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Einzelkaempfer

Einzelkaempfer

Titel: Einzelkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sinje Beck
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ebenfalls den Tatort in die Richtung, aus der er gekommen ist, mit eben der gleichen Melodie pfeifend. Ich stelle die Wundsäuberung ein und halte die Luft an, denn unterhalb meines Lagerplatzes bleibt er stehen und beginnt etwas in den Tiefen seines Mantels zu suchen. Ich möchte noch nicht mal blinzeln, aus Angst meine Augendeckel könnten beim Herunterklappen einen Laut von sich geben, doch der Regen kommt mir gelegen, obwohl er nur noch sacht über das Dach perlt. Allein diesem Naturereignis habe ich es zu verdanken, dass Melody’s Aufmerksamkeit nicht vom Knurren meines Magens angezogen wird. Es ist nicht Hunger den ich verspüre, sondern reine Nervosität, die meine Innereien zum Grummeln bringt, oder ist es der Harn, der sich einen anderen Weg bahnt?
     
    Jetzt hat er gefunden, wonach er gesucht hat: eine Schachtel Zigaretten. Melody wickelt sie bedächtig aus der Folie, öffnet das Päckchen, schiebt sich eine Kippe zwischen die Lippen und beginnt von neuem die Suche, findet ein Streichholzbriefchen mit einem letzten Hölzchen, ratsch, es brennt und endlich ist die Zeremonie beendet, die Zigarette glimmt. Er nimmt einen tiefen Zug, lässt das Briefchen fallen und schiebt es mit der Fußspitze neben den Stützpfeiler, bevor er bedächtig weiter schlendert. Nur kurz kann ich mich über die Aktion wundern. Die Zündversuche des Typs am Steuer des Porsches lassen mich aufschrecken und lenken meinen Blick zurück, es knackt in meinem Nacken, fast hätte ich mir den Hals verrenkt. Ergibt sich die Frage, warum nicht bereits bei Entwendung des Fahrzeugs der Wagen kurzgeschlossen wurde, überlege ich. Änderung im Plan, belehrt mich Kalle Oberschlau alias Blomquist, du stehst jetzt ziemlich blöd da, fügt er hinzu. Danke, Astrid Lindgren, für all deine kindheitsversüßenden Figuren – aber falsch, ich hocke. Lieber stünde ich natürlich, nicht umsonst hat sich der Homo sapiens als einziger Primat einst auf zwei Beine gestellt, man ist flexibler. Wahrscheinlich sollte ich den Wagen tatsächlich über die Grenze zurückfahren, doch jetzt scheint die Sache einen anderen Verlauf zu nehmen. Hätte ich die vermaledeite Post-It Notiz nicht verloren ... hätte ich jetzt trotzdem keine Möglichkeit zu telefonieren, beende ich, was nicht mehr zu ändern ist.
     
    Blacky hat sich auf den Bock des Abschleppers geschwungen, der Boss fährt selbst, neben ihm sitzt der krummbeinige Komplize. Was meiner Beobachtung jedoch entgangen ist, ist die Kleinigkeit, ob sie die Beute mit sich führen, oder in den Tiefen des Hallenschlundes versteckt haben. Ich müsste mich vierteilen, um der Aufgabe gerecht zu werden. Heiner I bleibt an Melody dran, Heiner II nimmt die Verfolgung des Porsches auf. Heiner III bleibt auf Blacky’s Spur, Heiner IV übernimmt die Leitung der SOKO und stellt mit ihr die Halle auf den Kopf. Das Dröhnen des Porschemotors reißt mich, Heiner – the one and only, aus dem Gedankenspiel. Hey Advokat, was meinst du? Der analytische Verstand war jetzt gefragt. Den Porsche kannst du unmöglich mit dem Rad verfolgen – stimmt wohl – die Halle zu durchsuchen aufgrund eines vagen Verdachts wäre Zeitverschwendung – vielleicht – sinniere ich, entscheide dich, drängt der Advokat: Abschlepper oder Melody, doch entscheide dich schnell, sonst Alternative V: hier bleiben und in den Rolli heulen. Jetzt wird er frech, doch die Dringlichkeit die richtige Entscheidung zu treffen ist nicht von der Hand zu weisen. Denk nach, zischt mein Lehrmeister abermals, jetzt ungeduldig, ähnlich wie vor zig Jahren, nachdem ich in der Aufregung versehentlich während der Schlosser-Zwischenprüfung ein pfenniggroßes Loch ins Werkstück geschweißt hatte. Alles zurück auf Anfang, lautete mein Entschluss damals, zeitlich war es drin damals. Dieses Lösungsmodell ist für die Ist-Situation nicht anwendbar, versucht sich der Advokat spitzmäulig in der Analyse. Melody müsste jetzt kurz vorm Tor sein, die 188 Pferde wiehern kraftvoll und mit quietschenden Reifen schießt der 911er rückwärts halb unter mir vorbei, der Abschlepper rangiert vorsichtig hintendrein und ich muss so nötig, wie in meinem ganzen Leben noch nicht. Bond muss nie, obwohl er das Nullnull bereits im Namen trägt. Die Fahrer haben ihre Blicke nach hinten gewandt, und würden mich nicht entdecken. Blacky’s Beifahrer hat die Hand vor die Augen geschlagen, er scheint den Künsten des Piloten nicht zu trauen. Erst mal hier weg, beschließe ich und nutze den Lärm um

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