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Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke

Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke

Titel: Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Möller
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Gewissenskonflikt, verstehst du. Aber ich denke dennoch, dass es moralisch weniger verwerflich wäre, wenn du endlich mit Lena redest, als wenn sie es von mir hört. Du hast genau vierundzwanzig Stunden Zeit! Ich meine es ernst, ich werde ganz sicher morgen Abend mit ihr reden.«
    In dem Moment reißt Lena die Vordertür des Wagens auf und rutscht auf den Sitz.
    »Die hatten nur Sekt. Kinder, das ist einer der glücklichsten Tage meines Lebens! Mein Laden ist nicht mehr bedroht! Und das habe ich meinem starken, sexy Mann zu verdanken. Thommy, Schatz! Lass uns die Kleine auf der Rückbank schnellstmöglich rausschmeißen, und dann machen wir uns eine schöne, wilde, unverschämt anrüchige Nacht.«
    »Nur zu!«, sage ich kleinlaut und überlege, ob dies ein guter Zeitpunkt wäre, um noch mal schnell bei Wolle vorbeizuschauen. In diesem Moment klingelt mein Handy. Auf dem Display erscheint das Bild von meinem Nachbarn.
    »Tim! Hallo? Was gibt’s?«
    »Hallo Anna. Wo steckst du?«
    »Ich bin auf dem Weg nach Hause. Thomas bringt mich. Warum?«
    »Bei uns vor der Haustür sitzt ein Mann auf den Stufen, der behauptet, dich zu kennen.«
    »Oh? Wie sieht er denn aus?«
    »Gut, Anna. Zu gut, um mir keine Magenschmerzen zu bereiten, dass er auf dich wartet. Es ist der Typ, den du damals in diesem Club kennen gelernt hast, in den du mich geschleift hast.«
    Ich halte eine Hand vor das Handy und rufe vom Rücksitz Thomas zu: »Fahr schneller!«
    »Anna? Bist du noch dran? Was soll ich diesem Typen sagen? Oder soll ich ihn für dich vertreiben? Belästigt er dich?«
    »Nein. Danke, Tim, aber darum kümmere ich mich selbst.«
    *
    Als ich aus dem Wagen von Thomas und Lena springe, atme ich tief durch. Die Hecke versperrt mir den Blick auf die Treppenstufen vor der Haustür. Zwischen Hoffen, dass Moritz dort sitzt, und Bangen, dass er es nicht tut, taumle ich die nächsten Schritte über den Bürgersteig. Das Herz schlägt mir gegen die Brust, während ich versuche zu eruieren, welches Gefühl in mir stärker ist, die Sehnsucht nach einem Mann oder die Angst davor, die Kontrolle über mich zu verlieren, wenn ich mich weiter auf ihn einlasse. Bevor ich um die Hecke biege, bleibe ich stehen und atme ein und aus, um meinen Körper zu beruhigen.
    Was mache ich hier nur?
    Mein Blick fällt auf den Ring an meinem Finger. Ich drehe ihnwie so oft in letzter Zeit hin und her, so dass der Mond den kleinen Stein zum Funkeln bringt, als ich auf einmal Gelächter in unerträglich hohem Ton durch die Hecke dringen höre.
    Frau Sondtheim!
    Ich kann es kaum glauben.
    Meine Nachbarin sitzt auf der Treppenstufe vor dem Haus und lacht über Moritz’ Witze. Ich habe bis jetzt noch niemanden gesehen, der im ersten Kontakt mit Moritz, statt sich über seinen eigenartigen Umgang mit Menschen oder die abweisende Art zu ärgern, mit ihm zusammen über irgendetwas lacht.
    Na ja. Frau Sondtheim eben.
    Verrücktheit hat ja auch viele vorteilhafte Aspekte.
    Als Moritz mich erblickt, räuspert er sich kurz und lächelt mich von seiner Stufe aus an, dass ich schmelze.
    »Anna«, sagt er, und ich kann mich nicht erinnern, jemals in meinem Leben etwas Schöneres gehört zu haben.
    »Ach, das Fräulein Lenartz!«, schiebt Frau Sondtheim sich zwischen Moritz und mich. »Gut, dass ich Sie sehe. Die neueste Ausgabe Ihrer Gala ist in meinem Briefkasten gelandet. Ich weiß ja nicht, was Sie an diesem Schund finden, aber bitte. Mich geht das ja im Grunde nichts an. Wissen Sie«, wendet meine Nachbarin sich, eine offene Handfläche auf das Dekolleté gepresst, an Moritz, »ich bin die Art von Mensch, der sich kein Urteil über andere bildet, aber da wir schon mal darüber reden, ich frage mich ja immer, wer diese Blättchen nur konsumiert …«
    »Du liest die Gala?« Moritz blickt von Frau Sondtheim wieder zu mir.
    »Ja.«
    Frau Sondtheim entweicht ein mitleidiger Fiepton.
    »Das ist ja ein Zufall. Ich habe mal für die gearbeitet.«
    »Ach ja? Na, also wissen Sie, die Fotos, die sind auch immer richtig gut!«, flötet Frau Sondtheim.
    Ich verdrehe die Augen und beginne den Wohnungsschlüssel aus der Jeanshosentasche hervorzuziehen. »Woher wissen Sie das denn?«, schiebe ich mich an den beiden vorbei. Zu meiner Freude folgt Moritz mir in den Hausflur. Mein Blick fällt auf den Gala-leeren Briefkasten. »Gute Nacht, Frau Sondtheim!«
    Als meine Nachbarin hinter ihrer Wohnungstür im Erdgeschoss verschwindet und das Licht im Hausflur erlischt, drückt Moritz meinen

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