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Einstein - Einblicke in Seine Gedankenwelt

Einstein - Einblicke in Seine Gedankenwelt

Titel: Einstein - Einblicke in Seine Gedankenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Moszkowski
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Höhenstrecke weit in den Weltenraum führt, so könnte man sagen: mit der Energie von einem Kilogramm Kohle könnte man ein Menschengewicht auf Nimmerwiederkehr ins Universum schleudern. Nur daß diese Energie bis auf weiteres ein rein theoretischer Wert bleibt, der sich durch kein Mittel der Technik in die Praxis überführen läßt.
    Nichtsdestoweniger kommen wir davon nicht los, und ebensowenig von der Lichtgeschwindigkeit, von jenem erstaunlichen c, das in das winzige Substanzklümpchen wie überhaupt in all und jedes hineinspielt, und in allen Weltgeschehnissen, in allen Welterscheinungen sich als ein regulativer Faktor behauptet. Es ist eine Natur-Konstante, die in allem Wechsel unveränderlich durchdringt mit ihren 300 000 Sekundenkilometern, und die recht eigentlich das in Wirklichkeit bedeutet, was dem Dichter als »der ruhende Pol in der Erscheinungen Flucht«, als Phantasma, der Forschung nie erreichbar vorschwebte.
    Es ist für den nicht mit allen physikalischen Essenzen bis zur Quintessenz Gesalbten äußerst schwer, dem Gedanken an eine Naturkonstante nahezukommen, um so schwerer, wenn er sich gedrängt fühlt, sich diese Konstante gleichsam als die stählerne Achse einer auf Relativität gestellten Welt vorzustellen. Alles, restlos, soll nicht nur dem steten Wechsel unterliegen, was ja schon Heraklit nach seinem Ausspruch »panta rhei«, alles fließt, als Grundwahrheit festgestellt hat, sondern auch durchweg der Bezüglichkeit je nach dem Standpunkt des Beobachters, jede Längen- und Zeitabmessung, jede Bewegung, jede Form und Figur, so daß bis in die letzte Faser aller Betrachtung der letzte Rest irgendeines Absoluten zu verschwinden hat. Und dabei dennoch ein absoluter Despot, der sich in allen Erscheinungen unbeugsam durchsetzt, die Lichtgeschwindigkeit, das zwar im Ausmaß noch endliche, in der Wirkung unbegrenzt gewaltige c, dessen Wesen sich in einem der Hauptsätze Einsteins vom Jahre 1905 ausspricht: »Jeder Lichtstrahl bewegt sich im ruhenden System mit bestimmter, gleichbleibender Geschwindigkeit unabhängig davon, ob dieser Lichtstrahl von einem ruhenden oder bewegten Körper entsandt wird.« Aber diese Konstanz des omnipotenten c verträgt sich nicht nur mit der Weltrelativität, sie bildet geradezu den Hauptpfeiler, der das Lehrgebäude trägt, und je tiefer man in diese Theorie eindringt, um so deutlicher spürt man, daß gerade sie die Einheit, Geschlossenheit und Unerschütterlichkeit des Einsteinschen Weltsystems verbürgt.
    In der Kohlentablette, von der wir ausgingen, tritt sie nun gar im Quadrat auf, und aus dieser Multiplikation der 300 000 mit sich selbst erwachsen eben die Tausende von Milliarden von Energie-Einheiten, die wir der geringfügigen Menge zuzuschreiben haben. Veranschaulichen wir uns diese Ungeheuerlichkeit noch auf eine andere Weise, vorbehaltlich des Umstands, daß Einstein persönlich, wie wir erfahren werden, unseren brausenden Erwartungen bald einen kräftigen Dämpfer aufsetzen wird. Stellenwir uns also ein Schiff höchster Größenklasse vor, etwa den vormals deutschen »Imperator«, der mehr Pferdekräfte entwickelte, als ehedem die gesamte preußische Kavallerie an Pferden besaß. Dieser »Imperator« verbrauchte sonst zu täglicher Fahrt den Inhalt zweier Kohlenzüge von Maximalzahl der Waggons. Nunmehr wissen wir: mit der Energie, die in einem Kilo Kohle steckt, könnte dieser Dampfer bei höchster Fahrgeschwindigkeit die gesamte Reise von Hamburg bis Neuyork bewältigen!
    Diese schwindelnd phantastisch klingende aber ganz reale Tatsache nannte ich vor Einstein, um die Ansicht zu rechtfertigen, daß in ihr für die Zukunft eine Weltenwende und das Allheil der Menschheit beschlossen läge. Ich erging mich in einer glühenden Utopie, in orgiastischer Hoffnungsschwelgerei, mußte aber sogleich bemerken, daß ich damit bei Einstein sehr wenig Glück hatte. Ja, zu meiner Enttäuschung nahm ich wahr, daß Einstein dieser Angelegenheit, die sich doch auf seine eigne, so verheißungsvolle Theorie gründete, nicht einmal ein sonderliches Interesse entgegentrug. Und, um den Schluß vorwegzunehmen, will ich feststellen, daß seine Gegengründe allerdings stark genug waren, um meine schwellende Hoffnung nicht nur herabzumindern, sondern in der Wurzel zu vernichten.
    Vorerst sagte Einstein: »Es existiert vorläufig nicht der leiseste Anhalt dafür, ob und wann jemals diese Energiegewinnung erzielt werden könnte.« Denn sie würde einen »erzwungenen

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