Einzelkaempfer
auf die Ebene unter mir zu rutschen, wobei ich ein leise gepresstes Stöhnen nicht unterdrücken kann. Ich setze mich auf den Regalboden, spring und presse meinen angespannten Körper gegen den Pfeiler, an dessen Fuß das leere Streichholzbriefchen liegt – steck es ein, flüstert der Detektiv in mir und ich gehorche. Beim Bücken drückt’s, doch noch kann ich’s halten und flitze über den Staplergang, entlang der Palettenstraße, Richtung Tor.
Alle stehen sie davor und beenden als ich in Hörweite gerate ihre Besprechung. Melody betätigt einen Knopf, das Maul sperrt langsam auf und der Porsche sprintet zuerst in die Nacht. Blacky rumpelt hinterdrein und Melody passiert als letztes die Öffnung, nicht ohne zuvor dem Tor per Knopfdruck die Weisung zum Schließen zu geben. Soeben husche ich drunter durch, während es kurz stockt, um dann mit dem schon vertrauten Baff wieder aufzusetzen. Meine Blicke durchschneiden die Umgebung, die gespenstisch leer und leise ist. Den Gedanken an die Verfolgung des Abschleppers gebe ich auf, denn von ihm ist weder etwas zu sehen, noch zu hören oder zu riechen, auch Melody hat sich in Luft aufgelöst. Mist! Eilig schlurfe ich schleifenden Schrittes, jeder Tritt durchzuckt meine Eingeweide, über den Platz in Richtung des babyblauen Fords. Genau so eilig scheint es ein Gummikuh-Reiter zu haben, der ohne Licht aus dem Nichts mich beinahe über den Haufen fährt. Nur knapp entgehe ich einem Zusammenstoß, den die alte BMW sicher gewonnen hätte. Ich könnte wetten, es war der ›Man in Black‹ ... aber es könnte auch ein anderer Biker in schwarzen Klamotten gewesen sein. Endlich stehe ich an der Kaimauer. Der erste Tropfen wäre vor Schreck fast in der Hose gelandet, ich kann es nicht mehr halten, reiße die Jeans auf und lasse es hemmungslos laufen. Mit einem erlösenden Plätschern landet mein Urin im Hafenbecken von Rotterdam, steigt sprudelnd auf und vermischt sich mit der schmutzigen Gischt. Ladung löschen, ist das einzig Dringliche, das es jetzt zu erledigen gilt. Ohhha, tut das gut!
»Hello Mister, can you help me?”
»As soon as possible”, höre ich mich antworten, stopfe alles wieder an seinen Platz, drehe mich um und schaue in ein Paar wunderschöne, tiefbraune Augen.
16
Augenblicklich scheint auch der Regen aufzuhören. Nein, das bilde ich mir jetzt ein, er lässt nur nach. Hin und wieder trifft mich noch vereinzelt ein Tröpfchen ins erhitzte Gesicht. Ich glaube ich leuchte. Mein Gegenüber mustert mich belustigt und mit einem niedlichen niederländischen Akzent fragt sie, ob ich deutsch spreche. »Klar«, kommt es kratzig aus meiner Kehle und ich frage, wie ich ihr helfen könne. Ihr Wagen springt nicht an, dabei deutet sie auf den babyblauen Ford Transit. Kalle stöhnt, ey Alter, du hast jetzt gar keine Zeit für die Braut – hey, wer hat dir den derben Ton beigebracht, brüskiere ich mich und gebe ihm kein Gehör mehr. Eine hübsche Frau spricht mich an, hier. Zufall oder nicht, Fakt ist, dass ich eigentlich keine Ahnung von Motoren habe, doch so, als würde ich den ganzen Tag nichts Anderes tun, bitte ich sie, den Anlasser zu betätigen, während ich, bedächtig den Kopf hin und her wiegend, wissend unter die Haube blicke. Der Anlasser gurgelt, der Motorblock erzittert ein wenig. Einen Fehler kann ich nicht entdecken, wie auch, es ist dunkel und ich habe keinen blassen Schimmer, wonach ich suchen soll. Ich frage die Schöne, ob sie eine Taschenlampe hat, sie wirft mir ihr Feuerzeug zu. Das war nicht billig, mischt sich der Advokat ein und taxiert das Zippo, Sterling Silber mit einer Viper. Die Frau sollte wenigstens einen 3er fahren, statt dieser alten Klapperkiste, fügt er an. Vielleicht hat sie das Feuerzeug von einem Freier. Hör auf hier rumzustänkern, fahre ich dem Klugscheißer über den Mund.
Die folgende Begebenheit werde ich ›Das Wunder vom Kai‹ nennen, denn tatsächlich finde ich ein loses Kabel, stöpsle es in eine leere Buchse und lasse die Lady abermals den Anlasser betätigen und mit einem lauten Knall springt der Transit an, pechschwarze Rauchwolken ausstoßend. Die Umwelt wird’s mir nicht danken, aber die Dame freut sich umso überschwänglicher, steigt strahlend aus und fragt, ob sie mich irgendwo absetzen könne. Kann sie. ›Auf deinem Schoß Baby‹, denk ich. Auch für das Herren-1-Gang-Rad ist Platz hinten und ruckelnd brettern wir zum Willemsplein, wo ich hoffe, den Porsche vorzufinden. Sie fragt, was ich
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