Einst herrschten Elfen
doch sterben die Ynissul zu Hunderten. Zu wenige werden überleben. Damit spielt sie den Tuali in die Hände.«
Serrin schüttelte den Kopf. »Es reicht höher hinauf als nur bis zu Sildaan, das ist gar nicht anders vorstellbar. Bis hinauf in die höchsten Ränge der Priesterschaft. Lorius hat die Ächtung in Gang gesetzt, aber dies hier hat er ganz sicher nicht gewünscht.«
»Gewiss nicht. Er ist zusammen mit Jarinn gestorben.«
Serrin keuchte erschrocken. »Auch Lorius? Das ist ein schwerer Schlag. Jetzt fehlt den Tuali die Stimme der Vernunft. Wer hat überlebt?«
»Lorius und Jarinn sind unseres Wissens die Einzigen, die gestorben sind. Wir glauben, dass die übrigen Regierungsmitglieder in Sicherheit sind, wissen aber so gut wie nichts über ihre Aufenthaltsorte und Pläne.«
»Einige werden in großer Angst leben, einige kümmern sich wohl um ihre Linien, andere schmieden Ränke. Wir brauchen Namen.«
»Was können wir tun?«, fragte Katyett. »Was ist überhaupt noch möglich? Die TaiGethen zählten vor Ausbruch der Unruhen gerade einmal hundertsiebzehn Köpfe. Wir sind wenige, und die Magie scheint ungeheuer mächtig zu sein. Die Al-Arynaar ringen darum, als Einheit weiterzubestehen, und schaffen es nicht, in Ysundeneth die Ordnung aufrechtzuerhalten. Wenn die Linien sich wirklich entzweien, können wir nichts mehr ausrichten und nicht verhindern, dass irgendjemand die Macht an sich reißt.«
»Es gibt immer noch Hoffnung, Katyett. Rette die hier versammelten Ynissul. Verliere nicht den Glauben daran, dass die Harmonie in den Seelen der Elfen noch stark ist und dass sie nie wirklich zerstört werden, sondern höchstens einschlafen kann. Wir können zum Frieden zurückkehren, wenn wir es nur wollen. Das gelingt uns aber nur, wenn wir nicht den Glauben verlieren.«
Katyett betrachtete Serrins Gesicht. Ein Element fehlte noch in Serrins Plan.
»Wo ist Auum, mein Priester?«
»Auum sucht Takaar.«
Im Hafen kochte die Stimmung über. Als Pelyn das Lagerhaus des Hafenmeisters erreichte, waren sieben verschiedene Linien vertreten. Einige hatten improvisierte Waffen dabei – Bootshaken, Ketten und Schaufeln. Die meisten verließen sich jedoch auf die Waffen, mit denen sie geboren worden waren.
Der Raum zwischen den Fraktionen schrumpfte, Beleidigungen gingen hin und her. Die Elfen rückten langsam gegen die dünne Linie der Al-Arynaar vor, die sich vor dem Lagerhaus postiert hatten. Mehrere Hundert Tuali und Beethan hatten sich im Zentrum der Angreifer aufgestellt. Gyalan, Cefan und Orran waren weit weniger stark vertreten. Ixii und Apposan blieben in kleinen Gruppen von etwa zwanzig Elfen an den Flanken.
Die Al-Arynaar hatten sich zurückgezogen, um das Gebäude zu schützen. Pelyn war enttäuscht, weil sie sich absichtlich in der Weise aufgestellt hatten, dass sie höchstwahrscheinlich nicht gegen Angehörige ihrer eigenen Linien kämpfen mussten. Im Grunde konnte sie es ihnen nicht vorwerfen, doch diese Aufstellung, selbst wenn sie unbewusst geschehen war, verriet eine Menge über die innere Verfassung der Krieger.
Bisher hatten die Linien noch nicht gezielt gegeneinander gekämpft, sondern waren auf Abstand geblieben. Doch die Abstände zwischen ihnen schrumpften, jeder wollte als Erster in das Lagerhaus eindringen. Die Al-Arynaar hinderten sie daran. Pelyns Erscheinen nahm den Leuten einen Teil der Kühnheit, und sie bemühte sich sofort, das Selbstvertrauen ihrer etwa vierzig Krieger zu stärken, deren Moral sichtlich erschüttert war.
»Al-Arynaar, ich bin stolz auf jeden Einzelnen von euch. Tragt euren Mantel mit Würde und vergesst nicht den Grund, warum ihr ihn angelegt habe. Wir stehen hier, um für alle Elfen die Harmonie zu verteidigen, und ich stehe an eurer Seite. Ich werde euch nicht im Stich lassen. Ich weiß, was ihr fürchtet. Ihr fürchtet, eure eigenen Leute niederstrecken zu müssen. Ich bin eine Tuali. Vor uns stehen Tuali. Wenn es nötig ist, schlage ich sie nieder. Ein Tuali, der mich angreift, hat meine Linie und die Harmonie verraten. Wir wissen, welche Strafe auf solche Verbrechen steht.«
Pelyn drehte sich zu dem anrückenden Pöbel um. Wegen des Lärms konnte sie sie nicht alle erreichen, denn die Leute riefen, trampelten, ließen die Waffen klirren und sangen uralte Lieder, die außerhalb der Schulstunden, in denen die schwärzesten Tage behandelt wurden, keinen Platz hätten haben dürfen.
»Ich bin Pelyn, die Obere der Al-Arynaar. Mir und meinen Kriegern, die
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