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Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke

Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke

Titel: Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Möller
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kommt Herr Bender gerade aus seinem Büro. Er wird in exakt einer Minute an meinem Schreibtisch vorbeigehen. Was bedeutet, dass ich in exakt zwei Minuten frei hab.«
    Ich höre ein Lachen am anderen Ende der Leitung.
    »Ach, noch etwas. Du hattest vorhin Besuch.«
    Ich stocke kurz in der Vorahnung, dass meine Mutter bei mir zu Hause war.
    »Deine Mutter hat nach dir gefragt. Ich hoffe, es war okay, dass ich sie zum MeMa geschickt habe. Sie wusste ja noch gar nicht, dass du jetzt dort arbeitest.«
    Sie wusste auch nicht, wo ich vorher gearbeitet habe, geht es mir durch den Kopf.
    »Ja. Das hatte ich ganz vergessen. Vielen Dank, Tim.«
    »Kein Problem. Außerdem war Christina noch hier.«
    »So?«, frage ich sauer und verwirrt.
    »Sie muss dich wohl unbedingt sprechen. Klang ziemlich verzweifelt, wenn du mich fragst. Ich hab ihr ’nen Zug aus meiner Wasserpfeife angeboten zum Runterkommen, aber selbst den wollte sie nicht. Weißt du, was mit der los ist?«
    »Die ehrenwerte Christina Meischenberger, oder sollte ich besser sagen Steiner, ist schwanger.«
    »Oh. Ich dachte mir auch, dass sie im Gesicht ein bisschen aufgequollen wirkt.«
    »Tatsächlich?«
    Schlagartig fühle ich mich wieder glücklich.
    »Ja. Aber lass uns später weiter über deine Feinde herziehen. Ich will noch ’ne Runde skaten.«
    Ach ja. Wahre Freunde sind die Feinde deiner Feinde. Ich denke, das ist der Inbegriff von Loyalität und tiefster Verbundenheit, wenn dir jemand sagt: »Baby, sag mir, was dich kaputtmacht, und ich mache es für dich kaputt!«
    Herrlich!
    Meine Gedanken wandern von der Vorstellung von Tims Kopf auf dem Körper vom Terminator zurück zu unserem Gespräch.
    »Gut, Tim. Ich muss Schluss machen. Mein Chef war schon an der Tür und kommt jetzt aber noch mal auf meinen Schreibtisch zugesteuert. Wahrscheinlich will er mir sagen, dass ich langsam mal nach Hause gehen soll. Also mach’s gut!«
    »Du auch, Verrückte!«
    Ich beende das Telefonat und schiebe das Handy zurück in meineHandtasche, als Herr Bender mich herzlich anlächelt, um mir dann etwas zu sagen, was leider rein gar nichts mit dem zu tun hat, was ich erwartet habe.

14.
Schwerelos betrunken
    I ch liege auf der Couch zwischen einem Stapel bunter Plattencover und einem Surfbrett, das Tim als Tischablage umfunktioniert hat, und greife zu meiner Kölschflasche.
    »Auf die Freiheit!«
    »Kann ich das so anziehen?« Tim erscheint im plastikkugelgesäumten Türrahmen, der das Wohnzimmer vom Schlafbereich trennt, gehüllt in eine zerrissene Jeans, die ihm lässig auf der Hüfte hängt, und ein T-Shirt mit der Aufschrift I ♥ SINGLE GIRLS .
    » Na ja. Das T-Shirt ist …«
    »… auf den Punkt! Einfach und unkompliziert.«
    »Das schon. Aber die meisten Frauen finden einfach und unkompliziert einfach reizlos.«
    »Siehst du, und genau die möchte ich im Vorfeld von mir fernhalten.«
    »Hm«, merke ich anerkennend an und nehme einen Schluck aus der Flasche, »lass das T-Shirt an.«
    Tim schwingt sich neben mich auf die Couch und lässt seine Bierflasche an meine klackern.
    »Und wirst du dich bei Christina melden?« Er zieht die Stirn in Falten, als wollte er mir damit sagen, dass dies keine grandiose, aber eine wohl eher unvermeidliche Sache ist. Und damit hat er leider so was von recht. Ich richte mich neben meinem Nachbarn auf und sehe ihn ernst an.
    »Das werde ich wohl müssen.«
    »Siehst du, das trennt uns beide. Zehn Jahre der Vernunft. Also, wenn mein bester Kumpel meine feste Freundin … ich meine, wenn ich eine feste Freundin hätte … wenn mein bester Kumpel sie in den Rausch vögeln würde …«
    »Frederik ist kein Mann, der einen in den Rausch vögelt.«
    Tim nuckelt genüsslich an seiner Bierflasche.
    »Ich hab dir doch gesagt, du sollst dich an die jungen Wilden halten.«
    Mit einem Luftkuss beantworte ich diese Anspielung und Tims Zwinkern. Ich setze mich aufrecht hin, piddele mit den Fingern am Etikett der Bierflasche und konzentriere mich auf meine nächsten Worte.
    »Christina ist die nächste Frau des Monats.«
    »Hä? Bei eurem MeMa -Ding, oder was?«
    »Ich meine es ernst. Als ich am Telefon ihren Namen erwähnt habe, hat mein Chef dies wohl dummerweise aufgeschnappt. Und dann hat er sich überschlagen über diese tolle Connection und gemeint, dass wir daraus doch etwas machen müssten, und überhaupt habe ihn Frau Meischenbergers Erfolg schon immer irgendwie fasziniert.«
    »Fas-zi-niert!«
    »Ja«, maule ich grummelig. Im

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