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Einstein - Einblicke in Seine Gedankenwelt

Einstein - Einblicke in Seine Gedankenwelt

Titel: Einstein - Einblicke in Seine Gedankenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Moszkowski
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so wird ihr wenigstens das Schlimmste erspart bleiben, das die Verwirklichung jener Voraussage über sie verhängen würde.
    Wenige Monate nach der ersten Aufzeichnung dieser Erörterungen wurde die Welt vor ein neues wissenschaftliches Ereignis gestellt. Es war dem englischen Physiker Rutherford tatsächlich gelungen, mit Vorsatz und Überlegung Atome zu spalten. Als ich Einstein nach der Tragweite dieser experimentellen Tat befragte, erklärte er mit dem gewohnten Freimut, der zu seinen Charakterzierden gehört, daß er nunmehr Veranlassung habe, seine jüngst vorgetragene Ansicht bis zu einem gewissen Grade zu modifizieren. Nicht so zu verstehen, daß er das praktische Ziel einer unbegrenzten Kraftgewinnung jetzt etwa in greifbarer Nähe erblickte. Allein, er gab zu erkennen, daß man nunmehr im Beginn einer neuen Entwicklung stände, die vielleicht irgendwann auch neue Wege für die Technik erschließen könnte. Die wissenschaftliche Bedeutung der neuen Atomexperimente sei jedenfalls außerordentlich hoch anzuschlagen.
    In den Operationen Rutherfords wird das Problem gleichsam als eine Festung behandelt: er setzt es einem Bombardement aus und versucht Bresche hineinzuschießen. Die Festung hat freilich noch lange nicht kapituliert, aber gewisse Zerstörungsmerkmale sind wahrnehmbar geworden. Unter einem Hagel von Geschossen gab es Löcher, Risse und Zersplitterungen.
    Die von Rutherford geschleuderten Projektile sind radioaktive Alpha-Teilchen, deren Geschwindigkeit bis zu zwei Drittel der Lichtgeschwindigkeit erreicht. Infolge ihrer ungeheuren Vehemenz bewirkten sie in evakuierten Glasröhren, daß gewisse darin eingeschlossene Atome Schaden erlitten. Stickstoff-Atome waren nachweislich zertrümmert worden. Welche Energiemengen dabei frei werden, ist noch gänzlich unbekannt. Läßt sich doch dieser absichtlich herbeigeführte Atomzerfall überhaupt nur durch die feinsten Untersuchungen als vorhanden feststellen.
    Für die Praxis ist daher noch nicht mehr herausgekommen, als eine gesteigerte Hoffnung. Noch ist die Elle länger, als der Kram. Denn die Kräfte, die der englische Forscher aufwenden mußte, um zum Ergebnis zu gelangen, sind relativ sehr beträchtlich. Er bezog sie aus einem Gramm Radium, welches imstande ist, mehrere Milliarden Gramm Kalorien freizumachen, während der praktische Endeffekt in Rutherfords Experiment noch unmeßbar gering ausfällt. Immerhin steht es nunmehr wissenschaftlich fest: man ist imstande, Atome aus eigenem Willen zu spalten, und damit ist das zuvor erörterte prinzipielle Hindernis gefallen.
    Die Hoffnung vergrößert sich auch noch in anderem Betracht. Es erscheint nämlich denkbar, daß unter gewissen Bedingungen die Natur den Atomzerfall automatisch fortsetzen wird, nachdemihn die Absicht des Menschen planvoll eingeleitet hat; nach Analogie eines Brandes, der sich ausbreitet, wenn als absichtliche Vorbereitung auch nur ein Funke auftritt.
    Als Nebenprodukt zukünftiger Forschungen könnte sich die Umwandlung von Blei in Gold ergeben; die Möglichkeit dieser Elementtransformation hängt mit den nämlichen Betrachtungen zusammen, welche die Atomzermalmung und die Freimachung der Energiemengen zum Gegenstand haben. Der Zerfallsweg des Radium bis zum Blei ist schon heut überblickbar. Sehr fraglich bleibt es, ob die Menschheit Ursache hätte, für die Fortsetzung der Linie von Blei zum Edelmetall in Dankhymnen auszubrechen. Denn der Begriff des Edeln würde uns dabei unter den Händen zerrinnen. Gold aus Blei bedeutet nicht eine Wertsteigerung des gemeinen Elementes, sondern die völlige Entwertung des Goldes und damit des für die Welt seit Kulturbeginn gültigen Wertmaßes überhaupt. Keines Volkswirtschaftlers Weitblick reicht aus, um die Folgen solcher Umwandlung für den Weltmarkt zu ermessen.
    Das Hauptprodukt bliebe natürlich der Energiegewinn, und nach dieser Richtung mag man seine optimistischen oder katastrophal betonten Gedanken schweifen lassen. Die unzertrümmerbare Schranke »Unmöglich« besteht nicht mehr. Einsteins wundersame Sesamformel »Masse mal Quadrat der Lichtgeschwindigkeit« klopft gewaltig an die Pforten der Zukunft.
    Und für die Menschheit kann ein alter Merkspruch neue Bedeutung erlangen: Man soll niemals Niemals sagen!

Walhalla
    Rangordnung und Charakteristik großer Forscher. – Galilei und Newton. – Vorläufer und Prioritäten. – Wissenschaft und Religion. – Erblichkeit der Begabung. – Eine Gelehrten-Dynastie. – Alexander von

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