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Einundzwanzigster Juli

Titel: Einundzwanzigster Juli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Motorräder, Kübelwagen, Lastwagen. Im waldreichen Berliner Umland verbirgt sich die Luftwaffe nicht nur vor Feindangriffen, sondern auch vor neugierigen Blicken. Zivilisten unerwünscht , stünde auf den Plakaten, nicht: Berliner in den Wald!
    Und ich? Ich ziehe Blicke auf mich. Merkwürdiges Gefühl. Nicht, dass sie mir vermitteln, unwillkommen zu sein, wie man bei den Sicherheitsvorkehrungen erwarten könnte. Im Gegenteil: Der Soldat an der Schranke grüßt und lächelt. Ein Leutnant im Kübelwagen tippt respektvoll an die Mütze. Aus einer Gruppe junger Offiziere, die einen Mannschaftsbus besteigt, wird gewinkt. Ich bin, und das wird mir erst jetzt bewusst, nicht mit irgendjemandem unterwegs!
    Über Lexi gesprochen wurde in der Verwandtschaft schon oft. Unser Dichteronkel Max, verbandelt ausgerechnet mit einer Ingenieurin, die sich der Militärfliegerei verschrieben hat! Die beiden ernteten Sympathie – in einer Familie, in der das Militärische lange Tradition hat –, doch auch eine gewisse Skepsis: Kann das wohl gut gehen ...?
    Sieben Jahre später sind diese Stimmen verstummt, so lange geht es nun schon gut, und niemand würde mehr in Zweifel ziehen, dass nicht nur Lexi, sondern auch Max eine gute Wahl getroffen hat. Aber die Hochachtung, die Lexi entgegenschlägt, sobald sie das Gelände der Luftkriegsakademie betritt, die erlebt sie in der Familie mit Sicherheit nicht.
    Ist das gut oder schlecht? Was genau macht sie eigentlich hier?
    Ein böser Gedanke. Was ist bloß in mich gefahren? Vor wenigen Wochen noch wäre ich geplatzt vor Stolz! Vor wenigen Wochen hätte ich nur eines bedauert: dass die Oschgauer Mädelschar nicht miterlebt, wie ich mit einer der höchstdekorierten Pilotinnen des Reichs durch die Luftkriegsakademie streife ...
    Piotr. Piotr, der Idiot! Er hat mir alles verdorben.
    Eine Zeitmaschine müsste man haben. Eine Zeitmaschine, mit der man zurückfliegt in die eigene Geschichte, um mit all dem, was man inzwischen weiß, eine alte Entscheidung noch einmal zu treffen.
    Doch wohin würde ich fliegen? Zu Piotr? Bestimmt nicht. Ich müsste Piotr nie begegnen, wenn ich nur ein klein wenig früher inder Zeit landen würde: Zu diesem Bauern gehst du kein zweites Mal, Fabian!
    Oder noch früher: Wir dürfen diese Pakete nicht annehmen, er bringt sich in Gefahr ...
    Den bunten Rock habe ich nie wieder angezogen, als ob das noch einen Unterschied machte. Als ich verstand, dass alles mit uns selbst angefangen hat, war es bereits zu spät. Was man einmal zugelassen hat, lässt sich nicht mehr wenden. Man kann nur noch vorwärts, Vater hatte Recht, selbst wenn man nicht mehr erkennt, wohin es eigentlich gehen soll.
     
    Wir fahren durch stille, unzerstörte Straßen. Kleine Doppelhäuser mit Vorgärten und sauber geschnittenem Rasen, gepflegte zweistöckige Hallen mit Säulengängen, eine großzügig angelegte Stadt in der Stadt, von Stacheldraht umgeben. Das pompöse Hauptgebäude spiegelt sich im Wasser eines riesigen Kunstteichs, dessen blank polierte Mauern zur Mittagsrast in der Sonne einladen. Aber wer immer uns begegnet, legt ein geschäftiges Tempo vor, schließlich ist draußen Krieg.
    Auch Lexis kleine Wohnung geht auf einen Garten hinaus, doch sie ist karg, regelrecht spartanisch eingerichtet: Bett, Schrank, Tisch und zwei Stühle, ein Sessel, ein Bücherregal, ein winziger Teppich. Es sieht aus, als sei sie gerade erst eingezogen, dabei lebt sie schon zwei Jahre hier. Wozu es sich gemütlich machen? Ihr Zuhause ist woanders.
    Nur im Bücherregal steht etwas, das daran erinnert: Sie hat die Kopfplastik von Onkel Max mitgenommen. Die habe ich schon in Würzburg bewundert, als sie sie gerade fertiggestellt hatte. Als ich noch nicht wissen konnte, dass Lexi zwischen den Wochenenden mit Max, ihrem Lesesofa und ihrer Bildhauerei noch dieses ganz andere Leben hat.
    Die Plastik ist wunderschön. Mein Onkel blickt kühn und furchtlos, er erinnert ein wenig an den Jungen Römer auf denersten Seiten meines Lateinbuchs. Vorsichtig strecke ich die Hand aus, streiche über seine kühle, glatte Wange – und ziehe die Hand schnell zurück, als ich merke, dass ich beobachtet werde und dass Lexi Tränen in die Augen schießen.
    »Ich packe nur rasch zwei, drei Sachen«, sagt sie verlegen. »Schau dir ruhig alles an. Meine Trophäen habe ich aber im Dienstzimmer, ganz protzig, selbst ein Foto von der Olympiade. Die Flugschüler sollen weiche Knie bekommen, wenn sie sich bei mir vorstellen!«
    »Du hast bei

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