Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke
die Haut an meiner Taille zum Kribbeln bringt. In sanfter Bewegung zieht Moritz mich an sich heran. Das Blut rauscht durch meinen Körper. Meine Augen ruhen auf seinen Lippen. Sein Zögern steigert mein Verlangen. In meinem Kopf spukt nur ein Gedanke: Das Leben wird nicht schöner sein können als in diesem Moment. Diese Droge ist gut, nein, sie ist am Maximum ihrer Wirkung, danach kann es nur noch bergab gehen.
Als seine Lippen meine sanft berühren, verliere ich mich, die Welt und all meine Erinnerungen daran, dass die Freiheit das höchste Gut ist.
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NOTFALLPLAN NO. 7
ART DES VORFALLS: KONTROLLVERLUST DURCH ÜBERMÄßIGEN ALKOHOLKONSUM, DER AUF SEXUELLE ANZIEHUNGSKRAFT TRIFFT
SCHWERE: DURCHAUS NICHT UNPROBLEMATISCH
MAßNAHMENKATALOG:
1. VERSTAND RUNTERFAHREN
2. NACHDENKEN EINSTELLEN
3. WEITERMACHEN
ZEITPLAN: UMGEHEND
KONTAKTPERSON: JUDE LAW ODER ÄHNLICHES
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15.
Die Pros & Contras von Leben und Tod
I ch habe eine Liste gemacht.«
»Eine Liste?« Ich sitze verkatert an Astrids Frühstückstisch, während Lena in unserem Rücken die Spiegeleier meiner Freundin in deren Mülleimer kippt, um uns neue zu braten. In meinem Körper hat sich seit letzter Nacht die Schmetterlingspopulation verdoppelt.
»Ja. Lena sagt doch immer, wenn man nicht weiß, ob man etwas will, soll man die Dinge aufschreiben, die dafür und dagegen sprechen.«
»Ach ja?« Ich blicke mit den Fingerspitzen auf die Schläfen gepresst zu Lena, als Moritz’ sanfter Blick vor meinem geistigen Auge erscheint.
»Was? Das ist eine gute Sache. Gegen diese Eier sprachen zum Beispiel die Unmenge an Salz und eine schwarze Unterseite. Dafür sprach gar nichts. Also landen sie im Müll. Sag mal, Astrid, brätst du Eier in dieser Pfanne?«
Ich drehe mich wieder um, langsam, ganz langsam, da ich andernfalls befürchte, in das Blechtöpfchen mit Astrids Grasnelken auf dem Tisch zu kotzen. Je schwereloser man betrunken ist, desto schwerer ist es auch irgendwie, wieder enttrunken zu werden. Neben Astrids Lockenkopf flackert Susan Winter über einen Fernsehbildschirm. In meinen Gedanken fährt Moritz mit seinen Fingern über meinen nackten Bauch. Seine Lippen formen langsam meinen Namen.
»Also, willst du die Liste sehen?«
»Warte, Susan erzählt gleich, wer sich getrennt hat!«
Auch Lena dreht ihren Spiegeleiern den Rücken zu.
»Ja, mach mal lauter!«
»Ich mache nicht lauter. Es ist mir wichtig.«
»Geht doch ganz schnell!«, erwidere ich und drehe nervös an dem Ring an meinem Finger.
Meine Freiheit ist in Gefahr. Die letzte Nacht war zu süß. Und während Moritz mit mir schlief und ich meine Wange in das kühle Kissen presste, fiel mein Blick auf jenen Ring, den ich sogleich mitsamt meinem Schwur auf ewige Unabhängigkeit zwischen den seidenen Laken vergrub.
»Meinetwegen!« Astrid greift neben sich zum Fernseher und formt ihre runden Lippen zu einem Schmollen. »Aber es geht um Leben und Tod.«
Um Leben und Tod. Ja, das traf es gut.
»Haben wir uns gedacht, die Pros und Contras von Leben und Tod«, erklärt Lena mit gebanntem Blick auf den Fernseher, in dem in diesem Moment der Abspann durchs Bild läuft. »Mist, jetzt haben wir es verpasst.« In frustrierter Geste dreht sich Lena wieder der heißen Pfanne zu, fährt unfassbar geschickt und schnell mit dem Messer über einen Bund Schnittlauch und lässt ihn über die Eier rieseln, was so viel heißen soll wie: Für Leben und Tod bist du zuständig, Anna! Dafür kann ich fantastisch kochen.
»Worum geht es denn?«
»Sebastian.«
»So. War ja klar. Wenn es um Leben und Tod geht, geht es auch immer irgendwie um Männer.«
»Und willst du die Liste mal lesen?«
»Nein. Ganz sicher nicht«, antworte ich in der Sorge, Dinge über den Verlobten meiner Freundin zu erfahren, die einem zukünftigen entspannten Miteinander im Weg stehen könnten.
»Gut. Dann fasse ich es dir in etwa zusammen«, lässt Astrid sich nicht aufhalten, während sie drei große Zettel vor sich ineinanderschiebt. »Also, Sebastian ist einerseits sehr fürsorglich. Er hört mir zu, wenn ich ihm etwas erzähle, er versteht mich, hat immer einen guten Rat. Er weiß, wie man die Glühbirnen in meinem Golf wechselt und lässt mich, ohne zu murren, meine US-Serien gucken und dabei Unmengen an Schokolade konsumieren, weil er meine Kleidergröße Vierzig liebt. Das ist an guten Tagen. Dann ist er aber auch manchmal einfach nur schlecht gelaunt, wird ausfallend und nörgelig, verzieht sich in die Garage und restauriert
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