, der so viel bedeutete wie: »Wo man die Götter hört.«
    Der Ultan war eine riesige offene Mulde, mit Gras bewachsen und von der Form eines Halbkreises, umringt von steilen Klippen, die zum Meer, zum Regenwald und zum Fluss Ix hin eine natürliche Barriere bildeten. Das Gelände besaß eine bemerkenswerte Akustik und diente den Elfen seit der Gründung von Ysundeneth für Feiern und in Zeiten des Streits als Versammlungsort. Es konnte eine Viertelmillion iads, ulas und Kinder aufnehmen, mehr als die ganze Einwohnerschaft von Calaius.
    Hunderte von Jahren war das Gelände so geblieben, wie Yniss es geschaffen hatte. In der letzten Zeit hatte man jedoch begonnen, ein bleibendes Monument für die Götter zu errichten. Im Steinbruch im Westen von Ysundeneth hatten die Arbeiter mächtige Platten und Säulen geschnitten und mit Lastkähnen hergeschafft, um am nördlichen Ende des Ultan, wo die Klippen zum Meer hin ausliefen, eine Bühne zu errichten. Gravuren zeigten die Taten der Götter und Elfen und schilderten die oft gewalttätige Geschichte von Hausolis und die Prüfungen des Lebens in Calaius.
    Wie es hieß, sollte die ganze weite Grasfläche schließlich mit Bänken in konzentrischen Kreisen ausgestattet werden, in deren Brennpunkt sich die Bühne befand. Ein kluger Kopf hatte vorgeschlagen, dass auch ein Dach nützlich sein könnte. Katyett empfand eine gewisse Ehrfurcht, als sie den weiten offenen Platz vor sich sah und sich vorstellte, wie viel Holz dafür nötig sein würde.
    An diesem Morgen konnte von Feierlichkeiten natürlich nicht die Rede sein, nicht einmal von einem gemeinsamen Vorhaben. Wut, Frustration, Verzweiflung und Verwirrung lagen in der Luft. Unter denen, deren Schutz die TaiGethen übernommen hatten, waren auch Furcht und eine tiefe Traurigkeit zu spüren.
    Die Evakuierung der Ynissul war inzwischen ein offenes Geheimnis. Die TaiGethen bewachten die Zugänge und den Eingang zum Ultan. Nicht wenige unter ihnen hofften, es käme zu einem Angriff. In einer Hinsicht war das eine enttäuschende Reaktion, in anderer Hinsicht entsprach es völlig der Mentalität der Elfen. Katyett fühlte mit ihnen und empfand keinerlei Schuldgefühle, wenn sie an die Ereignisse auf dem Tempelplatz dachte.
    Fast dreitausend Ynissul genossen jetzt den Schutz des Ultan. Sie hatten so gut wie nichts zu essen, nur die Kleidung, die sie am Leibe trugen, und ein paar Habseligkeiten, die sie bei der eiligen Flucht aus ihren Häusern rasch an sich genommen hatten. In der Stadt waren die Elfen der unsterblichen Linie nicht mehr sicher.
    Dreißig TaiGethen passten auf sie auf. Gleich als Erstes hatte Katyett die Vögel losgeschickt, die im Regenwald die Botschaft verbreiteten, alle Krieger sollten sich versammeln. Die Vögel würden zu den Schreinen des Yniss fliegen, die überall unter dem Blätterdach verstreut waren, und in sicheren Nistkästen warten, bis ein Tai vorbeikam und die Botschaften abholte, den Vogel freiließ und die Nachricht weiterleitete.
    Natürlich war diese Art der Verständigung nicht sehr effizient. Es gab keinerlei Absprachen, wie oft die eingehenden Botschaften abgeholt wurden. Die Brieftauben wurden über dem Blätterdach oft von Raubvögeln erwischt und waren trotz der geschickt angelegten Nistkästen und der gesicherten Zugänge nicht völlig sicher vor Schlangen und Nagetieren.
    Im weiten Kessel des Ultan sahen die paar Tausend Ynissul und ihre Wächter nach genau dem aus, was sie waren: eine unbedeutende, entmutigte Gruppe von Elfen, die vor der Dämmerung im Regen herumstanden und sich unter den unzureichenden Schutzdächern zusammenkauerten, welche die Tai-Zellen errichtet hatten. Ein paar Lagerfeuer brannten, der Rauch mischte sich mit dem Dunst, der schon über Ysundeneth

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