Einzige Bedingung - Liebe
Hatte sie sich vielleicht vernachlässigt gefühlt? Hatte sie geglaubt, dass er sich ihrer schäme?
„Nicht nötig“, sagte Ric ruhig. „Die beiden gehen schon. Wenn du sie zurückhaben willst, musst du es geschickter anfangen. Sie wird sicher nicht in ihrem stillen Kämmerlein sitzen und sich die Augen nach dir ausheulen.“
Verdammt, Ric hatte recht. Ryan war überzeugt gewesen, dass Jessica ihren Fehler einsehen und reumütig zu ihm zurückkommen würde. Aber seit er sie hier mit Xander hatte flirten sehen, war er nicht mehr so sicher. Wenn er nicht schnell etwas dagegen tat, würde er sie für immer verlieren.
Jessica gehörte zu ihm. Irgendwie musste er einen Weg finden, sie zu zwingen, mit ihm Zeit zu verbringen. Diesmal würde er es anders anfangen. Er würde alles dafür tun, dass sie nicht mehr auf die Idee kam, einen anderen Mann auch nur anzusehen.
Aber im Augenblick konnte er nichts anderes tun, als zuzusehen, wie die Frau, die ihm wichtiger war als alle rosa Diamanten der Janderra-Mine, mit diesem großen blonden Schmuckdesigner die Bar verließ.
Jessica hatte das Gefühl, dass die Zeit nur so verflog. Der Tag hatte einfach zu wenig Stunden, und sie hatte unglaublich viel zu tun. Das Geschäft lief sehr gut, und außerdem war die Show vorzubereiten. Jeden Abend kam sie vollkommen erschöpft nach Hause. Wahrscheinlich hatte ihre ungewöhnliche Müdigkeit mit der Schwangerschaft zu tun. Bei dem Gedanken musste sie lächeln. Das war es wert, und alles würde vergessen sein, wenn das Baby erst einmal auf der Welt war. Sie konnte es kaum erwarten, dieses neue kleine Leben endlich in den Armen zu halten.
Als sie am Freitagmorgen das Geschäft betrat, war sie mit den Gedanken schon beim Wochenende. Noch ein langer Tag, und sie würde sich erst einmal ausruhen können.
Zu ihrer Überraschung wartete Ryan in ihrem Büro, in der Hand einen Becher Kaffee. Er sprang sofort auf, als sie durch die Tür trat.
„Bleib doch sitzen.“ Aufatmend ließ sie sich in ihren Schreibtischsessel fallen. Sie war gerade bei ihrem Frauenarzt gewesen und hatte ihm auch von ihrer ständigen Müdigkeit erzählt. Er hatte ihr ein Eisenpräparat verschrieben und gemeint, dass die Zeit der Morgenübelkeit eigentlich bald vorbei sein müsste, da sie jetzt im vierten Monat war. Wie wunderbar. Sie hätte den Mann küssen können.
Dann aber hatte er ihr gesagt, dass sie damit rechnen müsste, hin und wieder unter Konzentrationsschwierigkeiten zu leiden. Das sei typisch für diese Phase der Schwangerschaft. Sie hatte laut aufgestöhnt, denn das konnte sie gerade in dieser Zeit nicht gebrauchen.
Als Ryan sich wieder hingesetzt hatte, griff Jessica nach ihrem Kalender. „Ich kann mich nicht erinnern, dass wir einen Termin haben“, sagte sie kühl.
„Haben wir auch nicht.“ Er nahm einen Schluck und sah sie dann über den Rand des Bechers mit seinen grünen Augen forschend an. „Aber ich möchte dich darüber informieren, bevor du es von anderen hörst, dass ich wegen der Vorbereitungen für die Show in der nächsten Zeit hier arbeiten werde.“
„Hier? Warum das denn?“
„Das ist doch sehr sinnvoll.“
„Wieso denn? Kimberley ist auch an den Vorbereitungen beteiligt und macht das von der Zentrale aus.“
„Kimberley kümmert sich nur um die PR. Da sie mit Holly und noch ein paar anderen in der Zentrale zusammenarbeitet, wäre es sinnlos, sie hierherzuversetzen.“ Er lehnte sich zurück und betrachtete Jessica lächelnd. „Ich möchte hier in der Mitte des Geschehens sein. Dort, wo die Show stattfindet. Wo der Schmuck ausgestellt wird und wohin die Besucher kommen.“
„Aber wo willst du sitzen?“ Sie versuchte, ruhig zu bleiben und ihm nicht zu zeigen, wie sehr sein Vorschlag sie innerlich aufwühlte. „Du brauchst einen Platz. Es gibt keine freien Räume, und ich kann dich ja schlecht in die Kantine verfrachten.“
Ihr war egal, dass das mehr als abweisend klang. Sie wollte nicht, dass er den ganzen Tag in ihrer Nähe war, sodass sie ständig daran erinnert wurde, was sie verloren hatte.
Das wäre zu quälend.
Vor allem aber bestand die Gefahr, dass er ihre Schwangerschaft entdeckte.
Er hob nur kurz die Schultern. „Ich finde schon was. Da ist doch ein kleines Besprechungszimmer gleich nebenan. Da kann ich mich erst mal reinsetzen.“
„Aber du kannst deinen Laptop dort nicht benutzen, weil die Steckdosen zu weit von dem Tisch entfernt sind.“ Sie wusste, dass Ryan immer vergaß, die Akkus aufzuladen.
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