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Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition)

Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition)

Titel: Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Krzywik-Groß , Torsten Exter , Stefan Holzhauer , Henning Mützlitz , Christian Lange , Stefan Schweikert , Judith C. Vogt , André Wiesler , Ann-Kathrin Karschnick , Eevie Demirtel , Marcus Rauchfuß , Christian Vogt
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Karbidpreisen, damit wurden auch Droschken und Beleuchtung teurer. Den Donner der Explosion hatte man gestern vom ungefähr zehn Kilometer entfernten Kraftwerk bis hierher hören können. Glücklicherweise – und gegen jede Physik – hielten sich Schäden und Verletzte in Grenzen. Tote waren nicht zu beklagen.
    Auf der anderen Seite schien es mit dem Bau der Eulenberg-Linie voranzugehen. Er hätte nicht darauf gewettet, dass diese Unternehmung einen erfolgreichen Abschluss finden würde. Anscheinend hatte er sich geirrt. Welche Wunder die modernen Technologien doch hervorbringen konnten! Eines Tages, dessen war er sich sicher, sähe man sich in der Lage, auch den Frost dauerhaft aus Nordeuropa zu vertreiben.

    Es musste von der Mastaba der Khefnephet einen Weg zur Großen Pyramide geben, dessen war sich Heinrich inzwischen sicher. All seine Forschungen und die Querverweise in den Aufzeichnungen, jenen des Museums wie den eigenen, wiesen fraglos darauf hin. Seiner Auffassung nach. Doch er war kurz davor, an dieser Meinung, der er sich so gewiss gewesen war, zu verzweifeln, denn er kam keinen Schritt weiter. Fand nicht, wonach er suchte: einen unterirdischen, geheimen Zugang zur Cheops-Pyramide. Heinrich wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er war davon überzeugt, dass er recht hatte. Alles deutete darauf hin, dass man die ältere Grabstätte nachträglich als verborgenen Zugang zum historisch neueren Mausoleum des Pharaos genutzt hatte, warum auch immer.
    Der Forscher aus der Colonia wünschte, er könne sich der Atemmaske entledigen, die zu einem Tank auf seinem Rücken führte, doch das wäre viel zu perikulös gewesen. In den Totenstädten wimmelte es von Schimmelpilzen, die für Menschen äußerst toxisch waren. Das hatten andere Gelehrte vor ihm auf bittere Art und Weise erfahren müssen, denn nicht wenige von ihnen gingen daran zugrunde. Unterstützt durch den Aberglauben der Ægypter hatte man jahrelang hinter vorgehaltener Hand von pharaonischen Flüchen gemunkelt, bis der Barmer Arzt und Forschungsreisende Ernst Ferdinand Sauerbruch nachweisen konnte, dass die Todesfälle auf dem Einatmen von Schimmelpilzen beruhten, die sich sodann in der Lunge der Befallenen ausgebreitet und diese binnen kürzester Frist vergiftet hatten. Das hatte die Erforschung der Mastabas und Gräber für einige Zeit zum Erliegen gebracht. Bis die Pneumomaske erfunden wurde, ein Gerät, das man mittels eines Lederriemens über Mund und Nase befestigen konnte und das verhinderte, dass unerwünschte Partikel in die Atmungsorgane eines Menschen einzudringen vermochten. Einfache Modelle filterten schlicht nur die Luft durch Aktivkohle oder andere chemische Vorrichtungen, teurere wie die Heinrichs und Farids bezogen Sauerstoffgemisch aus einer kompakten Pressluftflasche. Besonders Unentwegte experimentierten sogar damit, sich mittels dieser Apparaturen längere Zeit unter Wasser aufzuhalten, statt in klobigen Anzügen, die über Schläuche Sauerstoff von der Oberfläche erhielten. Der Archæologe hielt dies für spinnert, wenn nicht gar hochgradig gefährlich, doch in den Grabstätten leisteten die Atemapparate vortreffliche Dienste.
    Außer Farid und ihm war niemand in der Mastaba. Zwar hatte ihm Al Hadary Aufpasser an die Seite gestellt, doch diese hatten es bereits vor Wochen aus Langeweile vorgezogen, ihn allein wirken zu lassen. Wahrscheinlich meldeten sie täglich ans Museum, dass alles in Ordnung sei. Die Pyramiden standen seit Tausenden von Jahren, was konnte ein einzelner Europäer schon für einen Schaden anrichten? Einen entsprechenden Satz hatte jedenfalls Farid einen Tag, ehe niemand mehr kam, um sie zu überwachen, aufgeschnappt.
    Während er über all dies nachsann, wurde ihm klar, wie sinnlos diese Gedanken in seiner derzeitigen Situation waren, denn sie brachten ihn auf dem Weg zu seinem eigentlichen Ziel keinen Schritt weiter. Deswegen atmete er tief durch, um sich wieder auf das zu konzentrieren, was er wirklich suchte: einen Zugang zu den unbekannten Räumen der Großen Pyramide des Chufu, auch als Cheops bekannt. Beinahe schon der Verzweiflung nahe griff er nach einem seiner Notizbücher in der Ledertasche. Blätterte darin. Er schüttelte den Kopf, steckte das Buch zurück, nahm ein anderes und schlug einer Eingebung folgend eine bestimmte Seite auf. Sein Finger strich über die Aufzeichnungen, die er vor Wochen gemacht hatte, Schweiß verschmierte Bleistiftstriche. Er übersah etwas, dessen war er sich bewusst,

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