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Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schmidt
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du uns solche Schwierigkeiten machen …«
    »Schwierigkeiten?
Vielleicht wirst du auf deine alten Tage noch berühmt – als Sohn eines neuen Albert
Einstein.«
    »Einstein?«
Er machte eine auffallend lange Pause. »Warum nicht gleich Leibniz oder Goethe?
Dein physikalisches Wissen reicht doch nicht mal an das deiner Kopfläuse heran.«
    »Falls ich
Wissensdefizite habe, hättest du das ruhig etwas höflicher ausdrücken können.«
    »Achte lieber
darauf, dass deine Fingernägel sauber sind.«
    »Was spricht
eigentlich dagegen, dass ich im Fernsehen auftrete?«
    »Na, zum
Beispiel deine Bemerkung über Erziehungsberechtigte. Mutter war außer sich.«
    »CNN lässt
sich jedenfalls nicht lumpen. Ich werde fürstlich versorgt und vielleicht gibt’s
sogar Honorar.«
    »Hab ich
dich nicht gebeten, bei der Suche nach deiner Schwester möglichst wenig Aufsehen
zu erregen? Man wird uns die Stütze sperren.«
    »Na und?
Dann gräbst du eben einen deiner Geldsäcke auf dem Grundstück aus und verzichtest
darauf, den Staat abzuzocken.«
    »Woher weißt
du denn, dass ich auf dem Grundstück Geld vergraben habe?«
    »Wusste
ich nicht. Hab nur geraten.«
    Es gab ein
krachendes Geräusch in der Leitung, als hätten sich CIA, FBI und National Security
Agency gleichzeitig zugeschaltet. Dann waren zwei dumpfe Schläge zu hören.
    »Albert«,
sagte meine Mutter, »wo ist Anja? Geht es ihr gut? Was habt ihr uns angetan …«
    »Ja, es
geht ihr gut. Deine Tochter lebt jetzt mit einem 77-jährigen Schnulzensänger auf
einer grünen Insel im Pazifik und hat drei reizende Kinder, die alle aussehen wie
frühzeitig gealterte Schlagersänger.«
    »A L B E
R T – mach dich bitte nicht über uns lustig. Steig sofort ins Flugzeug. Wenn du
deinen Rückflug nicht finanzieren kannst, nehmen wir einen Kredit auf. Warte, ich
gebe dir noch mal Paps …«
    Irgendwie
klang meine Familie wie immer. Ein Glück, dass alles noch beim Alten war. Jeder
Mensch braucht einen Ort, an den er zurückkehren kann, wenn ihn nach Jahren in der
Fremde Heimweh überkommt. Dann legt man nämlich Wert darauf, dass sich die Dinge
nicht übermäßig verändert haben.
    »Sind meine
zwei verstorbenen Brüder eigentlich von dir?«, fragte ich, als sich Pottkämper senior
meldete.
    »Von mir?
Von wem sonst?«
    »Na, Kuckuckseier,
Kuckuckseier …«
    »Red keinen
Blödsinn.«
    Unser Gespräch
wurde von irgendeinem fernen Radau unterbrochen, als galoppierten Marlboro-Gäule
durchs Wohnzimmer oder die Wells Fargo Company habe in Europa ihre erste
Postkutschenstation eröffnet. Dann begriff ich, dass nur jemand die Treppe herunterkam.
    »Legt Albert
wieder goldene Erkenntniseier?«, fragte Großmutter im Hintergrund.
    »Halt den
Mund, Mama«, sagte mein Alter. »Ich werde deinem Apothekerfreund doch keine Wohnung
finanzieren.« Anscheinend hatte er wieder mal den Faden verloren.
    Ich versuchte
ihm zu erklären, dass ich wegen meiner Karriere noch ein Weilchen in den Staaten
bleiben wollte. Aber es war aussichtslos, weil die Schallwellen einfach nicht bis
zu seinem Gehirn vordrangen …
    »Und wie
geht’s sonst?«, fragte er, als sich der Lärm im Hintergrund gelegt hatte.
    »Kann nicht
klagen. Wobei das Land voller Merkwürdigkeiten steckt. Hier in New York gibt es
ein persisches Restaurant, in dem wegen der Mullahs kein gemischter Salat serviert
werden darf. Stattdessen kommen Tomaten und Gurken auf getrennten Tellern.«
    »Getrennt,
wieso?«
    »Weil Tomaten
weiblich und Gurken männlich sind und es unislamisch wäre, beide in einer Schüssel
zu vereinen.«
    »Im Ernst?
Komm sofort zurück! Du hast in diesem Land nichts verloren. Wenn du morgen Abend
nicht wieder zu Hause bist, werfe ich deinen Bibliotheksschlüssel in den Gully.«
    »Nimm den
Gully rechts vor der Haustür. Da liegt schon der Schlüssel zu unserer Villa.«
    Offenbar
konnte man ihm erzählen, was man wollte. Die Antwort war immer die gleiche:
    SOFORTIGE
RÜCKKEHR IN DEN SCHOSS DER FAMILIE!
     
    Nach diesem Intermezzo machte ich
mich erst mal aus dem Staube, am besten in die Bronx.
    Der Metroschacht,
aus dem ich ans Tageslicht stieg, roch nach Katzenpisse und feuchten Matratzen.
An den Straßenecken standen eine Menge Puerto Ricaner und gegenüber an der Backsteinwand
prunkte ein großes Graffiti zum Gedenken an einen armen Burschen, der versehentlich
im Kugelhagel umgekommen war:
     
    Rest in Peace!
     
    In einer Stadt, wo selbst Gullydeckel
unter Strom stehen, macht man besser große Schritte. In Midtown

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