Einst herrschten Elfen
wir tun würden. Sie wussten, dass wir den Tempel schützen oder uns um größere Konflikte kümmern würden. Unterdessen haben sie die Türen der Ynissul eingetreten und jede iad vergewaltigt, die sie finden konnten, ob sie fruchtbar war oder nicht. Sie wollen nicht die Harmonie erhalten, sondern Leben vernichten. Sie wollen die Entscheidungsfreiheit aufheben und den Hass fördern, und das ist ihnen gelungen.«
Makran zitterte. Katyett fühlte sich leer, ausgebrannt. Sie blickte zu den geflohenen Ynissul. Alle Augen der iads schienen sie anzuflehen, endlich zu handeln. Ihre ulas standen stumm neben ihnen, die meisten hatten Prellungen und Kratzer in den Gesichtern. Zweifellos hatte man sie gezwungen, dabei zuzusehen. Gezwungen, die Botschaft ihrer Hilflosigkeit weiterzutragen.
Sie sah die Schrecken in den Augen und den Kummer in der Körperhaltung. Vorher hatte sie angenommen, es liege nur daran, dass man sie aus ihren Häusern gejagt hatte. Wie dumm ihr das jetzt vorkam. Katyett räusperte sich.
»Ich verstehe deinen Zorn, Makran …«
»Dann müssen wir sofort handeln. Wir können die Schuldigen ausfindig machen.«
Katyett nickte. Sie atmete schwer.
»Glaube mir, ich bin sehr in Versuchung. Wir haben jedoch dringendere Aufgaben zu erledigen, Makran. Schweig, jetzt spreche ich. Für jeden Vergewaltiger wird der Tag kommen, an dem man über ihn das Urteil fällen wird. Das verspreche ich dir. Keiner wird der Strafe entgehen. Doch jetzt müssen wir diese Elfen, die Unschuldigen, in Sicherheit bringen. Als Nächstes werden wir die TaiGethen im Wald zusammenrufen. Auch die Schweigenden werden wir sammeln. Erst dann werden wir zurückkehren und die Stadt von dem Unrat reinigen, den sie beherbergt.«
Makran wollte noch einmal protestieren, doch dieses Mal brachte Olmaat sie zum Schweigen. Er sprach mit gequälter Stimme und pfeifendem Atem.
»Denk nach, Makran«, sagte er. »Bewahre, was wir jetzt haben. Das Urteil kann später noch gesprochen werden. Die Elfen brauchen uns hier. Es hilft ihnen nicht, wenn wir wie Vigilanten durch die Straßen von Ysundeneth streifen. «
Olmaat hielt inne und hustete heftig. Dabei verkrampfte sich sein ganzer Körper, und in den Augen und der Miene flackerten Schmerzen, die er nicht mehr unterdrücken konnte. Er fasste sich, wischte sich den Mund mit einem verkohlten, von Salbe bedeckten Handrücken ab und fuhr fort.
»Dieser Konflikt ist besonders gefährlich, weil wir nicht einmal wissen, wer wirklich der Feind ist. Es scheint, als gebe es mehrere Gruppen, die uns aufreiben wollen. Aber diese Verbrecher werden uns nicht entkommen. Wenn sie in den Regenwald laufen, sind sie leichte Beute. Also bleiben sie in der Stadt – in einem Gefängnis, das sie sich selbst gebaut haben. Dort können wir sie jederzeit erwischen, wenn der richtige Augenblick gekommen ist.«
Makran nickte, Pakiir folgte ihrem Beispiel.
»Ich verstehe, Olmaat. Verzeih mir«, sagte er.
»Es gibt nichts zu verzeihen, mein Bruder. Wir fühlen alle wie du. Wenn wir handeln, müssen wir uns jedoch einig sein, sonst gehen wir unter.«
Katyett hob den Kopf, als vorn im Ultan Unruhe entstand.
»Was gibt es dort?«, fragte sie, dann empfand sie eine ungeheure Erleichterung. Der Schweigsame Priester Serrin hatte den Ultan betreten.
Der Gardaryn war vollständig geplündert, die Schatzkammern aufgebrochen, alle Geschäfte der Stadt ausgeräumt, alle Gehöfte draußen ausgeraubt und zerstört. Die Einwohner horteten Lebensmittel, der Schwarzmarkt blühte auf, Gewalttaten waren an der Tagesordnung.
Jede Hoffnung, zwischen den Linien könne so etwas wie Harmonie herrschen, verflüchtigte sich wie Seenebel an einem heißen Tag. Sobald der vereinte Kampf gegen die Ynissul vorbei war, spalteten sich die Elfen in ihre Linien auf. Aus Gründen, die Pelyn nicht nachvollziehen konnte, wenn man einmal von der Langlebigkeit ihrer neuen Opfer absah, richteten die Tuali ihren Groll vor allem auf die Beethan. Die Al-Arynaar wachten nun über eine Ansammlung von Stadtvierteln, die nach Linien getrennt waren. Schon errichteten die Ersten Barrikaden und markierten damit ihre Gebiete. Statt einer Regierung herrschte der Pöbel. Es war erstaunlich, wie schnell das Volk der Elfen zerfiel. Ohne Takaars Gesetz schien es nichts mehr zu geben, was sie miteinander verband. Die Priester der meisten Linien waren wieder aufgetaucht, bewegten sich aber nur noch unter ihren eigenen Leuten.
Die Al-Arynaar hatten den Tempelplatz besetzt,
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