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Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schmidt
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in jeder Kurve
der Magen umdreht. Ich weiß nicht, was die Leute an der Gegend so berauschend finden.
Alle schwärmen davon, aber die wenigsten haben schon einmal versucht, aus einem
fahrenden Taxi zu kotzen, dessen Scheibe klemmt …
    »20 Euro
Reinigungsgebühr«, sagte mein Fahrer in holprigem Südfranzösisch und stoppte am
Straßenrand.
    »Muss wohl
was Falsches gegessen haben.«
    »Essen nix
Einfluss auf Reinigungsgebühr.«
    »Mit einem
ordentlich funktionierenden Drehgriff wäre das nicht passiert.«
    »Drehgriff
in Ordnung.«
    »Nicht in
Ordnung …«
    »Doch in
Ordnung.«
    »Verdammt
noch mal, nein. Das Ding ist kaputt.«
    »Nix kaputt
…«
    So ging
es noch eine Weile hin und her, ich glaube, fünf oder zehn Mal.
    Ich wollte
auszusteigen, um ihn in dieser Einöde aus Granit, vertrocknetem Gestrüpp und verfallenen
Felssteinhäusern seinem wohlverdienten Schicksal zu überlassen. Doch die Autotür
ließ sich genauso wenig öffnen wie die Scheibe …
    »Zentralverriegelung
– alles elektronisch «, erklärte er stolz.
    »Was denn,
dieses Schrottauto besitzt eine elektronische Verriegelung, aber man kann nicht
mal die Scheibe herunterlassen, wenn einem schlecht wird?«
    »Alles elektronisch«,
wiederholte er und betätigte zur Demonstration die Taste für das Öffnen und Schließen
der Scheibe am Armaturenbrett.
    »Warum sagen
Sie das nicht gleich?«
    »Hier an
Côte d’Azur nur Komfortautos.«
    »Und alle
in Marseille geklaut?«
    »Nein, Monaco.«
    »Also gut,
fahren wir weiter.«
    »Hotel?«,
erkundigte er sich.
    » Le Relais
Imperial .«
    »Reservierung?«
    »Nein.«
    »Hotel nur
zwei Sterne. Warum nicht fünf Sterne?«
    »Weil ich
mir schon die Reinigung dieser Luxuskarosse nicht mehr leisten kann. Ich fliege
morgen weiter zum Vatikan. In Rom werden mir die Italiener für eine Dose Cola sieben
Euro abnehmen.«
    »Sieben
Euro …«, stöhnte er entsetzt. »Viel zu teuer. Wo wohnen in Rom? Mein Bruder Pizzeria.
Können im Hinterzimmer schlafen für 30 Euro.«
    »Vielleicht
bringt mich der Papst ja auch irgendwo im Vatikan unter.«
    »Was … der
Papst?«
    »Audienz.
Ich bin zur Audienz geladen.«
    »Audienz
beim Papst?«
    Mein Fahrer
stieg aus und kam um den Wagen herum. Ich dachte schon, er sei irgend so ein durchgeknallter
Fundamentalist und wolle mir aus religiösen Gründen eine Kugel in den Kopf schießen.
Stattdessen öffnete er nur die Beifahrertür und machte eine tiefe Verbeugung.
    »Was ist
los?«, fragte ich.
    »Ich gläubiger
Katholik. Tochter schlimmes Herz. Du gutes Wort einlegen beim Papst!«
    »Kein Problem,
wenn ich etwas tun kann.«
    »Heiliger
Vater kann viel für meine Tochter tun.«
    »Das will
ich wohl meinen, wenn man ein rotes Telefon zu Gott hat.«
    »Fahrt Geschenk
von mir. Keine Reinigungsgebühr.«
    Er reichte
mir seine Visitenkarte: Antonio & Rabih Barall, Beirut. Überführungen und
Kurierdienste. Taxiservice in Europa und Nordafrika.
    »Taxi nach
Rom billiger als Flugzeug!«
    »Danke,
aber du könntest mich morgen Mittag zum Flughafen bringen.«
    So kam es,
dass ein gläubiger Libanese und seine kranke Tochter an diesem wunderschönen Nachmittag
in der Provence dazu beitrugen, meine schwindsüchtige Kasse zu schonen. Die Sonne
versank glutrot über den Baumwipfeln. Alles war in geradezu überirdisches Licht
getaucht, und wäre uns plötzlich über den Felsen in ihrem Glorienschein die Jungfrau
Maria erschienen, dann hätten Antonio und ich wohl gemeinsam lauthals Halleluja
gesungen …
    Ich ließ
ihn oberhalb des Hotels anhalten, wo ein Fußweg in den Weinberg zu Troussons Haus
führte.
     
    Das Tor aus Schmiedeeisen war über
drei Meter hoch – ohne die vergifteten Pfeilspitzen, die als Dreizacke in den Abendhimmel
ragten …
    »Professor
Trousson«, sagte ich, als ich geläutet hatte, und hielt seine Visitenkarte in Richtung
Kameraauge. »Ich würde gern einige Worte mit Ihnen wechseln. Ihr Bruder in New York
hat mir Ihr Kärtchen mit einer Empfehlung gegeben – dies hier ist seine Nachricht
…«
    Falls Trousson
auf den Bildschirm seiner Überwachungskamera blickte, glaubte er wahrscheinlich
einen reisenden Pygmäen aus den umliegenden Bergdörfern zu sehen, der ihm Bürsten
aus der Behindertenwerkstatt andrehen wollte.
    »Mein Besuch
wird nicht viel Zeit in Anspruch nehmen. Ich habe den weiten Weg von New York nur
unterbrochen, um Ihnen einige Fragen zum Kochen-Specker-Theorem zu stellen.«
    Ich betonte
den Namen »Kochen-Specker-Theorem«, weil er in der

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