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Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke

Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke

Titel: Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Möller
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verstehe, Anna.«
    Sanft schiebt er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und lächelt.
    »Danke für deine Offenheit.«
    Ich beiße mir auf die Unterlippe, während ich mich frage, ob dies der richtige Zeitpunkt wäre, um auch noch Moritz zu erwähnen.
    »Und noch etwas, Anna. Du gibst mir mehr, als eine stabile Beziehung geben kann.«
    Die Nähe zwischen Alex und mir macht mich schwindelig.
    »Ich muss jetzt gehen.«
    Ein letztes Lächeln, ein sanftmütiges Nicken, dann widmet sich Alex wieder der Tastatur, um den Raum mit Chopin zu füllen. Als ich mich noch einmal nach ihm umdrehe, bevor ich die Wohnung verlasse, sehe ich Thomas, wie er gerade Alex über den Flügel eine Flasche Kölsch zuschiebt.
    *
    »Es war eine ganz tolle Party gestern bei meinen Freunden«, lüge ich. »Du hättest ruhig mitkommen sollen.« Moritz und ich sitzen auf einer karierten Decke auf meinem Balkon und genießenmittlerweile die zweite Flasche französischen Rotwein mit Oliven aus Lenas Laden, während unsere Wangen im Abendrot der Sonne glänzen. Mit Moritz ist das Leben leicht. Ach, was sage ich, es ist schwerelos. Vor allem, wenn seine Lippen nach Rotwein schmecken und die Haut nach einem Tag voll Sonne riecht.
    »Ich komme sicher irgendwann mal mit, aber im Moment habe ich selbst so viel um die Ohren.«
    »Sicher?«, frage ich, während Moritz mich mit einer Olive füttert.
    »Sicher. Es ist ja auch interessant zu sehen, wer deine Freunde sind. Hm. Und außerdem kenne ich ja schon Lena und Christina und sogar deinen Exfreund. Wie hieß er noch?«
    »Frederik.«
    »Ach ja. Frederik.«
    Ich greife zum Rotweinglas und lasse meinen Blick über die Dächer Kölns streifen bis zum Horizont, an dem die Sonne zwischen ein paar kleinen tieforangefarbenen Wolken hängt.
    »Warum so ein betrübter Blick, Anna?«
    »Ich würde mich gern mit Christina aussprechen. Ich habe ihr verziehen. Irgendwann in einer Nacht des letzten Monats. Und jetzt vermisse ich sie.«
    Moritz sieht mich fragend über sein Rotweinglas hinweg an, so dass ich mich zu einer Erklärung gezwungen fühle.
    »Christina hatte recht, als sie sagte, dass die Liebe einen Dinge tun lässt, gegen die man irgendwie machtlos ist.«
    »So? Wie kommst du denn zu der Einsicht?«, kokettiert Moritz.
    »Soll ich es dir wirklich erklären?«
    In Moritz’ Wangen zeichnen sich kleine Grübchen ab.
    »Ich selbst bin betroffen!« Meine Stimme klingt verschwörerisch. »Ich meine es ernst. Du bringst mich durcheinander. Du lässt michDinge tun, die ich noch nie zuvor in meinem Leben getan habe. Du entrückst meinen Verstand. Du nimmst mir meinen freien Willen, weil alles, was ich will, immer irgendwo bei dir endet. So etwas ist mir noch nie im Leben passiert. Und meine Freundin Lena sagt, es ist mir noch nie passiert, weil ich immer schnell genug weggelaufen bin, wenn es angefangen hat, mir wirklich etwas zu bedeuten. Ich habe mich jahrelang in einer Beziehung versteckt, die mir Sicherheit gab, aber in der ich mich nicht lebendig gefühlt habe. Du machst mich lebendig. Nein, mehr noch, wenn ich bei dir bin, hat das Leben eine Intensität, die manchmal droht, mich umzuwerfen. Ich liebe dich, Moritz. Ich meine es ernst. Ich habe diese Worte noch nie derart in ihrer Bedeutung begriffen wie jetzt in diesem Moment, wo ich sie dir sage.«
    Moritz wendet den Blick von mir ab und sieht irgendwo ins Dunkle der Nacht.
    »Wie schade, dass du bei all dem, wie du mir ja selbst erklärt hast, keine Frau fürs Leben bist.«
    Mit großen Augen betrachte ich den Ernst in seinem Profil, während ich mich selbst an meine eigenen Worte erinnere. Mit einem Mal springe ich auf und lehne mich über das Balkongeländer. Mit einer schnellen Bewegung ziehe ich mir den Ring vom Finger, lasse ihn noch ein letztes Mal zwischen meinen Fingerspitzen funkeln und werfe ihn in hohem Bogen vom Balkon. Das darauf folgende Plop-Geräusch verrät mir, dass das Schmuckstück mal wieder im Teich von Frau Sondtheim gelandet ist.
    »Was war das denn?«
    »Das war meine Freiheit. Ich habe sie über Bord geworfen.«
    »Die Freiheit ist ein hohes Gut!«
    »Ich will nicht frei sein. Ich will dein sein.«
    »Anna. Du bist betrunken!«
    »Nein, bin ich nicht.«
    Na gut. Vielleicht ein bisschen. Aber das ändert rein gar nichts.
    Moritz’ Blick wandert erneut in die Ferne, und so erklärt er mehr der Nacht als mir: »Für dich würde ich auch auf meine Freiheit verzichten.«
    Ich spüre mein Herz schlagen und den bohrenden Wunsch in mir,

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