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Einst herrschten Elfen

Titel: Einst herrschten Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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eingeladen, und ich hasse unangemeldete Besuche. Nicht, dass mich in den letzten zehn Jahren überhaupt jemand besucht hätte.«
    Takaar blieb stehen und drehte sich um.
    »Nun komm, da du schon einmal hier bist.«
    Dann ging er weiter. Auum trottete hinter ihm her, schob sich durch das Unterholz und staunte, wie Takaar sich so rasch bewegen konnte, ohne irgendeine Spur zu hinterlassen. Im Lehmboden waren nicht einmal Fußabdrücke zu erkennen.
    »So hatte ich mir diesen Tag nicht vorgestellt«, sagte Takaar. »Wirklich seltsam. Vielleicht solltest du eine Weile den Mund halten. Immerhin haben wir einen Gast. Ich werde es nicht tun. Wenigstens heute nicht. Das sagst du ja auch immer.«
    Auum hielt mühelos Schritt. Nachdem Takaar sich anfangs so geschickt gezeigt hatte, wie es nur die besten TaiGethen vermochten, wurden seine Bewegungen nun fahrig, als hätte er sich verlaufen und sei verwirrt. Er murmelte und rief, bis Auum sich fragte, wie es ihm gelungen war, sich unbemerkt an den Magier anzuschleichen. Falls ihnen jetzt noch jemand folgte, so hatte er leichtes Spiel.
    Dies war nicht der Takaar, den er zu finden gehofft hatte. Noch nicht jedenfalls. Die Frage war nun, wie Takaar reagieren würde, wenn Auum ihm den Grund für seinen Besuch nannte. Vieles von dem, was er sich ausmalte, war entsetzlich und durfte einfach nicht geschehen. Jedenfalls war dies nicht der Elfenmann, der die Linien vereinen und die Harmonie wiederherstellen konnte.
    »Wir sind fast da«, rief Takaar. »Komm schon, komm in meinen bescheidenen Palast.«
    Er kicherte. Gyals Tränen trockneten gerade, und die Sonne lugte zwischen den dicken Wolken hervor. Auum folgte Takaar in dessen Lager und hielt inne, um zu betrachten, was gewiss nicht das Werk eines Verrückten war: eine stabile Hütte aus Lehm mit einem Strohdach, ein Biwak aus aufgespannten Fellen, ein Brennofen aus Stein. Vielleicht war es doch nicht so hoffnungslos wie befürchtet.
    »Es gibt viele Dinge, die ich dir zeigen muss. Tausend Arten zu sterben. Hundert Arten zu leben. Alle hier, wir haben es direkt vor der Nase und in Reichweite der Finger.«
    Takaar verschwand in der Hütte. Er redete unablässig und presste hin und wieder den Zeigefinger an den Daumen, um eine Bemerkung zu unterstreichen. Auum folgte ihm und blieb abrupt stehen, als er die Regale mit den Töpfen, die fleckige und überdehnte Hängematte, den stinkenden Holzeimer mit Erbrochenem und den langen Tisch mit den Behältern, verschiedenen Blättern, Blüten, Rinden und Stängeln sah.
    »Das ist kein Haus, sondern eine Werkstatt.« Er nahm seinen ganzen Mut zusammen. »Es tut mir leid, dass ich dich in deiner Abgeschiedenheit störe, Takaar.«
    Takaar hörte nicht zu, sondern richtete die ganze Aufmerksamkeit auf ein Messer und ein dünnes Brettchen aus poliertem Holz, auf das er Symbole ritzte.
    »Tausend. Tausend Arten und …«
    Er unterbrach sich, drehte sich um, ging zu dem langen Tisch und klatschte mit beiden Händen auf die Fläche. Zwei Töpfchen fielen um, die anderen klirrten heftig.
    »Das war nicht meine Absicht. Ich wollte immer nur forschen. Mein Vermächtnis, mein …«
    Der Zorn ebbte ab, er nickte traurig und kehrte an seine Arbeit zurück.
    »Das ist wahr. Ich habe es nie bestritten. Ja, ich verdiene es sogar. Aber auch ein Elf, der versagt hat, kann noch etwas Gutes tun. Nicht als Wiedergutmachung, nein. Einfach nur, um Gutes zu tun.«
    »Takaar«, sagte Auum.
    Takaar riss erschrocken und wutentbrannt den Kopf herum. Nur langsam klärte sich sein Blick.
    »Wo ist meine Gastfreundschaft?«, sagte er. »Auf drei Gäste bin ich eigentlich gar nicht eingerichtet.«
    »Auf drei …«
    Takaar hob wieder das Messer und ging zu seinem Biwak hinüber.
    »Ich habe Tee aus piedra und Gewürznelken, außerdem Muskat, wenn dir danach ist.« Er tippte auf die verkorkten Krüge. »Es ist natürlich alles kalt, schmeckt aber trotzdem gut. Leider ist nichts zu essen da, höchstens eine Wurzel oder so. Gejagt wird bei Einbruch der Dämmerung. Jagst du gern? Und sei es nur, um ihn zu ärgern.«
    Takaar nickte in die Richtung eines schiefen Hockers aus Holzklötzen, der in einer Ecke des Biwaks stand.
    »Würdest du denn gern jagen?«, fragte Auum.
    »Sehr gern«, meinte Takaar.
    »Dann wäre es mir eine Freude, von einem Meister zu lernen. «
    Takaars Augen blitzten. Er ging zu Auum und legte dem jungen TaiGethen die Hände auf die Schultern. Sein Gesicht zeigte jetzt keinerlei Verwirrung mehr, und Auum erkannte

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