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Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke

Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke

Titel: Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Möller
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Nicht dass sie besonders spannend wäre, aber auf Wolles kleinem Fernseher, der in Eigenkonstruktion in der Ecke über dem Eingang hängt, streiken im Moment alle Sender, die irgendwelche Fußballrechte innehaben.
    Aber zurück von meiner Lebensgeschichte zu der meiner Freundin. Lena läuft neben mir ein Stück den Bürgersteig auf und ab und flucht über Thomas.
    »Mann, wo bleibt der nur? Ich wusste, es wäre besser gewesen, wenn ich den Wagen genommen und wir ihn abgeholt hätten. Oder noch besser, er wäre gelaufen. Ein bisschen Bewegung würde ihm durchaus guttun!«
    »Und auf zwei Flaschen Rotwein nach bestem Champagner verzichten?«
    »Stimmt auch wieder. Puh, dieser Sommer ist wirklich warm. Ich glaube, ich kann die Strickjacke wieder ausziehen.« Lena streift sichdie Jacke von den Armen, als ein dunkler Kombi mit heruntergelassenen Scheiben aus der Ferne auf uns zurollt.
    »Hallo, die Damen!«, begrüßt uns Thomas über den Beifahrersitz hinweg mit einem albernen Zwinkern. »Darf ich Sie ein Stück mitnehmen?«
    »Mein Gott, wo bleibst du denn?« Lena reißt die Wagentür auf.
    »Hallo Thomas!«
    »Hallo Anna. Schieb einfach die Spielsachen von Zora zur Seite. Sie breitet sich immer mit ihrem Malkram und den Kuscheltieren auf der Rückbank aus.«
    Ich staple eine Horde Teddybären, eine Box mit Buntstiften, ein Plastikpony und eine kleine Sammlung von durch Zora bereits verschönerten Kinderbüchern auf dem Sitz hinter Thomas und schnalle mich an.
    »Huiuiui, ich kann es nicht länger für mich behalten, Lenamausi. Ich habe eine Überraschung für dich …« Thomas lässt den Wagen langsam losrollen, während seine Augen funkelnd auf seiner Frau haften.
    »Eine Überraschung?«
    »Ja.«
    »Lass mich raten. Du hast die Abrechnungen diesen Monat eine Stunde schneller als sonst geschafft!«
    Thomas scheint irritiert. Sein Blick wandert zur Windschutzscheibe, während sich seine Gesichtszüge verhärten.
    »Findest du, ich arbeite zu langsam? Ist es das, was du mir sagen willst?«
    »Na ja, Thomas, mal ganz ehrlich, der Schnellste bist du nicht gerade.«
    »Und das sagst du mir einfach so. Nach allem, was ich für dich und deinen Laden, deinen Traum, gemacht habe.«
    »Ich bitte dich. Was hast du denn für den Laden gemacht?«
    »Das wollte ich dir ja gerade sagen.«
    Thomas’ Blick wandert zurück zu Lena, während ich das nervöse Gefühl habe, sicherheitshalber für ihn die roten Ampeln der Innenstadt im Blick behalten zu müssen.
    »Ich habe das Problem mit Mona ein für alle Mal erledigt.«
    »So?«, fragen Lena und ich gleichzeitig. Sie freudig, ich beängstigt.
    »Ich habe ihr wirklich ins Gewissen geredet, ihr mit Moral und Geschick ihr verwerfliches Handeln vor Augen geführt und vielleicht ein kleines bisschen gedroht, und tadaaa … ab dem nächsten Ersten räumt sie den Laden.«
    Lena klatscht in die Hände und sieht ihren Mann strahlend an.
    »Ist das dein Ernst?«
    »Ja. Sicher, es hat etwas Härte und Dominanz erfordert, aber dann habe ich auf meine männliche Art …«
    »Halt sofort an, Thomas. Fahr hier rechts ran. Das hast du wirklich gemacht? Das muss gefeiert werden! Du hast ihr gedroht? Das macht dich wirklich unglaublich sexy!«
    Sobald Thomas den Wagen zum Stehen bringt, drückt Lena ihrem Mann einen Kuss auf den Mund. Schlagartig beginnen Thomas’ Wangen zu glühen.
    »Da drüben ist ein Kiosk. Ich hole sofort ein Fläschchen. Zum Anstoßen!« Kaum hat sie ihren Plan verkündet, ist sie auch schon weg. Ich hingegen schiebe mich vor zum puderroten Thomas.
    »Bist du wahnsinnig? Ist das deine Art, Probleme zu lösen?«
    »Sie hat mich geküsst! Ich habe das Richtige getan. Hast du nicht gesehen, wie glücklich ich meine Frau gemacht habe?«
    »Thomas!«
    »Na gut. Ich habe vielleicht mit dem Gerede von Härte undDominanz ein kleines bisschen … ich will es mal übertrieben nennen, aber …«
    »Du kannst doch nicht einfach die schwangere Mona zum Mond schießen und davon ausgehen, dass die Probleme damit geklärt sind.«
    Thomas dreht sich zu mir um. Die Röte fällt aus seinem Gesicht wie nicht ganz trockene Farbe, der man mit einem Wasserstrahl zu Leibe rückt.
    »Mona ist schwanger?«
    Aus dem Augenwinkel sehe ich Lena, mit zwei Flaschen Sekt bewaffnet, auf den Kombi zusteuern. Noch bevor sie wieder den Wagen erreicht, lässt sie einen der Korken knallen.
    »Thomas, hör mir jetzt zu! Ich werde das nicht länger vor meiner Freundin geheim halten. Ich stecke in einem

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