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Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition)

Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition)

Titel: Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Krzywik-Groß , Torsten Exter , Stefan Holzhauer , Henning Mützlitz , Christian Lange , Stefan Schweikert , Judith C. Vogt , André Wiesler , Ann-Kathrin Karschnick , Eevie Demirtel , Marcus Rauchfuß , Christian Vogt
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versammelten. Wo der Beelzebub hauste – und schlimmer noch, wo die Friesen ihr Hochgotland haben mochten.

    Nummer Eins sah nicht, wie die Sonne sank. Der allgegenwärtige Nebel wurde einfach langsam dunkler. Gleichzeitig wurde es kälter, obgleich er dies kaum für möglich gehalten hatte.
    Dumpf schleppte er sich bergan. Der Weg, dem er folgte, musste doch irgendwo hinführen.
    Plötzlich fauchte der Drache wieder. Nummer Eins rutschte vor Schreck aus und kugelte einige Schritte bergab, bis ein Nadelbaum ihm schmerzlich Einhalt gebot. Er lachte laut. Ja, der Drache war unmittelbar über ihm. Ein großes Luftschiff, das zur Landung ansetzte. Die blinkenden Lichter waren Signallampen, mit denen das Schiff wohl seine Ankunft angezeigt hatte. Es war so nah, dass Nummer Eins meinte, es berühren zu könne. Tatsächlich war es sicher noch Dutzende Schritte über ihm, doch die blinkenden Lampen erhellten den Nebel so sehr, dass das gesamte Luftschiff zu erkennen war.
    Nummer Eins stolperte weiter bergan. Der Lärm des Schiffs würde die Geräusche übertönen, die er selbst machte. Falls es Wachen gab, würden sie ihn jetzt nicht hören. Er verließ den Weg, dem er bisher gefolgt war, und schlug sich ins Unterholz. Er krabbelte auf allen Vieren, erstaunt über die Kräfte, die noch in ihm schlummerten. War es die Aussicht auf Ruhm und Ehre, die ihn trieb? Oder nur die Hoffnung, irgendwo hier oben ein warmes Plätzchen zu finden?
    Etwas knisterte vor ihm und sprühte blaue Funken ins Dunkel. Nummer Eins hielt inne. Wieder knisterte es blau. Langsam kroch er weiter. Strom! Hier hatte jemand tatsächlich Stromleitungen quer durch den Wald gelegt und eine Art Einfriedung damit gebastelt. Galt es nur, ein paar Tieren einen schmerzlichen Stoß zu versetzen? Oder war das Berühren der Leitung tödlich?
    Nummer Eins wollte es nicht herausfinden. Er suchte kurz, fand einen größeren Ast und warf ihn über die Stromleitung. Ein Funkengewitter stob auf. Dann war Ruhe. Nummer Eins krabbelte vorsichtig näher. Der Draht war gerissen. Er sammelte seine letzten Kräfte und sprang über den Draht.
    Dann hielt er inne. Das Luftschiff schien gelandet zu sein. Er hörte noch immer das nun leise Fauchen der Motoren .
    Langsam huschte er weiter. Der Nebel lichtete sich. Nummer Eins hatte sogar den Eindruck, der Nebel sei künstlich, so als hätte man ihn absichtlich als Barriere um den Gipfel des Blocksbergs gelegt.
    Nein. Falsch. Dies war nicht nur der Gipfel des Blockberges, dies war Hochgotland. Nummer Eins richtete sich auf. Hier oben gab es keine Bäume mehr. Der Pfad wand sich weiter bergauf, mitten in eine Ansiedlung hinein. Am Rande des Orts hingen an riesigen Masten drei Luftschiffe vor Anker. Zwei trugen die Kennzeichen der Friesen, eines schien aus dem Zarenreich zu stammen.
    Kein Zweifel. Dies war Hochgotland. Nummer Eins frohlockte. Das Ehrenkreuz des Fürstentums war ihm sicher, und er würde seinen Geheimen Dienst ausbauen können. Sein Lebenswerk.
    „Halt!“
    Nummer Eins drehte sich nach der Stimme um. Ein Kind stand vor ihm. Ein Mädchen, vielleicht zwölf oder dreizehn Jahre alt, soweit er das im schummrigen Licht sehen konnte.
    „Wer bist du?“
    „Wer bist du?“, stellte sie die Gegenfrage.
    „Ich …“ Nummer Eins fiel ein, dass er keine Antwort hatte. Er konnte sich ja schlecht als Nummer Eins vorstellen. Wie war noch gleich sein richtiger Name?
    „Du bist ein Spion“, folgerte die Kleine richtig.
    „Nein, ich bin … nur ein Wanderer“, versuchte er zu lügen.
    Etwas zischte durch die Luft. Schmerzhaft machte seine Stirn Bekanntschaft mit etwas Hartem. Ein Stein fiel vor ihm zu Boden, Blut troff von seiner Stirn.
    „Ein Fremder“, schrie die Kleine plötzlich und warf einen weiteren Stein. „Ein Fremder!“
    Nummer Eins erlebte zum ersten Mal im Leben Panik. Fasziniert beobachtete ein kleiner Teil von ihm, wie der größere völlig ahnungslos war, was er tun sollte. Dann gewann er wieder Macht über sich und hastete los. Diesen Teil der Geschichte würde er später verheimlichen müssen. Seine Kameraden in Quedlinburg würden es nicht zu schätzen wissen, wenn er erzählte, wie er ein Mädchen …
    „Au!“
    Wieder traf ein Kiesel seine Stirn. Die Kleine war bemerkenswert zielsicher. Nur noch ein paar Schritte, und er hatte sie, und dann …
    Etwas Großes stürmte von der Seite herbei und stieß die Kleine weg. Nummer Eins hatte Mühe, rechtzeitig anzuhalten. Knapp einen Schritt vor dem Fremden kam er

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