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Einstein, Orpheus und andere

Einstein, Orpheus und andere

Titel: Einstein, Orpheus und andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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gerichteten Gesichter der Bloi-Drillinge. Sie standen in einer Pfütze von Licht, das von der Decke kam.
    Bloi-2 rieb sich die Nase mit dem Rücken der geballten Hand und schnüffelte.
    »Oh«, sagte Bloi-1. »Da oben warst du also.«
    »Mehr oder weniger.« Ich sprang zu ihnen hinunter.
    »Verdammt!« sagte Bloi-3. »Wo bist du denn ’reingetreten?« Ich war gesprenkelt vom Stierauge, ich war zerkratzt, grün und blau, und ich hinkte.
    »Na los«, sagte ich. »Wo geht’s hier ’raus?«
    Wir waren ganz nahe bei dem großen Einbruch. Lo Hawk erwartete uns an der Oberfläche.
    Er stand (erinnert euch: er hatte eine Rippe gebrochen, und das wußte keiner vor dem nächsten Tag) an einen Baum gelehnt, die Arme verschränkt. Er hob die Augenbrauen, um mir die Frage zu stellen, die ihn bedrängte.
    »Ja«, sagte ich. »Ich habe ihn getötet. Feine Sache.« Irgendwie war ich müde.
    Lo Hawk scheuchte die Kinder vor uns her ins Dorf zurück. Als wir durch das hohe Unkraut stapften, hörten wir plötzlich Stämme in sich niederbrechen.
    Ich setzte mich beinahe auf den Boden.
    Es war nur ein Keiler. Er hätte mit dem Ohr meinen Ellbogen berühren können. Das war alles.
    »Kommt weiter.« Lo Hawk grinste, hob die Armbrust.
    Wir sagten weiter, nichts, bis wir die Wildsau gefunden und getötet hatten. Der geladene Bolzen von Lo Hawk betäubte das Tier, aber ich mußte es fast in zwei Teile zerhacken, ehe es zugab, daß es tot war. Nach el toro? Ein Kinderspiel. Blutverschmiert bis an die Schultern, schleppten wir uns schließlich durch das Gestrüpp, durch den heißen Abend ins Dorf zurück.
    Der Kopf des Keilers wog fünfzig Pfund. Lo Hawk lud ihn sich auf den Rücken. Wir hatten alle vier Schinken herausgeschnitten, sie zusammengebunden, und ich trug je zwei auf jeder Schulter, und das waren nochmals zweihundertundsiebzig Pfund. Wir hätten das Tier nur im Ganzen zurückbringen können, wenn wir Easy mitgehabt hätten. Wir waren schon fast im Dorf angekommen, als Lo Hawk sagte: »La Dire hat diese Geschichte zwischen Friza und den Tieren bemerkt. Sie hat andere merkwürdige Sachen an dir und an anderen im Dorf entdeckt.«
    »Was? An mir?« fragte ich. »Was ist mit mir?«
    »An dir und Friza und Dorik, dem Käfigwärter.«
    »Aber das ist lächerlich.« Ich war bisher hinter ihm gegangen. Nun schob ich mich an seine Seite. Er schielte durch die Hauer des Keilers zu mir herüber. »Ihr seid alle im gleichen Jahr geboren.«
    »Aber wir sind alle – anders.«
    Lo Hawk warf einen Blick nach vorn, dann schaute er zu Boden. Dann schaute er zum Fluß. Mich schaute er nicht an.
    »Ich kann nicht so was wie mit den Tieren oder mit den Steinchen machen.«
    »Du kannst etwas anderes. Und Le Dorik kann wieder etwas anderes.«
    Er schaute mich noch immer nicht an. Die Sonne versank langsam hinter den Kupferkämmen der Hügel. Der Fluß war braun. Lo Hawk schwieg. Während Wolken über den Himmel liefen, fiel ich wieder zurück, ließ die Schinken neben mir ins Gras fallen, kniete nieder und wusch mich in dem schlammigen Wasser.
    Im Dorf bot ich Carol an, sie könne die Hälfte meines Anteils haben, wenn sie die Schinken zubereite. »Sicher«, aber sie trödelte mit einem Vogelnest herum, das sie gefunden hatte. »Gleich.«
    »Und mach ein bißchen rasch, ja?«
    »Schon gut, schon gut. Wohin zieht’s dich denn so eilig?«
    »Hör mal, ich werde die Hauer für dich polieren und eine Speerspitze für den Kleinen machen oder sonstwas, wenn du mich bloß in Ruhe läßt! «
    »Also, ich – schau mal, er ist sowieso nicht dein Kind. Er ist …«
    Aber ich rannte schon auf die Bäume zu. Ich nehme an, ich war immer noch aufgeregt. Meine Beine rennen ziemlich schnell.
    Es war dunkel, als ich den Käfig erreichte. Hinter dem Zaun war kein Laut zu hören. Einmal stolperte etwas gegen den Draht, jammerte. Funken und ein hastiger Schatten. Ich weiß nicht, woher es kam. Bei Le Doriks Schuppen keine Bewegung. Vielleicht war Dorik im Käfig, um etwas zu erledigen. Manchmal paarten sie sich da drin, brachten sogar Kinder zur Welt. Manchmal war der Nachwuchs funktional. Die Bloi-Drillinge waren im Käfig geboren worden. Sie hatten nicht gerade viel Hals, und ihre Arme waren lang, aber sie waren jetzt lebhafte, aufgeweckte Zehnjährige. Und Bloi-2 und Bloi-3 sind mit ihren Füßen fast so geschickt wie ich. Ich hatte Lo Bloi-3 sogar einige Stunden Unterricht auf meiner Klinge erteilt, aber da er noch ein Kind war, hatte er es vorgezogen, mit seinen

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