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Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schmidt
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Quantentheorie so etwas wie eine
geistige Initialzündung darstellt. Wer erst einmal verstanden hat, dass es sich
um den raffiniertesten aller Versuche handelt, die Unmöglichkeit bestimmter Verborgene-Variable-Theorien
zu beweisen, sieht sofort, dass damit die klassische realistische Beschreibung der
Welt fragwürdig geworden ist.
    »Ich bin
seit meinem neunten Lebensjahr ein großer Bewunderer Ihrer Gedanken.«
    Darauf knackte
es in der Leitung, aber mehr passierte nicht. Offenbar gab es kein Sesam-öffne-dich
für diese Tür. Einsiedler wie Trousson haben eine ganz eigene Auffassung von Höflichkeit.
    Anstatt
meine Reisetasche ins Hotel zu bringen, ging ich erst einmal den Feldweg entlang.
Am Ende ragte eine niedrige Steineiche über die Mauer. Ich atmete tief die kühle
Abendluft ein, dann zog ich mich am Geäst hoch, legte das rechte Bein auf die Mauerkrone
– immer noch die Reisetasche in der Hand – und blieb einen Moment lang so liegen,
ohne mich zu rühren. Die Kamera über dem Tor machte keine Anstalten, mir zu folgen.
Es war jetzt fast dunkel, durch die geschlossenen Holzläden schimmerte nirgends
Licht. Meine rechte Hand blutete, als ich den Boden erreichte.
    Auf dem
brachliegenden Weinberg tollten zwei schwarze Dobermänner.
    Kaum stand
ich mit meiner Reisetasche vor der Pforte, hatten sie mich auch schon entdeckt und
kamen in großen Sprüngen heran.
    »Ganz ruhig
…«, sagte ich so freundlich wie ich konnte. »Alles in Ordnung, euer Herrchen bekommt
Besuch.« Dann streckte ich vorsichtig meine Hand nach der Türglocke aus.
    Doch das
konnten sie überhaupt nicht leiden! Der eine sprang an mir hoch und seine Reißzähne
verfehlten nur knapp mein Handgelenk. Ich versteckte meine Hand hinter dem Rücken
und sagte mit ruhiger Stimme irgendeine Liebenswürdigkeit zu ihm, die ich in einem
französischen Hurenfilm aufgeschnappt hatte. Dann versuchte ich noch einmal die
Klingel zu drücken.
    Jetzt war
es der andere, der mich anfiel. Aber diesmal war ich gewappnet und schleuderte ihm
meine Reisetasche entgegen. Er wich ihr geschickt aus, verbiss sich im Tragriemen
und begann mein Gepäck wegzuzerren …
    Der andere
fand seine Idee genauso spaßig, zerrte aber in die entgegengesetzte Richtung …
    Also ließ
ich meine Tasche einfach los und ging langsam den Weinberg hinauf. Troussons Dobermänner
schienen nicht damit gerechnet zu haben, dass ich ihnen kampflos ihre Beute überlassen
würde. Sie standen ratlos vor meiner Tasche und starrten zu mir hinauf.
    Auf dem
Hang war eine Feuerstelle. Ich ließ mich an einem Baumstumpf nieder, zündete die
aufgestapelten Zweige an und machte es mir gemütlich.
    Der Feuerschein
warf flackernde Schatten auf den Boden und irgendwann fielen mir in der wohligen
Wärme die Augen zu. Ich erwachte erst wieder, als ich eine feuchte Schnauze an meiner
Kehle spürte.
    Einer der
beiden Dobermänner umklammerte mit den Pfoten meinen Hals und blies mir knurrend
seinen schlechten Atem ins Gesicht.
    »Colgate«,
sagte ich. »Und zwischendurch mal Zahnseide.«
    Der andere
leckte erst an meiner aufgeschürften Hand, dann begann er an meinen Strümpfen zu
zerren und fletschten wütend die Zähne.
    »Rolo, Humbert,
Platz …!«, entfuhr es mir auf Deutsch.
    Es waren
die Namen, die ich von Troussons Bruder in New York gehört hatte. Zu meiner Verblüffung
ließen sich die beiden wie treue Schoßhunde vor mir nieder und blickten erwartungsvoll
zu mir auf.
    Trousson
war gebürtiger Elsässer und mit der deutschen Sprache seiner Mutter aufgewachsen.
Nach dieser Entdeckung schlief ich beruhigt wieder ein. Als ich erwachte, schob
sich die Morgensonne über den First des Hauses und meine beiden neuen Freunde standen
hechelnd vor mir.

32
     
    Ich wäre ein Narr gewesen zu glauben,
dass Trousson an diesem Morgen auf mein Läuten die Tür öffnen würde. Wer einen Besucher
fast erfrieren lässt, dem mangelt es offenbar an Mitgefühl und Gastfreundschaft.
Rolo und Humbert standen schwanzwedelnd neben mir und warteten geduldig, dass wir
eingelassen wurden.
    Da sich
nichts rührte, klopfte ich vernehmlich mit der Faust gegen die Tür und rief:
    »Professor
Trousson, ich möchte Ihre Zeit nicht über Gebühr in Anspruch nehmen. Wenn Sie mir
als einem Ihrer größten Bewunderer nur ein kurzes Gespräch gewähren würden, könnte
ich noch heute nach Rom weiterfliegen – wegen meiner Audienz beim Papst.«.
    Aber auch
die Erwähnung des Papstes schien ihn nicht aus seinem verbarrikadierten

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