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Einstein, Orpheus und andere

Einstein, Orpheus und andere

Titel: Einstein, Orpheus und andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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sagte Little Jon, als er vom Rand des Wassers zurückkam. »Lobey, du mußt ein bißchen gesprächig sein. Laßt uns reden.«
    »He, du …« Dann sagte ich mir: »Ach was«, legte mich auf den Rücken und begann auf meiner Machete zu spielen. Es gefiel ihr, denn sie lächelte mir ständig zu, während sie kochte.
    »Hast du keine Kinder?« fragte Easy.
    Nativia rieb die Pfanne mit einem Stück Hammelfett ein.
    »Eins im Käfig, drunten in Lebensdorn. Zwei bei einem Kerl in Ko.«
    »Du kommst ziemlich viel herum, nicht?« fragte Little Jon.
    Ich spielte eine langsamere Melodie, die von weit her kam, und sie lächelte mir zu, als sie das gewürfelte Fleisch von einem Palmblatt in die Pfanne strich. Fett tanzte auf dem heißen Metall.
    »Ich wandere.« Sie lächelte, und der Wind und der Spott in ihrer Stimme waren köstlich.
    »Du solltest dir einen Mann suchen, der auch wandert«, schlug Easy vor. Er hat immer einen ganzen Sack voll freundlicher Ratschläge für jeden. Das geht mir manchmal auf die Nerven.
    Nativia zuckte mit den Achseln. »Hab’ ich mal gemacht. Wir konnten uns nie einig werden, in welche Richtung wir gehen sollten. Es ist sein Kind, das im Käfig. Der Kerl hieß Lo Angel. Ein schöner Mann. Aber er konnte sich einfach nie entscheiden, wohin er wollte. Und wenn er es konnte, dann war das nie die Richtung, in die ich gehen wollte. Nein …« Sie schob das sich bräunende Fleisch auf dem brutzelnden Pfannenboden hin und her. »Ich mag gute, verläßliche, seßhafte Männer, die da sind, wenn ich zurückkomme.«
    Ich begann einen alten Song zu spielen. Bill Bailey Won’t You Please Come Home. Ich hatte ihn von einer 45er gelernt, als ich ein Junge war. Nativia kannte ihn auch, denn sie lachte plötzlich auf, während sie einen Pfirsich in Würfel schnitt.
    »Das bin ich«, sagte sie. »Bill La Bailey. Das war der Spitzname, den mir Lo Angel gegeben hat.«
    Sie legte das Fleisch im Kreis an den Rand der Pfanne. Die Nüsse und das Gemüse kamen dann mit ein wenig Salzwasser dazu, der Deckel fiel klappernd darüber.
    »Wie weit bist du gewandert?« fragte ich, legte mein Messer auf den Bauch und streckte mich aus. Über mir, jenseits der Ahornblätter, blutete der Himmel im Westen vom Sonnenuntergang, war überschattet von Osten und Nacht. »Ich werde auch bald wandern. Ich möchte wissen, wo man hingehen kann.«
    Sie schob die Früchte an das Ende des Blattes. »Einmal bin ich bis in die City gewandert. Und ich war unten und hab’ die Quellenhöhle erforscht.«
    Easy und Little Jon wurden sehr still.
    »Das ist ’ne ganze Menge Wandern«, sagte ich. »La Dire sagt, ich muß wandern, weil ich anders bin.«
    Nativia nickte. »Deshalb ist auch Lo Angel gewandert«, sagte sie und schob den Deckel von der Pfanne. Prickelnder Dampf wallte auf und verlor sich. Das Wasser lief mir im Mund zusammen. »Die meisten, die umherziehen, waren anders. Er hat immer gesagt, daß ich auch anders bin, aber er konnte mir nie sagen, wieso.« Sie legte das Gemüse in einem Ring zu dem Fleisch und füllte die Mitte mit kleingeschnittenen Früchten. Über das Ganze jetzt Zimt. Ein bißchen gemahlenes Gewürz fiel in die Flamme, die über den Rand der Pfanne leckte, und Funken sprühten auf. Nun den Deckel wieder darüber.
    »Ja«, sagte ich. »La Dire will es mir auch nicht sagen.«
    Nativia sah überrascht aus. »Meinst du damit, du weißt es nicht?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Oh, aber du kannst …« Sie brach ab. »La Dire ist eine der Ältesten dieser Stadt, nicht wahr?«
    »Das stimmt.«
    »Vielleicht hat sie einen Grund, es dir nicht zu sagen. Ich habe neulich ein bißchen mit ihr geredet. Sie ist eine sehr weise Frau.«
    »O ja«, sagte ich und rollte mich auf die Seite. »Nun komm schon, wenn du es weißt, dann sag’s mir.«
    Nativia sah verwirrt aus. »Also gut, aber zuerst erzählst du mir. Ich meine, was La Dire gesagt hat?«
    »Sie hat gesagt, ich muß eine Fahrt machen und das töten, was Friza getötet hat.«
    »Friza?«
    »Friza war auch anders.« Ich erzählte ihr die Geschichte. Ich hatte kaum begonnen, als Easy rülpste, sich auf die Brust trommelte und sich beklagte, daß er hungrig sei. Er mochte das Thema offenbar nicht. Little Jon mußte wieder aufstehen, und als er sich in die Büsche schlug, ging Easy ihm nach. Er grunzte: »Ruft mich, wenn ihr fertig seid. Mit dem Essen, meine ich.«
    Aber Nativia hörte genau zu, und dann stellte sie ein paar Fragen über Frizas Tod. Als ich ihr sagte, daß ich

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