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Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke

Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke

Titel: Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Möller
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gesagt hast. Ich … ich glaube«, stottere ich und drehe den Ring an meinem Finger nervös hin und her,»ich denke, das mit Moritz ist etwas Ernstes. Und ich werde mir alle Mühe geben, es nicht kaputtzumachen.«
    »Moritz also.« Astrid nickt Lena wissend zu.
    »Du hast es ihr schon erzählt?«, wende ich mich verdutzt an Lena.
    »Aber sicher, Schätzchen.«
    Astrid zuckt unschuldig mit den Schultern und strahlt aus ihren verheulten Augen, dann sieht sie von mir zu Lena und klatscht in die Hände.
    »Mein Gott, Mädels, entschuldigt, dass ich das jetzt sagen muss, aber irgendwie sind wir alle ganz schön bescheuert!«
    Stille.
    Dann beginnt Lenas Körper sich auf und ab zu bewegen, bis sie vor Prusten fast nicht mehr an sich halten kann. Astrid tut es ihr nach und lacht so herrlich fröhlich, dass ihr erneut die Tränen kommen, bis auch ich nicht anders kann, als herzlich mit meinen zwei besten Freundinnen zu lachen, bis uns allen das Make-up unter den Tränen verläuft.
    *
    Nachdem Lena uns das offizielle Ende ihrer inoffiziellen Affäre verkündet hat, macht sie das, was alle vernünftigen Frauen in dieser Situation tun würden. Sie steuert auf das Zentrum einer jeden Party, die Küche, zu und erobert absolut unvernünftig die teuerste Flasche Champagner.
    Astrid ist im Badezimmer hängen geblieben und versucht jetzt schon seit einer halben Stunde, ein Lebenszeichen oder eine heiße Spur von Sebastian mittels Durchtelefonieren ihrer Handykontakte zu erhalten, während ich von Thomas aus der Küche weg auf denBalkon gezerrt werde. Das Letzte, wonach mir jetzt ist, ist ein Vieraugengespräch mit Thomas. Sogar noch vor einem Fotoshooting mit Christina, bei dem sie umwerfend gut aussieht, während ich nur gut mit Zynismus um mich werfe.
    Als Thomas mich durch das Schlafzimmer schiebt, fällt mir auf, dass Alex die Betten mit kühlen Baumwolllaken bezogen hat. Sehr geschmackvoll, denke ich mir. Lenas Nochehemann lehnt am Geländer des Balkons und schiebt sich mit einem Fingernagel unruhig Nagelhaut hin und her. Sein ganzer gedrungener Körper scheint irgendwie zu vibrieren, und die Schweißperlen auf seiner Stirn funkeln im Licht des Mondes.
    »Anna. Ich habe einen ganz großen Fehler gemacht.«
    Bevor er weitersprechen kann, stelle ich mich vor ihn, sehe ihm direkt in die Augen und hindere ihn daran weiterzureden.
    »Thomas! Vielleicht hast du einen Fehler gemacht. Vielleicht hast du keinen gemacht. Ich weiß es nicht. Ich habe noch nie verstanden, was uns Menschen dazu treibt, bestimmte Dinge zu tun, und ob sie zu vertreten sind, wenn nur die Motive, die uns zu jenen Dingen treiben, edle sind. Aber ich glaube, dass du aufhören musst, das alles mit mir zu besprechen.«
    Thomas sieht mich wie gebannt an. Sein Körper ist unter Spannung, die Augen weit aufgerissen, der Kopf voll wirrer Gedanken, die sich scheinbar nicht ordnen lassen wollen.
    »Wahrscheinlich hast du recht«, erwidert er mit zitternder Stimme.
    »Ich kann ohnehin nichts für dich tun.«
    Mit einem tiefen Seufzer erhebt sich Thomas’ gedrungener Körper, um schließlich in sich zusammenzufallen. Er taumelt ins Schlafzimmer und lässt sich mit letzter Kraft auf die Bettkante fallen. Ein dunkler Schatten verbirgt sein Gesicht, ich erahne jedoch amkurzen, abgehackten Atem und dem leichten Zucken der Schultern, dass soeben für mich Schlimmstmögliches eingetreten ist! Thomas sitzt auf dem Bett und weint. Verdammt. Ich stehe wie angewurzelt zwischen Schlafzimmer und Balkon, als mir klar wird, dass ich natürlich etwas für Thomas tun kann. Den letzten Mann, der vor mir geweint hat, habe ich noch mit Kinderhänden fest umschlungen. Er wurde verlassen. Von seiner Frau. Nicht weil er eine Affäre mit seiner Nachbarin hatte, sondern weil er zu langweilig dafür war, eine Affäre mit seiner Nachbarin zu haben.
    Und auf einmal laufen meine Füße über den Schlafzimmerboden, ohne dass ich es befohlen habe; meine Arme legen sich um Thomas’ Schultern, ohne dass ich es will, und meine Hände fahren ihm behütend über den Rücken, ohne Einsicht, warum.
    Nach einer mir endlos vorgekommenen Ewigkeit wischt Thomas sich die Tränen aus dem Gesicht, bedankt sich bei mir und erklärt mit einem ersten Versuch, wieder auf den Füßen Halt zu finden, dass er jetzt mit Lena reden wolle. Als sich die Tür hinter Thomas schließt, falle ich erschöpft in die Kissen hinter mir.
    Ein weinender Thomas.
    Auch das noch.
    Mein Gott, wir Erwachsenen haben doch alle einen

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