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Einstein, Orpheus und andere

Einstein, Orpheus und andere

Titel: Einstein, Orpheus und andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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sein Arm. Langsam drehte ich mich um. Sein Handrücken schlug auf den Boden, seine Hinterhufe tappten auf dem Stein herum.
    Er schnaubte, und ich begann seinen Unterarm wieder hinabzugleiten, auf die Hand zu, wobei ich mich mit nassen Händen und Füßen an den Zotteln abbremste. Ich rollte aus seiner Handfläche und taumelte von ihm fort.
    Das Verzerrte in meinem Schenkel pulsierte.
    Ich ging Schritt für Schritt rückwärts, dann konnte ich nicht mehr weiter.
    Er schwankte über mir, schüttelte den Kopf, bespritzte mich mit seinem zerstörten Auge. Und er war prachtvoll. Und er war immer noch stark, während er über mir starb. Und er war ungeheuer groß. Wütend schwankte ich mit ihm in meiner Wut, die Fäuste gegen die Hüfte gepreßt, die Zunge erstickend in meinem Mund.
    Er war grandios, und er war schön, und er stand da immer noch und bot mir Trotz, während er starb. Verdammt sollst du sein, Biest, das größer sein will als …
    Ein Arm knickte ein, nun das Hinterbein, und er brach krachend vor mir zusammen.
    Etwas in der faustgroßen Dunkelheit seiner Nüstern donnerte und röhrte – aber leiser und leiser. Seine Rippen hoben sich, höhlten seine Flanke aus, fielen und hoben sich erneut; ich nahm den Bogen und humpelte bis zu den blutigen Tränen auf seinen Lippen, legte den allerletzten Bolzen ein. Er folgte den beiden anderen in sein Gehirn.
    Seine Hände zuckten einen Meter weit, dann fielen sie zu Fäusten geballt nieder, dann erschlafften sie.
    Als er still war, ging ich und setzte mich auf den Sockel des Computers, lehnte mich gegen den Metallmantel. Irgendwo drinnen klickte es.
    Es tat weh. Verdammt weh.
    Atmen machte keinen Spaß mehr. Ich hatte irgendwann während der ganzen Geschichte die Innenseite meiner Wange zerbissen. Und wenn ich das tue, werde ich so wütend, daß ich heulen könnte.
    Ich schloß die Augen.
    »Das war sehr eindrucksvoll«, sagte jemand dicht an meinem rechten Ohr. »Ich würde dich rasend gern mit einer muleta arbeiten sehen. Olé! Olé! Zuerst die veronica, dann den paso doble! «
    Ich öffnete die Augen.
    »Nicht daß mir deine etwas weniger raffinierte Kunstfertigkeit keinen Spaß gemacht hätte.«
    Ich wendete den Kopf. Neben meinem linken Ohr war ein kleiner Lautsprecher. Der Computer fuhr besänftigend fort:
    »Aber du bist wirklich ein schrecklich unraffinierter Klotz. Ihr alle seid es. Jung, aber très charmants. Nun, du hast dich bisher durchgekämpft. Gibt es irgend etwas, was du mich fragen möchtest?«
    »Ja«, sagte ich. Dann atmete ich eine Weile lang. »Wie komm’ ich hier wieder ’raus?« Es gab unglaublich viele Bogengänge in den Wänden, unglaublich viele Möglichkeiten.
    »Das ist ein Problem. Laß mich mal sehen.« Die Lichter über mir beleuchteten zuckend meinen Schoß, die Rückseite meiner Hände.
    »Also, natürlich, wenn wir uns begegnet wären, ehe du hier hereingekommen bist, dann hätte ich einen Streifen Computerband ausrollen können, und du hättest das Ende genommen, und ich hätte es hinter dir hergespult, während du ins Innerste vordrangst, um deinem Schicksal zu begegnen. Aber statt dessen bist du hierhergekommen und hast mich hier wartend vorgefunden. Was wünschest du, Held?«
    »Ich möchte nach Hause gehen«, sagte ich.
    Der Computer machte tsk-tsk-tsk. »Und sonst?«
    »Willst du das wirklich wissen?«
    »Ich nicke beistimmend«, sagte es.
    »Ich will Friza. Aber sie ist tot.«
    »Wer war Friza?«
    Ich dachte nach. Ich versuchte etwas zu sagen. Aber bei meiner Erschöpfung kam nur ein Würgen in meine Kehle, das vielleicht wie ein Schluchzen klang.
    »Oh.« Und nach einem Augenblick sanft: »Du bist in das falsche Labyrinth geraten, weißt du.«
    »Bin ich das? Was machst du dann hier?«
    »Ich wurde hier vor langer Zeit aufgestellt, von Leuten, die es sich nie hätten träumen lassen, daß du kommst. Psychic Harmony Entanglements And Deranged Response Association, das war meine Abteilung. Und du bist hier heruntergekommen und hast in meinen Erinnerungen nach deinem verlorenen Mädchen gejagt.«
    Ja, vielleicht habe ich wirklich nur mit mir selbst gesprochen. Ich war sehr müde.
    »Wie gefällt es dir dort oben?« fragte PHEADRA.
    »Wo?«
    »Droben, an der Oberfläche. Ich erinnere mich an die Zeit zurück, als es noch Menschen gab. Sie haben mich gebaut. Dann sind sie alle fortgegangen und haben uns hier unten allein gelassen. Und jetzt seid ihr gekommen und habt ihren Platz eingenommen. Es muß sehr schwierig sein, durch

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