Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke
zulegen?
Andererseits handelt es sich bei der aktuellen Frau des Monats um eine Dame, die neben unverhältnismäßig gutem Aussehen und auf Intelligenz basierendem beruflichen Erfolg wohl auch irgendwann mal an der Volkshochschule einen Abendkurs absolviert haben muss mit dem Titel: Ausspannen für Anfänger! Wie mache ich mir selbst zu eigen, was meiner Freundin etwas bedeutet, in zehn einfachen Schritten!
Als das Gefühl in mir droht mich zu überwältigen, greife ich fluchtartig zu meinen Notizen und dem Diktiergerät, um mein Gesicht möglichst schnell in die Sonne zu halten und die Füße in irgendeinen kühlen Weiher zu schieben, als ich ein Knarren in meinem Rücken vernehme und einen Lichtkegel, der sich langsamüber dem Studioboden ausbreitet, bis meine Silhouette einen langen Schatten bis zu Christina auf dem Sofa wirft. Ihr Gesicht erhellt sich. Zeitgleich drehen Moritz und ich uns um.
»Oh. Entschuldigung«, vernehme ich eine mir allzu bekannte Stimme, während sich die Tür langsam wieder schließt und die Schatten verschwinden, »ich wollte Sie nicht bei Ihrer Arbeit unterbrechen. Ich bin nur hier, um meine Frau abzuholen.«
Frederik.
Mit zaghaften Schritten kommt er auf mich zu, die Schultern etwas eingesackt, der Körper insgesamt irgendwie ein bisschen kleiner, als ich ihn in Erinnerung hatte, und der Blick hilfesuchend wie Dumbo, der seine Elefantenherde verloren hat. Ach Gott. Wie mich Männer nerven, die schlimme Dinge tun und trotzdem in ihrer Umwelt den Eindruck verbreiten, sie seien das Opfer.
Warum holt er seine Frau überhaupt von der Arbeit ab? Macht er das auch so, wenn sie in der Kanzlei ist? »Schatz, halb sechs, spring in den Kombi, Abendbrot ist fertig!«
»Hallo Anna«, flüstert er mit betroffener Miene. Was sollte das nun wieder? War jemand gestorben, oder warum dieser mitleidige Ton?
»Hi.« In meinem Rücken spüre ich Bewegungen, die auf das Ende des Shootings hindeuten. »Und, wie geht’s?«
»Danke. Sehr gut … Und selbst?«
»Gut … Danke … Hast du meine Karte bekommen?«
»Ja.«
»Okay.«
»Vielen Dank.«
»Sehr gern.«
»Tja, dann …«, beeile ich mich, die Situation zu beenden und meine Notizen im Arm zurechtzurücken.
»Anna, ich … es tut mir wirklich unendlich leid, dass ich dir das angetan habe«, flüstert Frederik weiter mit Blick auf die herannahende Ehefrau in meinem Rücken.
Hmm.
Ich wünschte nur, er würde das lassen.
…
»Ich wollte nur …« Frederik drosselt seine Stimme weiter, als wolle er mir ein Geheimnis erzählen. »Ich meine, es ist ja auch deine Schuld.«
In dem Moment läuft Moritz mit gepackter Fototasche an uns vorbei, lässt die Sonne mit einem Ziehen an der Tür über unsere Körper wandern und verabschiedet sich mit einem Kopfnicken in meine Richtung.
»Anna, ich hätte dich geheiratet, aber du wolltest ja nicht. Das ist nichts anderes als die Quittung für dein Verhalten.«
Frederiks Worte schleichen sich langsam in mein Emotionszentrum. Ich kann nicht antworten. Das wäre wohl der geeignete Moment, um meinem Exfreund eine runterzuhauen. Aber dafür ist keine Zeit. Vielmehr beschäftigt mich die Frage: Ist Moritz jetzt gerade in Richtung MeMa oder zu seinem Motorrad gelaufen?
*
Auf dem Parkplatz vor seinem Motorrad erwische ich Moritz.
»Warte! Willst du schon fahren?«
Moritz windet sich von seinem Motorrad und dreht sich zu mir um.
»Ich dachte, ich lasse dich mit deiner Freundin und deinem Ex lieber alleine.«
»Bist du verrückt?«
»Du bist sicherlich keine Frau, die Unterstützung braucht.«
»Ich …«, setze ich an, »ich bin über meinen Exfreund hinweg.« Mit beiden Beinen stehe ich auf dem Kies, als ich das sage. Der Rücken gerade, die Brust erhoben. Moritz rutscht mit dem Hintern auf den Sitz des Motorrads und schiebt mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
»Ich weiß, Anna. Als du mich vorhin gewarnt hast, in welcher Beziehung du zu unserer Frau des Monats stehst, da hast du nicht gesagt, dass dein damaliger Freund dich mit deiner besten Freundin betrogen hat.«
Ich verstehe nicht ganz, was Moritz mir sagen möchte, so dass ich kritisch die Brauen zusammenziehe.
»Du hast gesagt, dass sie dich betrogen hat. Nicht er. Das ist es, was dich an der Sache stört.«
Nervös fahre ich mir mit der Hand durch den dämlichen Pony.
»Jetzt schau nicht so zerknirscht, kleine Anna. Ich würde dich jetzt gern küssen.«
»Dann tu’s doch.«
Moritz’ Blick wandert an mir vorbei zu den
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