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Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke

Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke

Titel: Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Möller
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in großen Anteilen über Moritz –, dass ich tatsächlich gestern das Wort Heiraten benutzt habe. Schließlich wende ich mich von ihm ab und drehe mich in Richtung Domplatte, um mich nach einem Café umzusehen, in dem Moritz und ich bei einem Latte macchiato über alles andere außer uns reden können, als ich eine dicke, kleine, mir durchaus bekannte Gestalt direkt vor meiner Nase wahrnehme.
    »Frau Lenartz, ach. So sieht man sich wieder.«
    Ich bin zu überrascht, um zu antworten, und trete einen Schritt zurück in Richtung Moritz. Als ich ihn fast anrempele, bemerkt er den Mann vor mir. Kritisch sieht er von ihm zu mir.
    »Oh, Moritz, darf ich vorstellen. Das ist Herr Zwerger. Mein ehemaliger Chef. Und das ist Herr Winsberg. Er ist mein Kollege.«
    Moritz schenkt Herrn Zwerger einen flüchtigen Blick, dann sieht er mich mit zusammengekniffenen Augen an, um zu erkennen, woher die Erregtheit in meiner Stimme kommt.
    »Ach«, antwortet Herr Zwerger in abschätzigem Ton. Er dreht mir eine Schulter zu, um erst an Moritz herabzublicken und schließlich zu sagen: »Ein Kollege. So, so.«
    »Ja.« Moritz’ Stimme ist fest. »Und wir müssen jetzt auch weiter.«
    »Sicher. Hat Ihnen das Fräulein Lenartz auch erzählt, warum ich sie rausgeschmissen habe?«
    »Was?«, entfährt es mir.
    Moritz schiebt einen Arm vor meinen Oberkörper, um mich daran zu hindern, auf meinen ehemaligen Chef loszugehen.
    »Sie hat mich angehurt! Ein billiges Flittchen ist sie!«
    Moritz’ Blick verengt sich. Mit einem Ruck greift er nach Herrn Zwergers Krawatte und schnürt ihm die Luft ab. Er zieht ihn und zerrt ihn. Moritz’ Gesicht wird rot. Die Haut über seinen Fingerknochen färbt sich kreideweiß. Herr Zwerger beginnt zu schwitzen.
    »Ha! Lassen Sie mich raten, Herr Winsberg, das Fräulein Lenartz hat Sie auch schon angehurt!«, ruft er hämisch aus und schiebt Moritz eine Faust in den Bauch. Moritz krümmt sich. Holt zum Schlag aus. Mein Herz pocht so laut, dass alle anderen Geräusche um mich herum dumpf werden. Ich schwitze. Herr Zwerger schwitzt. Und lächelt überheblich. Moritz schlägt zu. Der dicke Körper von Herrn Zwerger taumelt. Blut fließt ausseinem Mund. Moritz reibt sich die Faust. Ich will hier weg. Schließlich stellt Herr Zwerger selbst entsetzt fest, dass er aus Mund und Nase blutet. Das ist das Letzte, was ich sehe, bevor ich hintenüberkippe.
    *
    »Anna?«
    »Hm.«
    Ich liege in einer Luxusboutique auf dem Boden. Langsam tasten sich meine Augen durch den Raum. Zwei Verkäuferinnen starren mich an. An meinem Kopf steht ein Sanitäter. Links von mir vor einer Glasvitrine sitzt Herr Zwerger und drückt sich eine Art Mullbinde unter die Nase, während ein zweiter Sanitäter seine Verletzung verarztet. Mein Blick wandert weiter die Glasfront der Boutique entlang, hinter der sich der Dom in den Himmel schiebt. Rechts neben mir kniet Moritz und hält meine Hand.
    »Anna.«
    Mein Gott, ist das peinlich!
    Schrecklich!
    Wo ist das Loch, in das ich auf der Stelle versinken kann?
    Ich liege in einer Luxusboutique auf dem Boden!
    Sofort schrecke ich vom Teppich auf. »Ich kann kein Blut sehen«, erkläre ich Moritz und ziehe meine Finger aus seiner Hand. »Das ist alles, ich kann kein Blut sehen«, rappele ich mich zurück auf meine Beine. »Es geht mir gut, es geht mir gut, okay«, sage ich zu Moritz.
    Und zu mir selbst: Anna! Hör auf zu schwanken! Wenn du jetzt erneut nach hinten umfällst, verzeihe ich dir das nie!
    Moritz legt einen Arm um mich. Absolut unnötig, versuche ichihm mit dem Winden aus seiner Umarmung zu sagen, er lässt mich jedoch nicht los.
    »Ich werde Sie anzeigen! Wegen Körperverletzung«, schnieft Herr Zwerger unter seiner Mullbinde in unsere Richtung.
    »Gern!«, antwortet Moritz und schiebt mich aus dem Luxusladen. Die Sonne blendet mich. Die frische Luft füllt meine Lunge, endlich kann ich wieder sicher auf meinen Füßen stehen. Moritz hebt kurz mein Kinn, sieht mir böse in die Augen und küsst mich schließlich mit einem tiefen Seufzer auf meine Schläfe. »Mach so was nie wieder, Anna! Verstanden? Du hast mich zu Tode erschreckt!« Er zieht mich nah zu sich heran und seufzt erneut. »Ich bringe dich jetzt zu deiner Freundin.«
    *
    Eine kurze Autofahrt durch die Innenstadt später parkt Moritz seinen Wagen auf dem Bürgersteig vor der PETIT CUISINE. Ich kann Lena durch die Scheibe sehen, wie sie hinter der Theke aufguckt und mich im Wagen erkennt. Bevor Moritz aussteigt, wendet er sich über

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