Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke

Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke

Titel: Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Möller
Vom Netzwerk:
zum Fernseher starren, hervor.
    »Guten Morgen.«
    Der nackte Mann in meinem Bett sieht mit fassungslosem Blick und abstehenden Haaren von mir zum Fernseher und wieder zurück.
    »Du lässt dich von Susan Winter wecken?«
    »Ja. Zeitschaltuhr. Ihre Sendung wird morgens wiederholt.«
    »Ich weiß«, knirscht er.
    »Schon gut, schon gut. Ich mach sie aus.«
    »Diese Frau kann doch wirklich keiner ertragen.«
    »Ich habe beim Shooting schon gemerkt, dass du sie nicht sonderlich magst.«
    »Das ist doch auch kein Wunder bei dem, was die so alles quatscht!«
    Moritz schiebt sich aus dem Bett und schleift die Bettdecke hinter sich her. Ich bleibe, überrascht durch die schnelle Flucht, im Bett sitzend zurück. Meine Hand greift zur Fernbedienung auf dem Zeitschriftenstapel neben mir und knipst Susan Winter aus.
    »Wenn du auf dem Weg zum Kühlschrank bist, der ist leer. Es sei denn, du willst ein paar Würste aus dem Glas frühstücken.«
    »Passe!«, knurrt Moritz mir durch den Spiegel entgegen. »Aber wir können ja frühstücken gehen. Gibt es hier etwas in der Nähe?«
    »Nein«, antworte ich, ohne weiter über tatsächlicheMöglichkeiten nachgedacht zu haben. »Außerdem müssen wir in einer halben Stunde in der Redaktion sein.«
    »Auch wieder wahr. In diesem Falle denke ich, dass es das Beste wäre, wenn wir zeitgleich statt nacheinander duschen. Was meinst du?«
    Als Antwort steige ich nackt aus dem Bett, laufe mit laszivem Wimpernschlag an Moritz vorbei in die Dusche und drehe die Brause auf.
    *
    Nach ungefähr viermal so langer Duschzeit wie gewöhnlich und mit schrumpeligen Fingern und Zehen verlassen Moritz und ich die Wohnung. Unsere Haare riechen nach Badezusatz, unsere Haut nach Sex und Bodylotion.
    Ich möchte Moritz gerade von hinten einen Arm umlegen, während er die Haustür aufschiebt, als plötzlich Lena vor uns in der Morgensonne steht. Ich bin so überrumpelt von ihrem Erscheinen, als würde ich schlagartig zurück in eine andere Welt gezogen. Ich weiche einen Schritt von Moritz zurück und beginne zu stottern.
    »Ha…hallo, Lena. Das ist ja eine Überraschung. Was machst du denn hier?«
    »Ich wollte gerade bei dir klingeln. Weil ich noch kurz mit dir reden wollte, bevor du zur Arbeit gehst. Und wer ist das?«
    »Wer ist wer?«, frage ich ohne Verstand.
    Moritz und Lena sehen mich etwas verwirrt an, bis sie sich freundlich lächelnd die Hände reichen.
    »Ich bin Moritz. Fotograf beim MeMa . Dort habe ich Anna kennen gelernt. Auch wenn sie sich wohl gerade nicht daran erinnern kann.«
    Lena erwidert Moritz’ charmantes Lächeln.
    »Freut mich sehr. Lena. Ich bin immer dabei, wenn Anna von Mädelsabenden erzählt.«
    »Tut sie nicht.«
    Mir wird irgendwie unwohl. Ohne Frühstück das Haus zu verlassen empfiehlt sich einfach nicht. Während Lena und Moritz sich einen Spaß aus der Sache zu machen scheinen, versuche ich, endlich von dieser Wohnungstür weg und der Situation im Speziellen zu entkommen, bevor am Ende auch noch Frau Sondtheim hier auftaucht.
    »Also, Lena. Ich hab jetzt leider gar keine Zeit. Wir müssen in die Redaktion. Worum geht es denn? Können wir vielleicht später telefonieren?«
    Bevor Lena antworten kann, schiebt sich Moritz dazwischen.
    »Oh, ich muss vor der Arbeit noch in meinem Atelier etwas erledigen. Bis später«, wendet er sich ohne ein weiteres Wort von uns ab und läuft gen Straße.
    In meinem Körper bäumt sich alles auf, als ich Moritz’ schmalen Rücken sehe, wie er sich von mir entfernt. Mit kribbelnden Fingern, die am liebsten Frau Sondtheims Geraninentöpfe auf dem Steinpflaster vor meinen Füßen zerspringen lassen würden, drehe ich mich zu Lena um.
    »Was ist denn jetzt!«
    Etwas verwirrt durch meine sichtlich unentspannte Tonlage, schreckt Lena zurück.
    »Das sieht aber ernst aus.«
    »Ich muss wirklich los. Was wolltest du denn?«
    »Thomas und Mona haben eine Affäre. Und das wohl schon eine ganze Weile, weil sie im vierten Monat schwanger ist.«
    »O mein Gott«, reagiere ich so überrascht und schockiert wie möglich. »Woher weißt du das? Hat Thomas dir das gesagt?«
    »Thomas? Ach nein. Das wäre ja ziemlich bescheuert von ihm.«
    »Aber woher weißt du dann …«
    »Als ich gerade den Laden aufräumen und vorkochen wollte, habe ich zur SUPPENKÜCHE geschaut und bemerkt, dass Mona ihre Fenster mit Zeitungspapier abklebt und ein Schild mit der Aufschrift Zum Verkauf in die Tür gehängt hat. Darum habe ich mir gedacht, ich gehe mal rüber. Mich

Weitere Kostenlose Bücher